Herr Appelt, Sie stehen seit 30 Jahren auf der Bühne. Wie würden Sie diese Zeit beschreiben?
Comedy „Auch ich habe viel Mist gebaut“
Krefeld · Am Sonntagabend ist Ingo Appelt in der Kulturfabrik. Ein WZ-Interview mit einem der bekanntesten Comedians des Landes.
Zack, zack, zack ... bei dem Comedian Ingo Appelt gibt es kein Pardon. Die Kulturfabrik lädt für den 26. Mai zur schaurig-schönen Gruppentherapie ein: „Besser …ist besser!“ heißt sein Programm. Die WZ hat vorab mit ihm gesprochen.
Ingo Appelt: Lustig. Sehr aufreibend. Ich war auch viel in Deutschland unterwegs, nicht nur auf der Bühne. Damals war ich Bildungsreferent und habe Betriebsräteschulungen gehalten. Eine sehr vielseitige Zeit, aber das ist das Altern auch. Gerade mit Mitte 20 ist alles spannend. Damals bin ich sehr glücklich in der Comedyszene aufgenommen worden. Es lief gerade der Wahlkampf, 1990, mit Oskar Lafontaine – „Stimmen für Oskar“. Dafür brauchten die einen Co-Parodisten und ich konnte das halt sehr gut. Zufällig kannte ich auch einen der Agenten und wurde dorthin vermittelt. Und dann stand der kleine Ingo in diesen riesengroßen Sälen, zwischen Peter Maffay und den ganzen Größen. Das war irre.
Ihr Programm heißt: „Besser ... ist besser!“ Wenn Sie in einem Satz den Inhalt wiedergeben würden, wie würde der lauten?
Appelt: Wo stehen wir und wo sind wir. Es ist eine Reflexion über das eigene Geschlecht, ein Männererziehungsprogramm.
Richtet sich ihr Programm aus einem bestimmten Grund oft an Männer?
Appelt: Mich hat die Beschäftigung mit dem eigenen Geschlecht schon immer interessiert. Ich reflektiere dabei die ganze Weltgeschichte. Ob Trump, Erdogan oder die AfD – die frustrierten Männer, die eigentlich therapiert werden müssen. So wird das Theater bei mir zu einer Gruppentherapie. Mit 20 hatte ich mal das Buch „Der dressierte Mann“ von Esther Vilar gelesen, das hat mich sehr fasziniert. Da ging es um eine Frau, die vollkommen hemmungslos über ihr eigenes Geschlecht abzieht. Damit hat sie sich viele Feinde gemacht, aber ich fand diese Betrachtungsweise sensationell. Und dann habe ich gedacht, warum drehe ich das nicht mal um und mache das über den Mann? Das ist natürlich ein bisschen schwierig zu verkaufen, denn Männer wollen lieber hören, wie geil und toll sie sind.
Inwiefern würden Sie etwas an sich selbst ändern?
Appelt: Ich ändere mich die ganze Zeit. Auch ich habe viel Mist gebaut. Ich habe damals versucht, den Männern zu gefallen. Trotzdem bin ich auch da schon gerne auf die Bühne gegangen und habe gerne provoziert.
Gibt es auch etwas, dass Sie an den Frauen kritisieren?
Appelt: Die Frauen sind die, die sagen, dass ist mir alles egal, Hauptsache, der hat Geld. Die machen viel kaputt. Denn was will man über die Trumps dieser Welt meckern, wenn es immer Frauen gibt, die das gut finden?
Was halten Sie von Tabu-Themen und warum gibt es bei Ihnen keine?
Appelt: Es kommt darauf an, was man als Tabu empfindet. Tabus sind immer wichtig, um Intimität herzustellen. Aber wenn wir nur über Oberflächlichkeiten reden, dann bleiben wir auch oberflächlich. Darum habe ich gerne kleine Schuppen und nicht die großen Hallen, dann bekommt es fast einen privaten Charakter. Und es ist bei mir eben wie in einer Paartherapie, da redet man auch über Dinge, über die man sonst gar nicht redet. Man muss eben die Erlaubnis haben. Das ist wie beim Sex. Wenn einer den Sex nicht will, dann ist es Vergewaltigung. Und wenn du einfach nur draufhaust und kritisierst, dann stehen die Leute auf und gehen. Natürlich kann man trotzdem mal zu weit gehen. Einen Meckerfritzen gibt es immer.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Appelt: „Man kann über alles lachen, aber nicht mit jedem.“ Das finde ich einfach immer passend.
Würden Sie den Beruf des Comedians immer wieder wählen?
Appelt: Ich glaube, der Beruf wählt einen aus. In der Schule wollte ich zwar gerne den Klassenclown geben, aber irgendwie haben die mich nicht so richtig ernst genommen. Also wollte ich es den Leuten dann einfach mal zeigen! Mir ist es nie gelungen, wirklich ernsthaft zu sein. Ich war mal Nachrichtensprecher bei einem Fernsehsender und da hieß es auch nur: „Ingo, du kannst das einfach nicht. Du kommentierst jede Meldung indirekt.“ Ich hatte wirklich ganz normal vorgelesen, aber alle saßen da und lachten. Außerdem habe ich früher Hape Kerkeling und Otto Waalkes geguckt. Es hat mich begeistert, dass die auf der Bühne stehen und die Leute zum Lachen bringen. Auch Jürgen von der Lippe war ein großes Vorbild. Der war so locker, so elegant und so verschmitzt. Dazu kam das ganze politische Kabarett, mit dem ich groß geworden bin. Ich war so glücklich, als ich das erste Mal mit Dieter Hildebrand zusammensaß. Madonna hätte mich zum Beispiel nicht so begeistert.
Verbinden Sie etwas mit der Stadt Krefeld?
Appelt: Ich bin schon häufig in Krefeld aufgetreten. Für mich war es immer der Start in den Niederrhein – ich bin totaler Niederrhein-Fan. Gerade auch wegen Hanns-Dieter Hüsch.
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