Ins Uerdinger Rathaus durch die restaurierten Eichentüren
Das Prinzenpaar Reimund II. und Klaudia I. musste nicht durch die Hintertür schleichen, um Jürgen Hengst zu entmachten.
Dass sich die närrischen Hoheiten durch die Hintertür ins Uerdinger Rathaus schleichen, um Schlüssel und Macht zu ergreifen, das gehe ja gar nicht, finden die Stadtväter. Sie hatten deshalb den Auftrag erteilt, die alte Eichentür des Herbertzhauses zu restaurieren. Das Portal wurde prompt einen Tag vor dem Rathaussturm der Tollitäten fertig.
Seine Erneuerung hat etwa drei Monate gedauert. In dieser Zeit mussten die Bürger einen Nebeneingang benutzen. „Ich zittere, weil ich so Angst habe. Die närrische Truppe hat die Absicht, nach der Revolte die Herrschaft über Uerdingen zu ergreifen“, gibt Bezirksvorsteher Jürgen Hengst kurz vor der Attacke zu. Er glaubt nicht wirklich an seinen Sieg und erklärt: „Da ist es besser, sie gehen vorne rein.“ Doch vor dem Sturm stehen die 30 Leute der Bürgerwehr geschlossen zur Abwehr; mal in gerader Front, mal im Halbkreis aufgestellt.
Auch die Unterstützung einiger Bezirkspolitiker hilft nicht. Sie können alle nichts ausrichten. Angekündigt durch mehrere Böllerschüsse rollen Prinz Reimund II. und Klaudia I. mit ihren Ministern per Planwagen, den zwei Kaltblüter vors Rathaus ziehen, unausweichlich an.
Das Paar wird begleitet von den großen und kleinen Garden der Gesellschaften Braunschweiger Narrenzunft und Op de Höh. Die Ruhrpott Guggis aus Duisburg spielen: „Denn wenn et Trömmelche jeht . . .“.
Vom Rathausbalkon blickt der Hoppeditz herab. Rainer Vinz, Ehrenkommandeur der Bürgerwehr, freut sich, dass die Tür „eigens für uns“ eingebaut wurde. Er gibt den Wiederstand schnell auf: „Reimund, du warst hier schon einmal drin, du kommst durch.“ Denn Seine Tollität hat es bekanntlich geschafft, zweimal Uerdinger Prinz zu sein.
Reimund II. hat aber auch Bestechungsmittel in flüssiger Form dabei. Fässchen mit Bier und kleine Flaschen, in denen angeblich Rheinwasser sein soll, „das gut für den Magen ist“. Auch Jürgen Hengst kapituliert schließlich: „Ich kriege den Schlüssel bald wieder. Bis dahin genießt die Narrenfreiheit.“
Der Bezirksvorsteher findet, dass die alte Eichentür des Rathauses nun schön aussieht und vor allem wieder funktioniert, das heißt: geschlossen werden kann. „Etwas über 10 000 Euro hat die Restaurierung, die die Stadt aus Steuermitteln gezahlt hat, gekostet.“
Bereits im September hatten die Mitglieder des Arbeitskreises „Erhalt Bücherei Uerdingen“ zum Portalfest geladen. Nach Genehmigung der Stadt Krefeld haben sie unter dem Motto „Jeder Cent zählt“ für die Restauration des denkmalgeschützten Büchereiportals Spenden der Bürger für den rechten Eingang gesammelt.