Praktika für Flüchtlinge Integrationsrat kritisiert Verwaltung: "Das ist eine bodenlose Frechheit"
Politiker warten seit Mai auf ein Konzept, wie man erwachsene Flüchtlinge schnell in Praktika vermitteln kann.
Krefeld. Harsche Kritik übt der Integrationsrat in seiner letzten Sitzung dieses Jahres an der Stadtverwaltung. Im vergangenen Mai hatte der Rat die Verwaltung beauftragt ein Konzept vorzulegen, wie es auch erwachsenen Flüchtlingen erleichtert werden könne, Praktika in Verwaltung und Wirtschaft aufzunehmen.
In der Antwort des für Personalfragen zuständigen Fachbereichs 10 der Stadt wird auf eine laufende Befragung von Arbeitsagentur in Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde verwiesen, deren Ergebnisse abzuwarten seien. Deshalb, so der trockene Verwaltungs-Bescheid an das Gremium, „ist eine Konzepterstellung aktuell nicht zielführend.“
Darüber regt sich vor allem FDP-Ratsmitglied Florian Ott auf: „Das ist eine bodenlose Frechheit der Verwaltung.“ Ein wichtiges Anliegen des Rates werde einfach bürokratisch weggewischt. „Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, mache ich mir ernste Sorgen um unsere Arbeit“, stellt Ott weiter fest. Er habe den Eindruck, das Gremium werde in der Verwaltung nicht ernst genommen.
Mustafa Ertürk, der für die SPD im Stadtrat sitzt, stimmt in die Kritik ein und appelliert an alle Beteiligten, die Flüchtlinge, auch die Erwachsenen, so schnell wie möglich über Praktika an Arbeit heranzuführen, da ihnen eine reguläre Beschäftigung oder Ausbildung in den ersten Monaten nicht gestattet sei.
CDU-Ratsfrau Simone Roemer drängte ebenfalls auf Tempo, da die Menschen untätig in ihren Unterkünften herumsitzen müssten. Grünen-Sprecherin Heidi Matthias will auf diesem Gebiet auch die städtischen Töchter stärker in die Praktika-Pflicht nehmen. Sie führt als positives Beispiel den Zoo an, der mit seiner rund 65-köpfigen Belegschaft je vier Praktika-Plätze in verschiedenen Berufsfeldern anbiete, von denen einige auch in ein reguläres Ausbildungsverhältnis geführt hätten.
Auch Basri Cakir von der Partei Die Linke verlangt von den Stadttöchtern wie den SWK mehr Engagement in dieser Frage. Bildungsdezernent Gregor Micus verweist darauf, dass die Verwaltung jährlich rund 250 Praktikumsplätze in verschiedenen Berufszweigen anbiete.
CDU-Sprecherin Britta Oellers vertritt den Standpunkt, die Agentur für Arbeit und die Ausländerbehörde seien in dieser Frage „auf einem guten Weg“. Sie schlägt vor, den beiden Organisationen die Möglichkeit zu geben, sich im Integrationsrat darzustellen.
Möglicherweise könnten sie dann in der nächsten Sitzung am 3. März 2016 erste Ergebnisse der Befragung von Flüchtlingen zu Sprach-, Schul und Berufskenntnissen vorlegen.