Viele Burnout-Fälle in der Ausländerbehörde

Verwaltung hat das Personal aufgestockt und eine Strategie gegen Stress.

Foto: Jochmann

Krefeld. „Wir haben dunkle Zeiten erlebt“, seufzt Georg Lieser, Chef des Ordnungsamtes, zu dem auch die Ausländerbehörde an der Hansastraße gehört. „Die sind aber glücklicherweise vorbei. Die Personalsituation ist so gut wie nie“, stellt er im Rückblick auf die letzten drei Jahre vor dem Integrationsrat stolz fest.

Damals schwappte die Empörung über skandalöse Zustände in massiven öffentlichen Protest über. Hunderte Mitbürger protestierten vor dem Rathaus gegen den Personal-Notstand in der Behörde. Derzeit seien in den vier Sachgebieten der Abteilung Ausländerrecht statistisch 26,77 Mitarbeiter beschäftigt. Allerdings verschweigt Lieser, dass noch vor zwei Jahren die Zahl der Mitarbeiter in diesen vier Sachgebieten bei exakt 34 lag. Das belegen Recherchen vom „Aktionsbündnis Ausländeramt“, das damals aktiv war.

Georg Lieser, Ordnungsamtsleiter

Kritischen Nachfragen unter anderen von Simone Roemer (CDU), wie die Prävention gegen Personalfluktuation aussehe, wie die Behörde sich auf steigende Flüchtlingszahlen einstelle (Basri Cakir, Linke) oder die Mitarbeiter qualifiziere (SPD-Sprecher Mustafa Ertürk) wich der Chef-Ordnungshüter aus. Den steigenden Flüchtlingszahlen sei Schritt für Schritt mit personeller Aufstockung des Personals im Bereich Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten zu begegnen. Hier seien vorerst vier weitere Stellen geplant, von denen zwei bereits besetzt seien.

Gegen die „hohen Fehlzeiten, Burnout und den Exodus von Mitarbeitern“ verfolge sein Fachbereich mittlerweile eine Strategie gegen Stressbelastung und Förderung der interkulturellen Kompetenz, versichert Lieser. „Wir können es uns nicht leisten, immer wieder wertvolles Know-how durch den Abgang von Mitarbeitern zu verlieren.“

Der offene Konflikt zwischen Verwaltung und der ausländerrechtlichen Beratungskommission (ABK) setzte sich auch im Integrationsrat fort. Während die ehrenamtlichen ABK-Mitglieder um die Vorsitzende Angelika Kleinschmidt (Caritas) humanitäre Aspekte und die Nutzung von gesetzlich möglichen Ermessensspielräumen bei der Behandlung besonderer Flüchtlingsprobleme in den Vordergrund stellen, betont Lieser: „Wir tun im Rahmen der Gesetze nur unsere Pflicht. Nicht mehr und nicht weniger.“

Aufgrund dieser Position, die auch vom zuständigen Dezernenten und OB-Stellvertreter Ulrich Cyprian gestützt wird, haben die ABK-Mitglieder vor wenigen Tagen (die WZ berichtete) ihre Beratungstätigkeit vorerst eingestellt. Kleinschmidt: „Wir behandeln derzeit keine weiteren Fälle, weil wir dazu niemand ruhigen Gewissens raten können.“