Interview - Krefeld ohne Regionaldekan: Jetzt müssen die Laien ran
Die WZ spricht mit Lothar Zimmermann vom Pastoralrat über die Situation der katholischen Kirche.
Krefeld. Bei seinem Besuch hat Generalvikar Manfred von Holtum betont, in Krefeld geboren und eng mit der Region verbunden zu sein. Über die Dinge, die die Menschen in seiner Heimatstadt bewegen, äußerte er sich in seiner anschließenden Rede, die er eigens für Krefeld formuliert haben wollte, hingegen nicht. So hat Krefeld seit zwei Jahren keinen Regionaldekan. Ein Team aus Laien und Geistlichen ersetzt ihn. Die WZ sprach darüber mit dem Vorstandsmitglied des zuständigen Pastoralrats, Lothar Zimmermann.
Hätten Sie in der Rede nicht gerne etwas über die Krefelder Belange und die Problematik gehört?
Lothar Zimmermann: Natürlich hätte die Rede stärker auf die Belange der Region Krefeld/Meerbusch eingehen können, aber auch so hat sie mir gefallen, weil er sich darin nicht negativ geäußert hat.
Ist das schon positiv?
Zimmermann: Ja, zeigt es doch, dass uns die Bistumsleitung Vertrauen entgegenbringt. Wir kommen hier gut zurecht, können in Ruhe arbeiten.
Fehlt der Regionaldekan nicht?
Zimmermann: Der Regionaldekan ist der Vertraute und Stellvertreter des Bischofs in der Region. Daraus erwachsen ihm einerseits gesellschaftliche Aufgaben, andererseits aber auch Pflichten, was die Beratung und Unterstützung seiner Mitbrüder angeht. Eine solche Summe von Aufgaben durch einen GdG-Leiter zusätzlich behandeln zu lassen, überlastet die Priester insbesondere in der gegenwärtigen Situation. Hier können wir uns als Laien einbringen und unsere Kirche mitgestalten. Ich glaube daran, dass die Kirche nur durch die Partnerschaft von Laien und Geistlichen lebt. Hier kann die Zusammenarbeit mit den drei Priestern im Pastoralrat als Beispiel dienen und stellt einen Glücksfall dar. Der Dekan ist eine Autoritätsperson, die die Hierarchie vertritt. Wenn es ihn nicht gibt, muss das nicht schlimm sein.
Wie sieht Ihre Tätigkeit im Pastoralrat aus?
Zimmermann: Wir versuchen, das pastorale Leben in der Region zu entwickeln, die Dinge im Sinne des Evangeliums gemeinschaftlich zu gestalten. Dabei sind wir natürlich an die Vorgaben von Aachen und Rom gebunden. Zuständig ist für uns das Generalvikariat. Ich betone noch einmal: Laien können und müssen mehr mitgestalten.
An was denken Sie genau?
Zimmermann: Die katholische Kirche steht vor großen Veränderungen. Die Bischofskonferenz hat deshalb einen Dialog um die Zukunft der Kirche begonnen und ausdrücklich die neue Rolle der Laien gewürdigt. Wir alle sind die Kirche, und die Kirche ist ein Teil der Gesellschaft. Also ist uns allen die Gestaltung von Welt und Kirche gemeinsam aufgetragen.
Haben Sie noch andere Pflichten?
Zimmermann: Wir waren beispielsweise zu einem Gespräch beim Oberbürgermeister und haben unter anderem über das Bleiberecht ausländischer Menschen gesprochen und wie die Vorschriften hierzu in Krefeld gehandhabt werden. Sie haben sicherlich von den Diskussionen um die ausländerrechtliche Beratungskommission gelesen. Dort sollen natürlich im Sinne des Gesetzes, aber auch menschlich Problemfälle gelöst werden. Der Oberbürgermeister berichtete nun, dass nach einem Gespräch bei ihm diese Kommission einen Neuanfang startet. Hoffentlich gelingt es jetzt, das Urteil über Krefeld hinsichtlich der Menschlichkeit bei Entscheidungen über Bleiberecht oder Ausweisung zu korrigieren.
Das sieht auch nach Repräsentationspflichten aus.
Zimmermann: Wir sprechen über die gesellschaftspolitische Bedeutung der katholischen Kirche und äußern uns dazu. Das bedeutet natürlich auch, dass wir den Kontakt mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen suchen.
Nach großen Protesten und nicht wenigen Entlassungen hat Aachen das Büro der Dekane vor rund sieben Jahren in Krefeld geschlossen und nach Viersen verlegt. Jetzt rudern die Verantwortlichen zurück. Ist das geradlinige Kirchenpolitik?
Zimmermann: Sicher nicht. Wir haben immer gesagt, dass das Büro in die größere Stadt gehört, es eine zentrale Stelle geben muss. Es wird an gleicher Stelle Ende dieses Jahres im Haus der Region wieder eröffnet. Der Viersener Regionaldekan Johannes Quadflieg kommt dann in das Krefelder Haus und hat auch keine Probleme damit. In Viersen bleibt eine Bürokraft tätig. Solch ein Fehler wie in Krefeld sollte nicht wiederholt werden.
Ist ein Büro der Dekane ohne einen Krefelder Dekan wirklich sinnvoll?
Zimmermann: Gerade jetzt, bei dem beschriebenen Leitungsmodell, ist das Büro wichtig. Solange es einen Regionaldekan in Form einer einzigen Person gab, wurde das Fehlen eines Büros nicht so schmerzlich wahrgenommen wie jetzt, da Katholiken- und Pastoralrat in gemeinsamer Verantwortung für Kirche und Stadt Krefeld zu handeln beginnen. Es fehlt ein Verbindungs- und Kontaktort. Das hat der Generalvikar auch erkannt.
Wie viel Zeit verbringen Sie in diesem Amt?
Zimmermann: Manchmal ist es etwas schwierig, Beruf und Ehrenamt zu koordinieren. Dabei kann ich mir die Aufgabe mit Frau Michels, dem zweiten Vorstandsmitglied teilen. Trotzdem freue ich mich, dass ich beruflich am 1. Oktober in den passiven Ruhestand eintrete, dann habe ich mehr freie Zeit für das Amt. Außerdem ist es ja nicht ausgeschlossen, dass wir eines Tages wieder einen Regionaldekan bekommen werden.