Ist ein „Märchenbrunnen“ Kunst?

Architekten-Werkstatt befasst sich mit dem Thema Objekten im öffentlichen Raum und dem Verhältnis von Planer und Künstler.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Am Ende steht der Applaus der Gescholtenen. Der Scheltende, Bildhauer-Professor Hans Joachim Albrecht schildert im Rahmen des Werkstattgesprächs der Vereinigung freischaffender Architekten (VfA) in der „Alten Post“ an der Steinstraße seine Erfahrungen im Umgang mit der „Kunst am Bau“ oder der Kunst im öffentlichen Raum.

Zu Gast sind rund 30 Architekten. An diesem Abend treffen sie sich themengerecht in der ehemaligen Schalterhalle der Post, die der Verein Kunst und Krefeld erworben und ausgestaltet hat. Albrecht ist 2. Vorsitzender des Vereins, der sich im zehnten Jahr seines Bestehens befindet. Gebaut hat das historische Gebäude der legendäre Architekt Karl Buschhüter (1872-1956).

VfA-Vorsitzender Frank Brünsing erinnert in seiner Begrüßung an vergangene Zeiten, in denen Kunst am Bau noch gesetzlich verordnet war und meist mit rund ein Prozent der geplanten Baukosten honoriert wurde. Brünsing hält das Zusammenspiel von Kunst und Bau sowie den Menschen nach wie vor für aktuell.

Professor Albrecht stellt im Rückblick fest, dass die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Künstlern zumindest sehr unterschiedlich ausfalle. Nicht selten treffen dabei ganz unterschiedliche Standpunkte aufeinander. Der Bildhauer nennt dabei seine Arbeiten mit drei Skulpturen für das neue Verwaltungsgebäude des Kreises Wesel in den Jahren 1980 bis 1984. Die drei Steingruppen (Stehende, Hockende, Liegende) seien, so der Künstler, wurden von unterschiedlichen Verantwortlichen in Wesel „versteckt, verschoben und schließlich zerstört“.

Albrecht fordert ein gleichberechtigtes Miteinander von Kunst und Architektur. Kunst dürfe nicht als eine „beiläufige Bestückung sondern als kunstvolle Ausschmückung“ eines Gesamtwerkes gesehen werden. Als Dilemma sieht der frühere Werkkunstschulen-Dozent die Vergabepraxis durch eine Jury. „Dort sitzen Politiker, die ihre Favoriten durchsetzen wollen, dort die Kunstprofessoren, die ihre Studenten favorisieren.“

An deren Stelle sollte global ein Unesco-Fonds treten, der den Einfluss der Kunst auf Stadtentwicklungen sichern solle. Zudem sollte sich jede Kommune einen kompetenten Referenten für die Aufgabe leisten. Das Leitbild dabei dürfe nicht die Frage sein, „ob mit Kunst die Bürgerschaft beglückt oder verärgert wird.“ Ob der „Märchenbrunnen“ dem Kunstverständnis der Öffentlichkeit entgegenkomme, ließ Albrecht offen. Die These des Professors für Gestaltung: „Es gibt keine demokratisch legitimierte Auswahl der Kunst.“