Jäger begeben sich auf neue Pfade

Feldhasen sind bedroht, Wildschweine auf dem Vormarsch. Die Tierwelt im Wald hat sich verändert — und damit die Aufgabe der Jäger.

Foto: Dirk Jochmann

Stadtteile. Die Tierwelt in Wald und Flur hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. „Vor zehn Jahren habe ich noch 100 Hasen an einem Tag geschossen. In den vergangenen drei Jahren war es keiner mehr“, berichtet Helmut Lindner, Vorsitzender der Kreisjägerschaft (KJS) in Krefeld. „Dass Feldhasen mittlerweile auf der Roten Liste stehen, liegt jedoch nicht an den Jägern, sondern an natürlichen Fressfeinden wie den Füchsen.“

Auf der anderen Seite: Es wurden die ersten Wildschweine und Waschbären in Krefeld gesichtet. Hasen werden nicht mehr gejagt, Fasane auch nicht mehr.

Der Grund auch hier: Es sind kaum welche da. „Dafür dürfen wir ganzjährig Jungfüchse im Alter von rund einem Jahr bejagen, die junge Hasen und Fasane fressen und auch die Gelege der Bodenbrüter wie Kiebitze ausrauben“, sagt der Vorsitzende. „Die jungen Hasen sind leichte Beute und leiden auch unter der Landwirtschaft und dem Straßenbau. Sie liegen ungeschützt in der Feldfurche. Die Mutter kommt nur einmal täglich zum Säugen vorbei. Das feuchte Wetter ist auch nicht gut für sie.“

Auch Krähen müssten aus den gleichen Gründen kurz gehalten werden, sagt der Fachmann. „An der Bataverstraße habe ich jetzt Hunderte der Vögel gesehen.“

Sie zu schießen sei gar nicht so einfach, denn sie würden das Gewehr ebenso schnell erkennen wie die schlauen Gänse, berichtet er weiter. „Da empfiehlt es sich, die Waffe beim Herangehen senkrecht vor dem Körper zu tragen.“ Dann erklärt er: „Wenn drei Schüsse im Rhythmus nacheinander abgegeben werden, handele es sich um Schießapparate der Bauern, die die Vögel vertreiben sollen. Unsere Schüsse sind anders verteilt.“

Lindner selbst hat im vergangenen Jagdjahr, das vom 1. April bis 31. März dauert, insgesamt neun Füchse und drei Rehwild geschossen. „Wenn ich ein Wildschwein treffen sollte, werde ich sofort anlegen. Sie zerstören bei der Futtersuche alles. Wildschweine und Waschbären kommen langsam, aber sicher.“

Nach dem Tod des früheren Vorsitzenden, Carl Wiegand, hat sich die Kreisjägerschaft neu aufgestellt. „Seit dem vergangenen Jahr haben wir ein neues Vereinsheim und Zuhause in einem historischen Gebäude auf der Krefelder Rennbahn gefunden“, berichtet Schatzmeister Ulrich Borgmann. „Dort haben wir unsere Geschäftsstelle, aber auch unsere stationäre Waldschule eingerichtet. Hier finden die Jungjägerausbildung statt und die Übungsabende der Jagdhornbläser.“ Die Räume seien aufwendig, nach den Richtlinien des Denkmalschutzes, hergerichtet worden, berichtet er weiter.

Die Waldschule können Schulklassen besuchen, um mehr über die Tiere in der Natur zu erfahren. Eine ganze Reihe von Tierpräparaten steht in den Lehrräumen. Denn: „In der Waldschule ist Anfassen nicht verboten. Mit vorsichtigen Handstrichen befühlen die Kinder Gefieder und Felle von Fuchs, Dachs, Iltis oder Rehbock“, berichtet Borgmann. „Manche Kinder können ein Eichhörnchen nicht von einem Kaninchen unterscheiden.“

Seit mehr als 60 Jahren gibt es das Bläsercorps der KJS Krefeld. „In dieser langen Zeit hat es, wie bei vielen Gruppen, Höhen und Tiefen gegeben“, berichtet Jutta Pesch, die zweite Vorsitzende. „Seit mehr als 14 Jahren nimmt das Corps wieder an Wettbewerben teil und ist seit zehn Jahren erfolgreich und in vorderen Platzierungen zu finden.“

Erstmalig finde in diesem Jahr ein Anfängerkursus für acht- bis 14-jährige Kinder statt, sagt sie. „Das gibt es in ganz NRW nur bei uns. Michael Müller, der Obmann für das jagdliche Brauchtum der KJS und des Landesjugend-Verbandes, bildet aus.“

Die Jagdsignale hätten Kommunikationsfunktion. Sie geben Kommandos, die jeder Jäger versteht. Besonders freuen sich die Verantwortlichen, den Landesbläserwettbewerb 2018 nach Krefeld geholt zu haben. Am Samstag, 26. Mai, und Sonntag, 27. Mai, werden die Töne auf dem Vorburg-Gelände der Burg Linn, Rheinbabenstraße 85, erklingen. Pesch: „100 bis 200 Bläsergruppen mit rund 1500 Akteuren aus ganz NRW bewerben sich um den Titel.“