Je höher das Amt, desto strenger die Kirche
Die Regeln für konfessionelle Träger werden durch ein neues Gesetz gelockert: So wird in Krefeld damit umgegangen.
Dass Katholiken in einer evangelischen Einrichtung arbeiten können oder umgekehrt, ist seit einem Monat mit dem Mitarbeitenden-Gesetz geregelt. Dieses gibt den kirchlichen Trägern die Kompetenz, selbst zu bestimmen, wie weit sie sich öffnen und Menschen einstellen, die nicht der eigenen Religion angehören. Was sich für die Verantwortlichen verschiedener konfessionell gebundener Einrichtungen in Krefeld ändert, hat die WZ erfragt.
Die Landessynode der evangelischen Kirche im Rheinland habe im Januar ein Gesetz beschlossen, das die Einstellung von nicht evangelischen Christen in vielen kirchlichen Arbeitsbereichen ermögliche beziehungsweise erleichtere, sagt Diakonie-Geschäftsführer Ludger Firneburg. „Das war allerdings keine Reaktion auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, sondern Folge einer seit langem laufenden Diskussion innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland, in der man sich mit den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt.“
Es gelte weiterhin, dass die Arbeit der Diakonie als Teil der evangelischen Kirche auf einem christlichen Grundverständnis und Auftrag basiere. Insofern werde auch in Zukunft die Frage nach dem Menschenbild und der religiösen Orientierung von Bewerberinnen und Bewerbern gestellt.
„Aber es hilft uns auch, dass die Kriterien für eine Einstellung nicht evangelischer, in manchen Bereichen auch nicht christlicher Bewerber durch die Landeskirche nun gelockert wurden“, sagt Firneburg. Denn das andere Kriterium für eine Einstellung sei die fachliche Qualifizierung, und es sei offensichtlich, dass es immer schwieriger werde, geeignetes und fachlich gut qualifiziertes Personal zu finden. „Im Bereich der Integrationsarbeit haben wir bereits muslimische Kollegen eingestellt, so ganz radikal ist die Veränderung also nicht. Will sagen: auch in der Vergangenheit war es schon möglich, von den bestehenden Regeln abzuweichen. Dies wird nun allerdings noch einmal deutlich erleichtert. Und das begrüßen wir als Diakonie.“
Der Caritasverband für die Region Krefeld und die Krefelder Caritasheime gGmbH gehören gemeinsam zu den größten Arbeitgebern in der Stadt. „In 38 Einrichtungen sind derzeit rund 1100 hauptamtliche und 300 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beschäftigt“, erklärt Geschäftsführer Hans-Georg Liegener.
„Wir beschäftigen bereits 28 Prozent evangelischer Christen, drei bis vier Prozent Muslime, 0,6 Prozent orthodoxe Christen und 0,3 Prozent jüdische Mitarbeiter“, berichtet der Geschäftsführer. „Die oberen Führungskräfte, wie Geschäftsführung und Vorstand, sind auf jeden Fall katholisch. Wir beschäftigen Menschen, die qualifiziert sind und zu uns passen. Wir sind ein kirchlicher Träger mit Werten, die respektiert werden.“ Und dann sagt er noch mit einem Schmunzeln: „Wenn in unseren weißen Caritas-Autos eine Frau mit Kopfbedeckung sitzt, ist das keine Nonne, sondern eine Muslima.“
Hans-Georg Liegener, Caritas-Geschäftsführer
„Die Stiftung der Alexianerbrüder als katholischer Träger der Alexianer Krefeld GmbH lebt eine bewusst offene Haltung zur Beschäftigung von Menschen ohne oder anderer Konfession. In den Einrichtungen werden zum Beispiel Juden, Muslime, Protestanten wie auch Menschen ohne Konfession beschäftigt“, erklärt Unternehmenssprecher Frank Jezierski. Entscheidend beim Personalauswahlverfahren sei es, den Bewerbern bewusst zu machen, dass sie Teil einer Einrichtung in katholischer Trägerschaft werden. „Die Auswahl von Führungspersonal und bestimmten Berufsgruppen unterliegt in dieser Hinsicht engeren Auswahlkriterien, weil sie je nach Aufgabengebiet aktiver mitwirken müssen, das christlich-katholische Profil der Einrichtung zu garantieren. In jedem Fall müssen aber alle Mitarbeiter der Alexianer den kirchlichen Charakter ihres Arbeitgebers anerkennen und respektieren.“
Die Alexianer in Krefeld gingen vor einigen Jahren noch einen Schritt weiter und eröffneten den „Raum der Stille“. Er steht allen Menschen offen — Patienten, Besuchern und Mitarbeitern —, die entweder religionsgebunden oder ungebunden einen respektvollen Rahmen wünschen, ihre Spiritualität zu leben und dafür nicht eine der beiden Kapellen nutzen möchten. „Er ist zudem ausgestattet mit Schriften und rituellen Gegenständen der verschiedenen großen Religionen“, erklärt der Unternehmenssprecher.
„Für uns im Malteser Krankenhaus St. Josefshospital ist es schon seit der Übernahme gelebte Praxis, auch Mitarbeiter einzustellen, die eine andere christliche Einstellung haben. So haben wir mehrere Chefärzte, die nicht dem katholischen Glauben zugehörig sind. Gleiches gilt für Ärzte, Pfleger und Verwaltungsangestellte.“ Als Beispiel nennt Kommunikationsleiter Patrick Pöhler Guelcan Dogan, Chefärztin Innere Medizin. „Meine Glaubensrichtung ist das Alevitentum“, erklärt die Medizinerin. „Es handelt sich hierbei um eine humanistisch-liberale Glaubensauffassung, welche teils im Islam verankert ist.“