Hubert Houben Kein Geld für marode Kampfbahn

Der Zahn der Zeit nagt an der Anlage am Appellweg. Eine Sanierung ist notwendig. Die Heimat der Preussen steht auf dem Spiel.

Krefeld. Wer zu den besten Sprintern der Welt gehört, muss ein Kämpfer sein. Wie Hubert Houben in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Er gewann Olympiasilber mit der deutschen Staffel 1928 in Amsterdam. Womöglich, so könnte man mutmaßen, haben die Krefelder um die Qualität des ehemaligen Ausnahmeläufers von Preussen Krefeld gewusst und die Anlage ihm zu Ehren mit dem Zusatz Kampfbahn versehen. Da mag Hochachtung und Respekt gleichermaßen mitgeschwungen haben.

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Foto: Andreas Bischof

Heute, so wünschte man sich und wohl Houben selbst auch, würde doch mehr um diese Anlage gekämpft. Ihre Einzigartigkeit geschätzt, ihre Atmosphäre gehegt und gepflegt. Aktuell hat es indes eher den Anschein, dass dort am Appellweg eine Anlage mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen wird.

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Der Zahn der Zeit, die Auswüchse des Verfalls, machen eben auch keinen Halt um eine altehrwürdige Anlage. Sie ist sogar weit mehr diesen Einflüssen ausgesetzt. Und so gibt es nicht wenige, die bei der Neustrukturierung der Sportanlagen in der Stadt die Hubert-Houben-Kampfbahn auf der Streichliste haben und hatten. Dass aktuellen dringenden Handlungsbedarf hatte die WZ zuletzt aufgedeckt. Das Tribünendach bröckelt vor Wochen. Stromkabel hängen ungeschützt herum, Mauern brechen förmlich auseinander. Jetzt hat die Stadt reagiert und kurzfristig durch deine Dachdeckerfirma lose Steine an der Tribüne abgehauen und von einem Elektriker die Leitungen vor Ort überprüfen lassen. Fazit der Stadt: Der Sportbetrieb ist auf der Anlage uneingeschränkt möglich. Doch allein mit kurzfristigen Notreparaturen wird die Anlage auf Dauer nicht zu retten sein. Das weiß auch die Stadt, die diese Woche noch ankündigte, eine Task Force zur Sanierung der Sportstätten ins Leben zu rufen. Einen Platz auf der Liste dieser Arbeitsgruppe dürfte die Hubert-Houben-Kampfbahn sicher haben. Doch wie konnte es zu dem dramatischen Verfall der Anlage kommen? Wir werfen einen Blick zurück.

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Der Hintergrund ist schnell erzählt: Die Stadt hat zu wenig Geld, das Angebot an Sportstätten in der Stadt überhaupt in Schuss zu halten. Sie stehen daher mehr oder weniger auf dem Index. Die Frage ist nun: Was tun? Die eine Überlegung: Den Sport aus den Zentren der Stadt mehr in die Peripherie zu verlagern. Damit mehrere Vereine auf ausgewählte Anlagen bündeln.

In der Achse der Anlagen am Schroersdyk (Viktoria Krefeld), der Houbert-Houben-Kampfbahn (Preussen Krefeld) und der am Sprödentalplatz, galt die am Appellweg für verzichtbar. Verstärkt wird die Einschätzung durch den Umstand, dass, sollte man die Anlage tatsächlich nicht mehr benötigen, die Stadt über attraktives Bauland verfügt. Das bringt Geld in die Kasse, statt es für marode Anlagen auszugeben.

Bereits seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts ist die Hubert-Houben-Kampfbahn im Fokus. Seinerzeit war die Überlegung, auf den Ascheplatz zugunsten einer Wohnbebauung zu verzichten. Mit den Erlösen für die Grundstücke sollte der Rasenplatz der Anlage in einen Kunstrasen verwandelt werden, damit die Fußballer übers ganze Jahr eine taugliche Spielfläche hätten. Denn der Naturrasen war im Winter über Wochen nicht bespielbar.

Dann aber hatte im Herbst 2002 ein Orkan die Turnhalle des Post SV am Appellweg so stark beschädigt, dass sie nicht mehr benutzbar war. Der Club war dagegen nicht versichert, musste Insolvenz anmelden. Und der Plan war gestorben. Zur Erklärung: Auf dem Gelände hatte auch der Tennisklub Schwarz-Gelb Krefeld seine Heimstatt — als selbstständige Unterabteilung der Postler. Mit der Post-Insolvenz war der Pachtvertrag aufgehoben, die Schwarz-Gelben mussten sich ein neues Zuhause suchen, fusionierten mit dem TV 03 Krefeld im Stadtwald. Grund und Boden gehören der Stadt. Fast 15 Jahre lag nun das Gelände neben dem Ascheplatz brach. Jetzt lässt die Stadt dort eine Kita bauen.

Aktuell scheinen die Befürworter des Erhalts der Hubert-Houben-Kampfbahn die Nase vorne zu haben. Auch das Thema Denkmalschutz spielt ihnen in die Karten. Das Gebäude am Haupteingang steht unter Denkmalschutz, die Tribüne ohnehin, auch Teile der die Anlage umgebenden Mauer. Im Spagat zwischen taktischen Manövern um attraktives Bauland und der Sorge um Kleinode der Stadt wäre die Besinnung auf das Wesentliche ratsam. Auch auf das, was der Bürger dieser wünscht.