Kein Sonnenstrom auf dem Ostwall-Glasdach
Eine Photovoltaikanlage rechnet sich nicht. Grüne verzichten auf ihr einstiges Vorzeigeprojekt.
Krefeld. Auf dem Ostwall-Glasdach wird es keine Photovoltaikanlage geben. „Das Projekt rechnet sich nicht. Und wir werden nicht aus Prinzip daran festhalten“, sagte Rolf Rundmund, planungspolitischer Sprecher der Grünen, auf WZ-Nachfrage. Dies sei das Ergebnis von intensiven Gesprächen mit der möglichen Betreiberin der Anlage, den Stadtwerken Krefeld (SWK).
Damit wird ein Plan beerdigt, den die Grünen 2009 im Rat zusammen mit der CDU durchgesetzt haben. Als Zugeständnis für ihre Zustimmung zum Umbau der Haltestelle Rheinstraße inklusive Glasdach stimmten die Christdemokraten damals für die Erzeugung von Sonnenstrom auf dem Ostwall.
„Der Standort ist für eine solche Anlage ungeeignet“, räumt Rundmund heute ein. Wegen der fünfgeschossigen Bebauung in der Umgebung gäbe es nur vier bis fünf Stunden Sonneneinstrahlung pro Tag. Das reiche für einen wirtschaftlichen Betrieb keinesfalls aus. Die Bäume sorgten zusätzlich für Schatten.
Jürgen Wettingfeld bestätigt die Kehrtwende. „Die Photovoltaikanlage kommt ganz sicher nicht“, so der CDU-Planungsexperte. Er nennt weitere Gründe: Die Dachkonstruktion mit dem Gefälle nach innen sei ungünstig für die Kollektoren.
Hinzu komme die sinkende Einspeisevergütung. „Weil es für Sonnenstrom immer weniger Geld gibt, müssen die Bedingungen des Standortes optimal sein“, so Wettingfeld. „Und davon kann beim Ostwall-Glasdach keine Rede sein.“
Beate Reif, in der Verwaltung als Projektleiterin für den Umbau des nördlichen Ostwalls zuständig, hatte die Sonnenstrom-Anlage bereits vor einigen Wochen in der WZ kritisiert. „Die flachen Kollektoren brauchen Platz und nehmen Licht weg“, sagte die Diplom-Ingenieurin. Ob Röhren-Kollektoren eine Alternative sein könnten, müsse noch geprüft werden. Wichtig sei ihr, so Reif, dass das Glasdach über der Haltstelle ausreichend Licht bis zu den Fahrgästen durchlasse.
Einsparungen sind mit dem Verzicht auf die Kollektoren nicht verbunden. Denn in den 2,66 Millionen Euro, die das Glasdach kosten soll, ist die Photovoltaikanlage laut Reif nicht enthalten. 2009 hieß es, dass die Kollektoren auf dem 120 Meter langen Dach für etwa 350 000 Euro zu haben sind.
Auf die Erzeugung von Sonnenstrom in der Innenstadt wollen die Grünen nicht verzichten. „Beim Umbau der ehemaligen Werkkunstschule zur neuen Zentrale der Wohnstätte ergeben sich Chancen“, so Rundmund. Das Dach des Gebäudes sei für Kollektoren vermutlich bestens geeignet, meint der Ratsherr. Das Dach der neuen Ostwall-Passage komme ebenfalls infrage. „Aber es muss wirtschaftlich sinnvoll sein“, sagt Rundmund.
Dass die Oberleitungen für die Straßenbahnen am Glasdach befestigt werden, ist laut Heinz Josef Dellen, Gleisbau-Experte von SWK Mobil, kein Problem. Die Konstruktion verliere dadurch nicht an Eleganz. Die Oberleitungen würden durch dünne Kunststoffstäbe gehalten. „Das sieht besser aus, als seitlich der Gleise etwa alle 40 Meter einen dicken Mast hinzusetzen“, so Dellen.