Unterstützung Kein Treffer für den KFC, aber einer für Niklas

Bockum · Beim Saisonauftakt des Regionalligisten steht nicht nur der Fußball im Mittelpunkt, vielmehr geht es um eine lebensrettende Aktion

 „Ich lass Oeding nie allein!“ – die Stimmung bei den Anhängern des KFC Uerdingen war trotz der 0:2-Niederlage gut.

„Ich lass Oeding nie allein!“ – die Stimmung bei den Anhängern des KFC Uerdingen war trotz der 0:2-Niederlage gut.

Foto: Stefan Brauer/Brauer-Fotoagentur

„Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein“ war das Motto am Samstag vor der Grotenburg. Vor wenigen Wochen noch halfen die Fans des KFC Uerdingen ihrem eigenen Verein und trugen mit einer Spendensumme zur Insolvenzvermeidung bei. Am ersten Regionalliga-Spieltag gegen die Sportfreunde Lotte wurde erneut geholfen, dieses Mal ging es aber um weit mehr als die schönste Nebensache der Welt. Vielmehr ging es um das Leben eines Jungen aus Willich. Für die Aktion „Treffer für Niklas“ registrierten sich zahlreiche KFC-Anhänger vor der Grotenburg für eine Stammzellenspende.

Der 15-jährige Niklas aus Willich ist von MDS, einer Erkrankung des blutbildenden Systems, betroffen und kann nur durch eine Stammzellenspende wieder gesund werden. „Hierbei kann jeder helfen und etwas Gutes tun“, erklären die Grotenburg-Supporters, die die Aktion am ersten Regionalliga-Spieltag initiiert hatten. „Und das Beste ist: Das tut keinem weh“, führen sie aus.

So ging es auch für das WZ-Team im Anschluss an die Pressekonferenz mit KFC-Trainer René Lewejohann unmittelbar zum Spendenzelt der Grotenburg-Supporters. Drei Wattestäbchen werden an den Wangeninnenseiten jeweils eine Minute gerieben, die Probenversendung erfolgt im Nachgang postalisch. 6000 haben bisher mitgemacht. Ob sich unter diesen Registrierungen ein möglicher Stammzellenspender befindet, ist aktuell noch unklar. Um als sogenanntes Match in Frage zu kommen, muss der mögliche Spender oder die Spenderin zwischen 17 und 55 Jahren alt sein und es darf unter anderem keine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems vorliegen. Neben den Grotenburg-Supporters unterstützte auch Marco Rose, der ehemalige Trainer von Borussia Mönchengladbach, die Aktion und reiste Mitte Juli extra nach Willich. Der aktuelle Cheftrainer von RB Leipzig, der in der Vergangenheit selbst Stammzellen spendete, erklärt: „Wenn es um die Gesundheit eines Menschen geht, lässt man alles andere stehen und liegen. Daher ist es wichtig, dass wir gemeinsam auf dieses lebenswichtige Thema aufmerksam machen. Ich hoffe, wir können möglichst viele Menschen dazu bewegen, dass sie sich für Niklas und andere suchende Patienten registrieren lassen.“

Für Fans endet lange Zeit der Ungewissheit

Bei lebenswichtigen Themen rückt der Fußball schnell in den Hintergrund und doch feierte die Fußball-Regionalliga – auch zur Freude des großen Fußballfans Niklas – am Samstag den Auftakt in die neue Spielzeit. Für die Fans des KFC Uerdingen endete damit eine quälend lange Zeit der Ungewissheit. Werden wir in der Regionalliga antreten? Wer wird die Mannschaft trainieren und wer sind eigentlich die Spieler? Fragen, die vor den Toren der Grotenburg diskutiert wurden.

„Lipi, Lipi, Lipi“, ruft der kleine Sohn des Uerdinger Anhängers Tim Kluthausen mehrfach. Die beiden besuchten in der vergangenen Oberliga-Spielzeit jedes Heimspiel der Uerdinger, umso größer sei die Freude, dass es nun endlich wieder losgeht: „Die letzten Wochen waren schon sehr anstrengend, jetzt wurden Fakten veröffentlicht, das ist beruhigend.“

Weitaus weniger beruhigt, stattdessen voller Ungewissheit war KFC-Fan Kurt Stynen auf dem Weg zum Spiel gegen Lotte: „Ich lasse mich mal überraschen. Ich denke, dass wir erst in der zweiten Saisonhälfte sagen können, wie gut wir wirklich sind.“ Das Thema Aufstieg sei für den 73-Jährigen, der bereits seit 60 Jahren blau-rotes Herzblut in sich trägt, keines. Deutlich drastischer formuliert es ein Anhänger - wohlgemerkt nach der 0:2-Niederlage gegen die Sportfreunde Lotte - der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte: „Dass es Verantwortliche gibt, die vom Aufstieg sprechen, kann ich nicht nachvollziehen. Die Mannschaft ist komplett zusammengewürfelt und kann nicht von vorne herein jeden Gegner in Grund und Boden spielen, aber das ist auch in Ordnung. Ich verstehe nur nicht, warum die Verantwortlichen in unserem tollen Verein immer größenwahnsinnig werden. Wenn wir eine solide Saison spielen und nicht absteigen, bin ich zufrieden.“

Ein sehr großer Teil der 3042 Zuschauer scheint jedenfalls hinter der neuen Mannschaft zu stehen, so feierten die Fans auch nach Abpfiff die blau-roten Akteure. „Auf geht’s, Uerdinger Jungs“, schallte es während der 90 Minuten durch die Grotenburg, das hörte sich in der Vergangenheit nicht immer so an.