15-Jähriger aus Willich braucht dringend Stammzellspende Star-Trainer Marco Rose unterstützt Aktion für erkrankten Niklas

Willich · Der Fall des lebensbedrohlich erkrankten Niklas aus Willich bewegt viele Menschen. Jetzt kam sogar Bundesliga-Trainer Marco Rose eigens aus Leipzig eingeflogen, um den 15-Jährigen zu unterstützen.

Da Niklas‘ Immunsystem kaum arbeitet, muss er große Abstände halten. Das Treffen mit Marco Rose (l.), Trainer von RB Leipzig, war für den 15-Jährigen dennoch ein Highlight.

Foto: Norbert Prümen

Auf dem Kunstrasenplatz des VfL Willich an der Schiefbahner Straße stehen zwei Pavillons. Eine große Zahl Menschen hat sich eingefunden, darunter auch Kamerateams. Der Grund ist zugleich traurig wie mutmachend, denn es geht um den Niklas aus Willich. Der Junge hat MDS, eine Erkrankung des blutbildenden Systems. Um zu überleben, benötigt der 15-Jährige dringend eine Stammzellspende.

Dabei erhält der junge Willicher nun auch prominente Unterstützung, denn kein Geringerer als Marco Rose hatte sich zum Termin angekündigt. Der ehemalige Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund und aktuelle Übungsleiter von RB Leipzig kam eigens eingeflogen – und das, obwohl sein Team gerade in der Saisonvorbereitung steckt und am Nachmittag ein Testspiel bestreitet. „Notfalls komme ich da halt erst zur zweiten Halbzeit. Aber hier geht es um ein Menschenleben, das ist weit wichtiger“, sagt Rose.

Locker gibt er sich, stellt sich allen Anwesenden nur mit Vornamen vor und kommt dann mit dem großen Borussia-Fan Niklas ins Gespräch. Die beiden schnappen sich einen Ball und kicken ein wenig. „Ich bin schon etwas nervös“, erzählt der Jugendliche lachend ob der TV-Kameras. Am Anfang verspringen einige Bälle, doch immer besser kommt der Jugendfußballer, der vor seiner Erkrankung im Mittelfeld der B-Jugend des VfL Willich auflief, ins Spiel, Lob von Rose inbegriffen.

Nach wenigen Minuten ist Schluss, die Krankheit fordert ihren Tribut, Niklas ist erschöpft. „Es ist schon ein toller Termin, aber natürlich auch traurig in der Gesamtheit. Als Eltern ist es es schön, die große Unterstützung zu sehen. Aber als Mediziner wissen meine Frau und ich natürlich auch, was die Krankheit bedeutet“, erzählt Vater Michael. Die medizinische Ausbildung sei eine Hilfe. „So können wir vieles besser einschätzen. Aber wir versuchen auch, das Professionelle vom privaten Umgang mit Niklas zu trennen, das ist nicht immer leicht“, sagt er.

Für Niklas ein besonderer Moment: Star-Trainer Marco Rose nahm sich die Zeit, mit ihm abseits des Termins den Ball hochzuhalten. Dabei hatte er auch Lob parat.

Foto: Sven Schalljo

Der Sportplatz steht dabei an diesem Tag ganz im Zeichen von Niklas, denn an den anderen Plätzen laufen Kinder aus der Ganztagsbetreuung Runden. Es ist ein Spendenlauf zu Gunsten der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), die nicht nur mögliche Stammzellspender sucht, sondern auch Geldspenden für die Neuaufnahme von möglichen Spendern sammelt. „Wir sind für Niklas gelaufen und ich möchte einfach, dass er wieder gesund wird und leben kann. Dafür bin ich gelaufen“, erzählt die zehn Jahre alte Marie.

Die Auswertung einer Probe
kostet rund 50 Euro

Die Aktion „Treffer für Niklas“, die auch in das Willicher Schützenfest am Wochenende integriert war, sei durchaus besonders, erzählt Emrah Kilic von der DKMS. „Hin und wieder haben wir so etwas, aber die Aufmerksamkeit hier ist riesig. Bisher haben sich rund 5000 Menschen im Zusammenhang mit Niklas typisieren lassen. Wir gehen davon aus, dass ungefähr jeder Hundertste mit einer Spende zum Zuge kommt. Damit hat die Aktion potenziell bereits 50 Menschenleben gerettet“, rechnet er vor.

Wichtig sei auch die Spende von Geld. „Aktuell haben wir in Zusammenhang mit Niklas rund 36 000 Euro eingenommen. Aber die Auswertung einer Probe kostet rund 50 Euro. Damit brauchen wir allein für die 5000 Proben rund 250 000 Euro“, erzählt Kilic.

Rose übrigens ist selbst Spender. „Ich bin schon lange registriert und durfte dann einmal spenden. Es war sehr emotional für mich und ich habe mich gefreut. Leider kam einige Zeit später ein Brief, dass es nicht erfolgreich war. Das hat mich schon frustriert. Aber ich kann nur jedem raten, sich zu registrieren. Spenden zu können, ist wirklich ein großes Glücksgefühl“, erzählt der Ex-Profi.

Dass in Willich ein Spender für Niklas gefunden wird, ist übrigens unwahrscheinlich. Es braucht Millionen Proben, um einen passenden Spender zu finden. Umso wichtiger sei es, dass sich weltweit Menschen typisieren lassen. So könne generell allen Menschen geholfen werden. „Derzeit finden wir für rund 90 Prozent der Patienten passende Spender“, berichtet Kilic.

Für Niklas übrigens bringt der Tag auch eine kleine Enttäuschung, denn eigentlich hatte sich auch Borussia-Profi Christoph Kramer, jüngst auch als ZDF-Experte bei der EM erfolgreich, angekündigt; er musste aber wegen einer Erkrankung absagen. Zu groß wäre die Gefahr für den Jungen mit dem angeschlagenen Immunsystem gewesen. Rose macht Niklas Mut: „Dann sprechen wir die Jungs einfach auf dem kleinen Dienstweg an. Ich bin sicher, sie werden alle mal zu dir kommen“, verspricht er. Dann könnte auch Rocco Reitz dabei sein.