Krefeld Kiddies schwärmen in Betriebe aus

Bei einer Aktion der Bürgerinitiative „Volldampf“ im September zeigen Handwerker und andere Geschäftsleute rund 110 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren, was in ihrem Viertel alles los ist.

Krefeld: Kiddies schwärmen in Betriebe aus
Foto: Andreas Bischof

Cracau. Schuhe aus, Socken aus, und ab auf die blaue Farbe — eigentlich brauchen die Schüler, die Irina Eisenbach am 15. September besuchen werden, vermutlich keine Einlagen. Aber die Orthopädieschumachermeisterin wird den Kindern zeigen, wie eine Trittspur bei denjenigen gefertigt wird, die aus verschiedensten Gründen ein solches medizinisches Hilfsmittel brauchen. „Ich hab mir gedacht, nur gucken, das ist doch langweilig. Mitmachen ist viel besser“, sagt Eisenbach.

Ihr seit der Gründung durch den Großvater vor 81 Jahren am Dampfühlenweg ansässige Orthopädie-Schuhtechnikgeschäft Jansen gehört zu einem Dutzend von Betrieben, die sich an einer Aktion der Bürgerinitiative „Volldampf“ in ihrem Einzugsgebiet rund um das Hochhaus Bleichpfad beteiligen. 110 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren werden an diesem Freitag Mitte September im Viertel ausschwärmen, um sich die Arbeitswelt von Bäcker, Schreiner, Raumausstatter, Fahrradladen, Getränkegroßhändler, Spezialist für Heizung, Klima und Sanitär oder Änderungsschneiderei anzusehen.

Thilo Forkel von der Bürgerinitiative „Volldampf“

Die Aktion hat für Thilo Forkel von der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde, die mit Kitas, Grundschulen und anderen Organisationen von Hof-, Felbel-, Steckendorfer Straße und Bleichpfad zur Bürgerinitiative „Volldampf“ gehört, viele verschiedene Aspekte. „Die Kinder werden im Stadtteil groß und kennen noch nicht einmal die nächstliegenden Betriebe“, sagt Forkel. „An diesem Tag können sie etwas lernen, vielleicht sogar fühlen.“ Gleichzeitig könnten sich die Firmen vorstellen, und „Volldampf“ könne den Bürgern zeigen, dass man „mit wenigen Mitteln den Kindern ein Aha-Erlebnis“ bieten könne. „Wer an der Zukunft der Kinder interessiert ist, kann seinen Teil dazu beitragen“, wirbt er gewissermaßen auch um weitere Unterstützung für die Initiative.

Wie bei allen bisherigen Aktionen auch, wolle man „für Kinder und Familien etwas Positives schaffen und erreichen“, sagt Wolfgang Koch, der ehrenamtlich im Kinderschutzbund aktiv ist und schon vor Jahren im Rahmen der Bürgerinitiative „Volldampf“ zum Beispiel mit Jugendlichen aus dem Quartier Fußball spielte.

Die ebenfalls in der Initiative engagierte Architektin, Stadtplanerin und Künstlerin Ulla Schreiber, die mit ihrem Mann im Bleichpfad-Hochhaus wohnt, sieht das Ausschwärmen in die Betriebe auch als Grenzüberwindung in ihrem Stadtteil — „einem der kinderreichsten mit Mädchen und Jungen aus 25 Nationen“. „Cracau ist unheimlich durchschnitten von Straßen“, so Schreiber, da sei auch schon die gegenüberliegende Straßenseite weit weg. Das Ziel sei, „die Straßenseiten und Inhalte zueinander zu bewegen“.

Irina Eisenbach findet „total klasse, was die Initiative macht“. Manche Kinder bekämen in ihrem täglichen Umfeld sicher „nicht so viel Input“. Sie freut sich, ihnen ihr Schuhtechnikgeschäft „mal zu zeigen und dass die Kinder auch mal etwas anderes sehen“. Wenn Zeit bliebe, dann würde sie ihnen auch demonstrieren, wie mit einem Material ähnlich der Masse für Blumengestecke der komplette Fuß „erfasst“ wird. „Da könnte sich jedes Kind dann einen Abdruck mitnehmen.“

Den können sie dann auch den anderen Teilnehmern zeigen. Denn nachdem die etwa zehnköpfigen Gruppen zirka eine halbe Stunde in den Läden, Werkstätten und Backstuben in einem Radius von etwa 200 Metern von ihrem Startpunkt, der Mosaikschule, waren, geht es ins Café Oje an der Felbelstraße.

Dort können sich die Kinder dann auch noch darüber austauschen, was die anderen erlebt haben.