BETREUUNG Ein Nest für Kinder ab vier Monaten
Krefeld · Im Juli soll der Bau der Kita am Appellweg starten. Naturmaterialien sind den Krefelder Architekten Bettina Kempen und Martin Kleinheyer dabei wichtig.
Wie ein Nest thront die obere Etage der Kindertagesstätte am Appellweg über der Welt. Wie zufällig liegen Rundhölzer an und übereinander, als hätte ein riesiger Vogel hier seinen Bau gestartet. Dahinter liegt ein Balkon, der einen großen Teil des Geschosses umgibt. Einen „Perspektivwechsel im Alltag der Kinder“ wollen die Architekten Bettina Kempen und Martin Kleinheyer mit diesem Kunstgriff erzeugen.
Noch ist das Zukunftsmusik. Denn bisher durchläuft ihr Entwurf noch die politischen Gremien, als Nächstes in der Bezirksvertretung Nord am 26. Februar. Die neue Kita für zukünftig mindestens hundert Kinder soll im August 2020 zum Leben erweckt werden.
Aber dann sollen die Mädchen und Jungen zwischen vier Monaten und sechs Jahren in den insgesamt sechs Gruppen nach dem Konzept der beiden Krefelder, wie Bettina Kempen erklärt, „in der großen Zeitspanne, in der sie in diesem Kindergarten sein werden, immer andere Blickwinkel finden“. Von oben sei der Fernblick „bestimmt etwas Tolles“. „Sie können ja wirklich wie in einem Vogelnest sitzen, über ihre Kita hinweg schauen und sehen, was auf der Straße passiert“, sagt die Architektin.
Neue Blicke ergäben sich für sie außerdem durch zahlreiche Fenster – nicht nur zur Außenwelt und ins Grün der Außenanlage, sondern auch aus und in andere Innenräume. Zum Beispiel aus den Gruppenräumen des zur Straße liegenden Gebäudes ist der Blick durch Glas frei in die über zwei Etagen offene Eingangshalle, in der unter anderem eine Empfangstheke und das Kinderbistro liegen. Hier können die Kleinen aber nicht nur essen. Wird die im Architektenentwurf vorgeschlagene Faltwand eines benachbarten Mehrzweckraums geöffnet, kann hier ein riesiger Raum für Feiern entstehen oder mit Hilfe einer mobilen Bühne zum Beispiel für Aufführungen aller Art. „Das Kinderbistro ist das Herz des ganzen“, sagt Kempen.
Tageslicht und Naturmaterialien gehören zum Konzept
Von diesem Teil der Kita, in deren Erdgeschoss ansonsten unter anderem Büros, Küche, Teeküche, Personalräume liegen, führt ein Verbindungsgang zu den auf dem hinteren Bereich des Geländes liegenden zwei eingeschossigen Baukörper. „In diesem Gang wie in allen Bereichen gibt es Tageslicht“, nennt Kempen einen Punkt, der ihr und ihrem Mann bei der Gestaltung wichtig gewesen sei. Weitere waren die Verwendung von Naturmaterialien und eine nachhaltige Bauweise. Lediglich die Bodenplatte und die Fundamente werden aus Beton sein. Der Rest entstehe aus „einem nachwachsenden Naturprodukt“ in Holzrahmenbauweise.
Das heißt, die Wände – im Idealfall auch schon komplett mit Fenstern – werden von einer Spezialfirma in ihren Hallen vorgefertigt und dann am Appellweg beziehungsweise an der Cäcilienstraße, an der auf Wunsch der Stadt ein identisch aussehendes Objekt zeitgleich entstehen soll, nur noch zusammengefügt. „Damit kann der Rohbau innerhalb von 14 Tagen fertig sein“, sagt Martin Kleinheyer. Wetterunabhängig schneller voran zu kommen, sei allerdings nicht der einzige Vorteil. In den Werkshallen könnten beispielsweise die Dichtungsfolien unter völlig gleichbleibenden Klimabedingungen optimaler geklebt werden. In früheren Projekten wie dem Feuerwehrgerätehaus in Hüls haben die beiden, deren „Steckenpferd“, wie sie sagen, Kitas, Schul- und Feuerwehrgebäude sind, das schon so umgesetzt.
Im Juli sollen die Arbeiten für das Fundament und die Bodenplatte beginnen. Seit zwei Wochen wird auf dem insgesamt rund 4620 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Preussen-Aschenplatz und einem Wohn-/Praxisgebäude gerodet. Dann soll der Abbruch der alten Gebäude des Postsportvereins beginnen. Wenn das Objekt im kommenden Jahr fertig ist, wird einer der letzten Schritte die Begrünung der Dächer mit verschiedenen Gräsern sein.