Krefeld Kita-Platz? Keine Chance!
Pascal und Rebecca Vallée sind berufstätig und auf Betreuung für ihre zweijährige Tochter angewiesen. Die Suche: eine Odyssee.
Krefeld. Eigentlich könnte alles so schön sein. Rebecca und Pascal Vallée sind seit fast zwei Jahren glückliche Eltern einer Tochter. Die kleine Mathilda ist gesund, ein fröhliches und pflegeleichtes Kind. Doch mit dem Ende der Elternzeit der beiden im vergangenen Sommer fangen die Probleme an. Denn während für die Eltern, beide Lehrer, die Schulzeit wieder beginnt, gibt es für ihre Tochter keinen Kita-Platz. Damit ist Mathilda kein Einzelfall: 469 Kinder in Krefeld haben derzeit keinen Betreuungsplatz, obwohl es für Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch darauf gibt. 557 weitere Fälle sind nach Angaben des Fachbereichs Jugendhilfe derzeit noch „in Bearbeitung“ — darunter auch der Fall Vallée.
Pascal Vallée, berufstätiger Vater
Dabei könnten sie sich noch glücklich schätzen, sagen die jungen Eltern. Denn anders als befreundete Paare mit kleinen Kindern — in Hüls, in Uerdingen und in der Innenstadt — haben sie einen Platz bei einer Tagesmutter für Mathilda gefunden. Dennoch geben sie ihre 14 Monate alte Tochter im vergangenen September nur schweren Herzens dort ab. „Grundsätzlich finden wir die Idee der Tagesmutter, der individuelleren Betreuung in häuslicher Umgebung, sogar gut“, betont Rebecca Vallée. Die lange Suche und die damit verbundenen, teils „haarsträubenden Erlebnisse“ haben sie und ihren Mann verunsichert, zu Zweiflern gemacht. Angefangen bei Betreuungsräumen, in denen der Zigarettenrauch gestanden habe wie in einer gutbesuchten Kneipe, über Schockmomente, in denen der Sohn einer Tagesmutter andere Kinder beschimpft und mit Gegenständen nach ihrer Tochter geworfen habe — „unser Eindruck ist, dass das Konzept der Tagesmutter generell oft nicht an die professionelle und konzeptionelle Arbeit der staatlich geprüften Erzieher in Kitas heranreicht“, sagt Pascal Vallée.
Und dann fehle es an Verlässlichkeit: „Als unsere Tagesmutter neulich ihren vierwöchigen Urlaub außerhalb der Ferien nahm, bedeutete das für uns tagelange Planung, wie wir unsere Eltern, die nicht in Krefeld wohnen, einbinden, um die Betreuung für unsere Tochter irgendwie sicherzustellen.“ Die Entscheidung, sich im vergangenen Herbst bei Kita-Online, dem digitalen Anmeldeverfahren der Stadt, um einen Platz für Mathilda zu bewerben, sei ganz bewusst gewesen. „Wir glauben auch, dass Mathilda im kommenden August mit zweieinhalb Jahren im perfekten Alter ist, um den Schritt in den Kindergarten zu wagen“, sagt der junge Vater.
Dass der Weg dorthin kein leichter würde, damit hatten er und seine Frau schon gerechnet — und sich deshalb auch noch einmal persönlich bei den drei Wunsch-Kitas vorgestellt. Nicht nur da: „Wir haben auch ein Bewerbungsgespräch im Waldorfkindergarten geführt und haben uns sicher noch zehn weitere Einrichtungen angesehen“, erzählt Rebecca Vallée. Überall die gleiche Antwort: „Die Chance auf einen Kindergartenplatz für unsere Tochter sei eigentlich aussichtslos“, sagt Pascal Vallée. Anfang des Jahres verdichteten sich dann die Gerüchte in der Elternschaft, „dass jetzt die Zusagen verschickt werden. Wir haben einfach nichts bekommen.“
Die Enttäuschung, dass Mathilda bei der Platzvergabe für den Sommer offenbar leer ausging, ist groß. Ähnlich wie die Verwunderung darüber, dass „wir das nur durch viele Telefonate in Eigeninitiative erfahren haben, da wir weder von Kita-Online noch von den Kindergärten eine Zu- oder Absage bekommen haben“, ärgert sich der Vater. „Auf Nachfrage beim Kinderschutzbund und beim Jugendamt, ob es Alternativen zu unserem jetzigen Betreuungsplatz gebe, teilte man uns mit, dass es für U3-Kinder weder freie Plätze bei Tagesmüttern noch in Kindergärten gibt.“
Vom glücklichen Papa sei er inzwischen zum wütendsten Vater Krefelds geworden, sagt Vallée und nimmt auch der Stadt gegenüber kein Blatt vor den Mund. Seine Frau und er litten sehr darunter, „bei der Betreuung unserer Tochter überhaupt nicht flexibel reagieren zu können. Wir fühlen uns der Situation komplett ausgeliefert und als Eltern im Stich gelassen“, schreibt er in einem Brief an OB Frank Meyer. „Wir gehen jeden Tag mit einem unguten Gefühl zur Arbeit, da wir unsere Tochter nicht unseren Ansprüchen angemessen betreuen lassen können.“