Klau-Kids werden immer brutaler
Die Banken halten ihre Foyers stärker im Blick — doch die Taten nehmen zu.
Krefeld. Geldautomaten manipulieren war gestern. Das Verhalten, das Trickdiebe aktuell an den Tag legen, ist weit aggressiver. Die sogenannten Klau-Kids, die ihre Opfer bisher „nur“ in Gespräche verwickelten, schrecken nun nicht mehr davor zurück, handgreiflich zu werden.
So ist es erst am Montag in Düsseldorf geschehen. Dort haben zwei 13-Jährige eine Rentnerin geschubst und bespuckt, um an das Geld der Frau zu kommen. „Gerade ältere Menschen sind das Ziel dieser Klau-Kinder“, weiß Peter Bauland, Pressesprecher der Sparkasse Krefeld. „Die Täter spekulieren darauf, dass betagte Kunden nicht so schnell reagieren oder sich wehren.“ Seit solche Überfälle zunehmen, gebe es sogar einen Trend, dass ältere Kunden ihr Geld wieder am Schalter holen.
Sparkassenkunde Werner Falkowski lässt sich nicht von den Kids einschüchtern. Er zieht sein Geld weiterhin am Automaten. „Da soll mich mal einer ansprechen, ich wüsste mich schon zu wehren“, sagt er gelassen. Er würde laut, sagt Falkowski, und zur Not „würde ich mich mal mit meinem ganzen Gewicht auf den Fuß des Angreifers stellen“.
So wie er sehen das die meisten Kunden. „Nicht duckmäusern und den Ton anheben“ würde auch Jacqueline Philipps. Sie selbst wurde schon einmal Opfer von Skimming — eine Strategie, bei der die Daten an einem manipulierten Automaten abgeschöpft werden.
Vor drei Jahren war dieses Abfischen von Daten noch die Strategie. „Jetzt ist es der direkte Kontakt“, sagt Bauland. Der Kampf zwischen Kriminellen und Strafverfolgern sei wie ein Wettbewerb. „Die Erfahrung sagt, Kriminalität ist sehr innovativ.“ Auch ein Sprecher der Deutschen Bank bestätigt, dass die Trickdiebstähle zunehmen, seit die Bankautomaten nachgebessert wurden.
Sowohl die Sparkasse als auch die Deutsche Bank setzen auf Aufklärung und Sensibilisierung der Kunden. Um Überfälle zu vermeiden, raten Banken und Polizei dazu, aufmerksam zu sein und das Abheben abzubrechen, sollte man sich in einer unsicheren Situation befinden. „Unsere Kundenberater sind angehalten, das Foyer verstärkt im Auge zu behalten“, sagt Bauland. Doch die Masse der Übergriffe passiere außerhalb der Geschäftszeiten.
Dilek Norman, Kundin der Deutschen Bank, würde im Notfall selbst handgreiflich werden. „Ich würde mir das nicht gefallen lassen“, sagt sie. Servet Kocintar, ebenfalls Kunde der Deutschen Bank, sagt, er würde zur Polizei gehen. Und damit liegt er genau richtig: Ob versuchter oder geglückter Überfall, in jedem Fall sollte die Polizei informiert werden, raten deren Sprecher.
Die Banken betonen zudem, dass man die Betrugsfälle prüfe, um mit dem Opfer eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Bei der Sparkasse heißt das laut Bauland im Klartext: „Wir erstatten das gestohlene Geld in der Regel nach Anzeige und Videoauswertung.“