Ausstellung im Textilmuseum: Vielseitig verwendbar - Dirndl und Lederhose
In der Ausstellung zur Kinderkleidung sind auch traditionelle Trachten vertreten.
Krefeld. Dirndl und Lederhose gehören zu den Kleidungsstücken, an die vor allem ältere Menschen viele Erinnerungen knüpfen. Im Obergeschoss des Textilmuseums heißt es bei den Besuchern oft: „Weißt Du noch?“. Denn die Trachten erinnern so manchen Besucher an Zeiten, in denen man sich für Familienfeste so anzog, an Urlaubsreisen, auf denen man solche Kleidungsstücke geschenkt bekam. Oder an Lausbubenstreiche, die man in den praktischen Hosen beging.
An den Wänden zur Ausstellung „Der Kinder bunte Kleider“ hängen Fotos aus den Kinderzeiten einiger Mitarbeiter. Zum Beispiel das Bild zweier Schwestern im Dirndlkleid. Und davor ist eins der beiden Kleider auch auf einer Puppe zu sehen. Seine Besitzerin hat es über die Jahrzehnte gehütet und nun hier ausgestellt. Es ist ein Strickdirndl aus dem Schwarzwald und gehört zur Gruppe der Trachtenkleider.
„Trachten verstehen wir in diesem Zusammenhang als modische Freizeitkleidung“, erläutert Isa Fleischmann-Heck. Die stellvertretende Leiterin des Museums hat die Exponate aus dem 20. Jahrhundert betreut. „Ursprünglich bezeichnete man mit Tracht die überlieferte Kleidung in bestimmten Dorfgemeinschaften oder Gruppen“, sagt die Kunsthistorikerin. Und nun sind sie ein Teil der Mode. Das Oktoberfest feiert sogar am Niederrhein fröhliche Urständ.
„Mit dem Film ‚Das weiße Rössl‘ von 1960 wurden Dirndl vermarktet“, sagt Fleischmann-Heck. „Das erstreckte sich sogar bis in die USA.“ Erst die Damen, dann die Kinder. Die Schwarzwaldtrachten haben ein Gurtband, manchmal eine aufgesetzte Tasche und sind mit Bordüren geschmückt. Die Motive: kleine Herzen und Enzianblüten.
Anders sind die Trachtenkleider ausgestattet, die in einer zweiten Gruppe angeordnet sind. Zu diesen Kleidern gehört jeweils eine feine weiße Bluse, sie haben alle eine Schürze. Die Schleife daran hat eine bestimmte Bedeutung. Wird rechts geknotet, heißt es „bereits vergeben — verheiratet“. Die Schleife auf der linken Seite bedeutet: „Noch zu haben — ledig“. Die Schleife vorne in der Mitte trägt eine Jungfrau und Witwen tragen sie hinten am Rücken.
Während die Mädchen hübsche Kleider trugen, blieben den Jungs die Lederhosen. Sie stammen aus dem bäuerlichen Bereich, sind und waren praktische Arbeitskleidung. Aber Lederhosen gehören eben auch zur Freizeitkleidung eines zünftigen Burschen. „Der Adel hat Trachtenkleidung hoffein gemacht“, sagt Isa Fleischmann- Heck. „Für die Jagd bevorzugte man die bequeme Kleidung.“ Damit zog die Tracht als modisches Stück in weitere Kreise ein.
Die Beispiele aus der Kindermode stammen aus einer Zeit, in der man zwischen Alltags- und Sonntagskleidung unterschied — die Kleider der Mädchen waren „für gut“ und durften nicht dreckig gemacht werden. Damals hatten die Jungs es mit ihren Lederhosen einfacher. Aber auf die guten Oberteile mussten auch sie stets achtgeben.