Schätze aus dem alten Ägypten im Textilmuseum

Im Textilmuseum gibt es nicht nur Stoffe. Die ältesten Stücke sind Alltagsgegenstände aus früher Zeit.

Krefeld. Eine beinerne Puppe, ein hölzerner Spinnwirtel, ein metallenes Gewicht: Im Deutschen Textilmuseum erzählen nicht nur Stoffe Geschichten aus früherer Zeit. Die ältesten Stücke der Sammlung sind 4000 Jahre alte Alltagsgegenstände aus Ägypten. Die Archäologin Annette Paetz genannt Schieck wurde schon vor zehn Jahren darauf aufmerksam, als sie eine Ausstellung über koptische Textilien unter dem Titel „Krefelder Scherben“ kuratierte.

Inzwischen ist Schieck Museumsleiterin und hat sich diesen Schatz gründlich vorgenommen. „Jedes für sich ist ein bemerkenswertes Stück“, sagt sie. Sie hat jedes einzelne genau angeschaut, sich eingehend damit beschäftigt und es historisch eingeordnet.

In der aktuellen und der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift „Kölner und Bonner Archäologica“ berichtet Schieck über 50 ungewöhnliche Stücke. Über deren Herkunft weiß man, dass sie teilweise einer Schweizer Sammlerin namens Cathrin Harald-Sa-meh gehörten. Sie hatte sich auf koptische, also ägyptische Textilien, spezialisiert und die Alltagsgegenstände als Ergänzung gesammelt.

Die Sammlung erstreckt sich über einen Zeitraum von den Pharaonen bis in die islamische Zeit. 1961 stellte Harald-Sameh das ganze Konvolut aus, damals noch am Frankenring. Anschließend verhandelte man über den Verkauf der 200 meist textilen Stücke an die Krefelder.

Schon damals gab es eine kleine Broschüre mit Einzelheiten. „Aber darin war nicht alles richtig“, sagt Annette Schieck. Nun sind die Objekte erfasst und so genau wie möglich zugeschrieben. Das älteste Stück ist eine runde Holzscheibe mit einem Loch — um 2000 vor Christus wurde dieser Spinnwirtel hergestellt. In seiner Mitte sind noch Fasern zu finden, Flachs aus dem Land am Nil, der damals zu Fäden gesponnen wurde. „Holz war in Ägypten immer etwas seltenes“, sagt Schieck. „Meist kam Zedernholz aus dem Libanon.“

Ein anderes hölzernes Zeugnis ist eine viereckige Reliefarbeit mit zwei Fischen und zwei anderen Tieren. „Das war ein Möbel- oder Türeinsatz“, sagt Schieck. Ein anderes rundes Holzstück, handtellergroß, war mal ein Brotstempel. Und auch ein „Mumien-Etikett“ ist noch vorhanden. Das waren hölzerne Schilder, mit denen die einbalsamierten Verstorbenen versehen wurden, wenn sie etwa in ihrer Heimat begraben werden sollten.

Auch kostbare Ohrringe gehören zur Sammlung und Scherben mit goldglänzender Farbe. Gesichter und einen Hasen kann man gut auf ihnen erkennen. „Das ist aus islamischer Zeit“, sagt Schieck und zeigt mit ihren Händen, wie das ganze Gefäß mal ausgesehen haben könnte.