Stadtgeschichten: Das Jagdrevier des Erzbischofs
Kurfürst Clemens August liebte die Wälder zwischen Bockum und Latum samt Wildschweinen.
Krefeld. Zwei kleine schwarze Kreuze im Krefelder Stadtwappen erinnern noch heute an die einstige Zugehörigkeit von Uerdingen und Linn zu Kurköln. Eine der schillerndsten Persönlichkeiten des geistlichen Fürstentums war Erzbischof Clemens August (1700 bis 1761), der seit auch 1723 Kurfürst war.
Von seinen geistlichen Aufgaben und Pflichten hielt sich der Erzbischof aus dem Haus der Wittelsbacher gerne fern. Sein Lebensstil entsprach dem eines weltlichen Fürsten mit allem Luxus und Prunk — und er liebte die Jagd. Wegen des zahlreichen Wildbestandes in den Wäldern am Niederrhein kam Clemens August deswegen öfter nach Linn und Uerdingen. Der katholische Landesherr von Kurköln nutzte bei seinen Aufenthalten das bereits im 18. Jahrhundert umgebaute Amtshaus, in dem er jedoch niemals wohnte.
Bei dem Gebäude handelt es sich um das einstige Back- und Brauhaus (errichtet um 1488). Wegen seiner Jagdaufenthalte erhielt es schließlich den Namen „Jagdschloss“. Das Repräsentationsbedürfnis von Clemens August äußerte sich in seinem großen Hofstaat, rauschenden Festen und Jagdgesellschaften.
Der reiselustige Sonnenkönig vom Rhein ließ zudem gerne anspannen, um seine Länder zu besuchen. Die zahlreichen Stippvisiten in Uerdingen und Linn waren im günstigsten Fall Durchreisen, im ungünstigen Fall mehrtägige Jagdbesuche. So kehrte der Kurfürst zum Beispiel 1736 zur Wildschweinjagd ein.
Die Gesellschaft musste natürlich standesgemäß in Uerdingen einquartiert werden. So entwickelte sich jeder Besuch zu einem gefürchteten, teuren und aufwändigen Spektakel.
Dann erklangen die Jagdhörner in den Wäldern zwischen Bockum und Latum, wo der Wittelsbacher Rehen, Hirschen, Sauen und auch Wölfen nachstellte. An der Spitze der bunten Gesellschaft die Hunde und der Landesherr. Da er die Falken- und Parforcejagd, eine Form der Hetzjagd, bevorzugte, reiste er mit vielen Spezialisten an, deren Gehalt manchmal höher lag als das seiner Minister.
Neben seinen Besuchen in Uerdingen und Linn kam der Kurfürst auch nach Krefeld, damals eine preußische Stadt. So besichtigte er 1729 mit seinem Bruder Ferdinand von Bayern mit einem großen Gefolge die lokalen Seidenfabriken.
Zur Einweihung der neuen katholischen Kirche St. Dionysius kehrte Clemens August im August 1754 nochmals in Krefeld ein. Bei der Familie von der Leyen trank seine Durchlaucht Kaffee und am folgenden Tag wurde die Kirche geweiht. Anschließend beschenkte der Kurfürst die Bürgerwache mit zwei, die Musikanten mit vier Louis d’or (französische Goldmünzen).
Eine herausragende Rolle spielte er im Jahr 1742: mit 70 Galakarossen zog er in Frankfurt ein, um dort seinen Bruder Karl zum König des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation zu krönen.
Im Jahr 1761 starb der Erzbischof mit nur 61 Jahren an Herzversagen auf der Feste Ehrenbreitstein bei Koblenz.