Will Cassel: Blüten, Zwerge und das ewige Thema Krieg
Kurz vor seinem 86. Geburtstag zeigt Will Cassel, wie jung seine Kunst geblieben ist.
Krefeld. Dass er in wenigen Tagen seinen 86. Geburtstag feiert, merkt man ihm nicht an. Zu seiner traditionellen Sommerausstellung begrüßt ein bestens gelaunter Will Cassel zahlreiche Gäste in seinem Atelier. Dass nicht nur seine Kunst, sondern auch der Kontakt zu den Menschen für ihn wichtig ist, wird bei seiner Eröffnungsrede deutlich. „Ich spreche nicht mit den Bohnen hier im Garten, ich brauche die Menschen.“
Dennoch: Aufgrund des Alters reduziere sich seine Welt, was aber mit einer Konzentration auf bestimmte Dinge einhergehe, so Cassel. „Die Zeichnung ist nach wie vor die Basis“, betont er. Auch die Aquarellmalerei hat er schon als Kind vor dem Besuch der Kunsthochschule für sich entdeckt. Vorbild war ein alter Volksschullehrer. „Der konnte das sehr gut“, erzählt er.
Diese Maltechnik bildet auch 80 Jahre später einen Schwerpunkt seines Schaffens. Inspiration liefert ihm dabei nicht nur der heimische Garten, dessen Blütenpracht er immer wieder festhält. Auch Erlebnisse wie der Besuch des Theaterballs können zum Thema werden. Ein Tablett mit gefüllten Rotweingläsern ist ein schönes Beispiel dafür. Die runden Formen in leuchtendem Rot sind auf einem anderen Bild zu üppigen Mohnblumen geworden.
Es sind diese eher gefälligen Themen, die die Blicke der Besucher auf sich ziehen. Der Künstler bevorzugt andere Werke. „Das Wichtigste sind meine Objekte“ sagt er und deutet auf eine neue Arbeit hin. Mehrere kleine, mit Gipspulver gefüllte Röhrchen bilden ein Bündel, eine lange schmale Vogelfeder wirkt wie zufällig hinzugefügt. „Die Welt ist ein Labor-Objekt“, lautet der schriftliche Kommentar dazu.
Das Weltgeschehen betrachtet der Künstler nach wie vor kritisch. In einem düster wirkenden Ölbild beschäftigt er sich mit dem ewigen Thema Krieg. Zwei vogelartige Köpfe sind darauf zu sehen, dazu ein schachbrettartiges Muster und seine gedruckten Zwergreihen. Kritik wird auch in seinen Texten deutlich, die für ihn untrennbar mit seinen Bildern verbunden sind. „Denken und Handeln sind für mich eins“, sagt er nachdenklich, um gleich im nächsten Satz wieder seinen Schalk aufblitzen zu lassen. „Solange ich noch denken kann, mache ich Kunst.“ Das bleibt zu hoffen.