Kraftwerksbau ohne SWK

Experten aus Politik und Wirtschaft diskutieren vor Unternehmern über Energiepolitik.

Krefeld. Carsten Liedtke antwortet mit einem klaren „Nein!“. Am Rande einer Talkrunde zur Energiepolitik vor Krefelder Unternehmern äußert sich der SWK-Vorstandssprecher damit zur Frage, ob sich die Stadtwerke derzeit an dem bis 2018 ausgesetzten Bau eines Gas- und Dampfkraftwerkes in Krefeld beteiligen würden. Liedtkes Bedingung ist eine 20-jährige Versorgungs- und Kapazitätssicherheit. Zurzeit erhalten die Stadtwerke Strom vom Netzbetreiber Amprion. „Wenn diese Lieferungen ausfallen, gehen in Krefeld die Lichter aus“, warnt Liedtke.

Den Wunsch nach einer einheitlichen Rahmengesetzgebung für die Nach-Atom-Ära teilt der SWK-Chef mit IHK-Geschäftsführer Ron Brinitzer. Beide waren gestern gemeinsam mit Bärbel Höhn, der stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Grünen, Talk-Gäste zum Thema Energiepolitik im Beratungszentrum des Baustofffachhandels Bauen+Leben. Eine verlässliche Gesetzgebung dürfte jedoch, wenn überhaupt, frühestens nach der Bundestagswahl kommen.

Warum erst dann, wurde auch durch Energieexpertin Bärbel Höhn deutlich. Schon nach ihrem ersten Statement stellte Moderator Michael Brocker fest, dass sich der politische Gast voll im Wahlkampfmodus befindet. Sprich: In dieser Zeit werden Sündenböcke gesucht, aber keine Lösungen angestrebt.

„Sündenbock“ für Höhn ist Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, den sie für den Hauptschuldigen des Fehlmanagements der Energiewende hält. Die Verlierer seien die Verbraucher und kleine mittelständische Betriebe. Sie gesteht allerdings ein, dass selbst die Grünen vom Erfolg der alternativen Energien überrascht worden seien, die heute schon 25 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.

Über das Ziel der Energiewende sind sich die Experten weitgehend einig. Strittig ist der Weg dorthin. Liedtke kritisiert, dass Windkraftanlagen an der Küste in Betrieb genommen werden, ohne dass das Versorgungsnetz fertig ist. Und dass Länder wie Bayern den Bezug von Offshore-Strom ablehnen.

Seine Forderung: Ein zentrales Steuerungssystem. Fehler sehen alle Beteiligten bei der bisherigen Praxis der Einspeisevergütung für die Erzeuger von Energie aus Photovoltaik-Anlagen. Die Förderung sei teilweise zu hoch, zu langfristig und nicht linear abnehmend angelegt — und damit eine teure Altlast.

Brinitzer gibt den anwesenden Unternehmern den Rat, unabhängig von politischen Entscheidungen betriebliche Sparpotenziale aufzudecken und entsprechende Energiemaßnahmen zu fördern. Denn eines sei sicher: Energie wird teurer.