Klinik-Check: Hygiene - Der tägliche Kampf gegen die Keime
Damit sich Patienten nicht mit Erregern infizieren, haben Reinigung und Desinfektion in Krankenhäusern einen hohen Stellenwert.
Krefeld. Die deutschen Hygieneexperten sind in zwei Lager gespalten - zumindest bei denjenigen, die gerne extreme Meinungen vertreten. "Wenn es um Erreger in der Klinik geht, dann meinen die einen: Alles plattmachen. Die anderen wiederum sind dafür, nur das Notwendigste zu tun", sagt Lothar Kratz von der Krankenhausgesellschaft NRW.
Hygiene hat seiner Ansicht nach einen besonders hohen Stellenwert in Kliniken, sei es doch für die Häusern ein Thema bei der Qualitätssicherung - und ein Aspekt, der wichtig für das Image sei, ein Wettbewerbsmerkmal. Hygienebeauftragte schauten ganz genau hin und überwachten die Einhaltung der scharfen Vorschriften.
Eine von ihnen ist Dr. Elisabeth Becker-Boost, die leitende Hygienebeauftragte am Helios-Klinikum. Sie hält im Kampf gegen Infektionen vor allem die Händedesinfektion für sehr wichtig. Denn sie weiß: "Zirka 20 bis 30 Prozent der Infektionen wären vermeidbar." Die Vorstellung, dass sich auf einer Ärztehand mehr Keime finden können als auf einem Toilettendeckel, ist also nicht völlig weit hergeholt.
Für die Helios-Häuser allerdings kann die Hygienexpertin klar sagen: Die hygienische Händedesinfektion hat oberste Priorität. Deren strikte Einhaltung kann die Übertragung von Erregern im Klinikalltag erfolgreich reduzieren und Infektionswege unterbrechen. "Vor diesem Hintergrund sind immer wieder Hygieneschulungen - nicht nur für Ärzte, Pflege und Assistenzpersonal, auch für Patienten und Besucher - notwendig", so die Medizinerin.
Da sich immer mehr multiresistente Keime in Krankenhäusern verbreiten, nehme die Bedeutung der Krankenhaushygiene zu. "In deutschen Krankenhäusern treten im Jahr etwa 500000 Infektionen auf. Bei den betroffenen Patienten führen sie zu zusätzlichem Leid, einer Verlängerung der Krankenhaus-Verweildauer und damit letztlich auch zu erhöhten Kosten", erläutert Becker-Boost.
Insbesondere Intensivstationen und Abteilungen, in denen abwehrgeschwächte Menschen behandelt würden, seien sensible Bereiche. Bei diesen Patienten seien Infektionen mit multresistentem Erreger schwer zu behandeln.
Da sich Helios mit einem eigenen Konzept gegen MRSA - Abkürzung für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus - gewappnet hat, liegt es bei den Infektionszahlen deutlicher unter den nationalen Referenzdaten deutscher Krankenhäuser.
Dr. Elisabeth Becker-Boost will zwar nicht von einem Vorurteil sprechen, räumt aber mit der Vorstellung auf, Erreger oder Infektionen bekomme man nur im Krankenhaus. "Durch ein Aufnahmescreening konnte gezeigt werden, dass die Erreger zum größten Teil schon vorhanden waren." Deshalb setze man auf Aufklärung und Informationsvermittlung bei Patienten wie Besuchern.