Gesundheit Kliniken: Mehr Geld vom Land

Laut einer Studie fehlen Krefelder Krankenhäusern jährlich 20 Millionen für Investitionen.

Krefeld. Alle Krankenhäuser in Krefeld investieren Millionenbeträge in moderne Infrastrukturen und medizinische Apparaturen. Vor kurzem hat Paul Neuhäuser, Vorsitzender der Geschäftsführung der St. Augustinus-Kliniken, das Neubauvorhaben auf dem Gelände der Klinik Königshof vorgestellt: Für 18,3 Millionen Euro soll dort ein dreigeschossiger Anbau für 80 Betten entstehen. Jedes Zimmer verfügt dann über ein eigenes Bad. Standard heute. Das Bauvorhaben wird fast vollständig aus Eigenmitteln finanziert. „Nur 143 000 Euro jährlich fließen aus der öffentlichen Hand“, sagt Neuhäuser und: „Das ist ein fulminantes Problem in NRW.“

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Das Bauvorhaben sei im Interesse der Patienten ein notwendiger Schritt, aus Sicht des Krankenhausträgers hingegen ein finanzieller Kraftakt. „Seit vielen Jahren wird der Investitionsbedarf nicht mehr ausreichend durch das Land finanziert, obwohl es nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz für die Investitionsförderung zuständig ist“, erläutert Neuhäuser.

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Anhand des eigenen Neubaus rechnet er vor, dass die jährliche Baupauschale in Höhe von 143 000 Euro 128 Jahre angespart werden müsste, um auf die Bausumme von 18,3 Millionen zu kommen. „Bei einer jährlichen Annuität in Höhe von 817 000 Euro (Zins und Tilgung) fehlen also faktisch 674 000 Euro Baupauschale pro Jahr.“ Diese Summe muss der Krankenhausträger erwirtschaften. Was schwierig sei, weil seit dem Jahr 2004 die Abrechnung von Krankenhausleistungen durch Fallpauschalen für alle gleich sei. Deshalb setzen die Krankenhäuser verstärkt auf Privatpatienten.

Die Krankenhausgesellschaft NRW hat eine Initiative gestartet und ein „Investitionsbarometer NRW“ beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsförderung in Auftrag gegeben. „Danach wird in jedem Jahr eine Milliarde Euro zu wenig in die Krankenhäuser investiert“, zitiert Neuhäuser daraus. Insgesamt habe sich laut Studie ein Investitionsstau von 12,5 Milliarden Euro allein in NRW angehäuft.

Auch die vier Krefelder Krankenhäuser werden in der Studie betrachtet. Sie haben zusammen über 2020 Betten und behandeln jährlich mehr als 80 000 Patienten vollstationär. Der Investitionsbedarf betrug für die Häuser im Jahr 2014 rund 30 Millionen Euro. Dem standen Fördermittel von 10 Millionen Euro gegenüber. „Somit entsteht eine Förderlücke von rund 20 Millionen für Krefeld“, sagt Neuhäuser.

„Der Bedarf an Investitionen ist im Krankenhaus immens und wird schon lange nicht mehr in ausreichendem Maße durch die Bundesländer getragen“, sagt Marina Dorsch, Sprecherin für das Helios-Klinikum Krefeld. Am Lutherplatz und in Hüls wurden für 220 Millionen Euro umfassende Neubau- und Sanierungsmaßnahmen realisiert. „Weitgehend aus Eigenmitteln“, sagt Dorsch. Es stehen weitere Investitionen an: ein OP-Umbau in Hüls, die Inbetriebnahme eines Simulationszentrums sowie die Erweiterung der Intensivstationen. Das Prinzip: „Durch Gewinne Investitionen zu ermöglichen.“

„Es muss etwas passieren“, sagt Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer-Kliniken. Bald soll die Psychiatrie eine neue Station für 1,7 Millionen Euro in Betrieb nehmen. In den vergangenen fünf Jahren hat das Krankenhaus allein sieben Millionen Euro in das neue Wahlleistungsgebäude investiert. Zum größten Teil aus Eigenmitteln. „Theoretisch brauche ich die Investitionen gar nicht zu erwirtschaften. Wir haben in NRW die duale Finanzierung: Die Betriebskosten übernehmen die Krankenkassen und die Investitionskosten das Land NRW. Theoretisch“, sagt Wilke.

Auch er unterstützt die Initiative der Krankenhausgesellschaft. Sein Vorschlag: Zurück zu der Einzelfinanzierung bei Investitionen, trotz jahrelanger Wartezeit. Im Maria Hilf und den Alexianer Kliniken stehen Investitionen in OP-Säle und neue Gebäude an. Doch Wilke will erst die neue Krankenhausplanung des Landes mit der künftigen medizinischen Ausrichtung und der Anzahl der gewünschten Betten abwarten.

„Die Träger-Strukturen und Versorgungs-Bedarfe müssen gerecht, transparent und nachvollziehbar in die Vergabe von Fördergeldern einbezogen werden“, sagt Patrick Pöhler, Sprecher der Malteser Rhein-Ruhr, die unter anderem Träger des St. Josefshospitals sind. In Uerdingen werden bis 2018 22 Millionen Euro in eine neue Notaufnahme, den Abriss des Westflügels und den Neubau eines Bettenhauses investiert. Auch deshalb unterstützen die Malteser die Initiative.