Meinung Konstrukt mit vielen Schwächen

Er fällt auf, der Niederrhein-Stand auf der Expo Real. Die Leuchtfarbe sticht ins Auge. Im rückwärtigen Bereich gibt es vier ruhigere Gesprächslogen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das ist gut angeordnet und sehr praktikabel, die Buchungsliste ist rappelvoll. Kein Wunder, immerhin agieren in München die Verwaltungs- und Wirtschaftsförderungsvertreter aus Krefeld, Mönchengladbach, den Kreisen Wesel, Kleve, Neuss und Viersen sowie der IHK geschlossen als Standort Niederrhein.

Ein Konstrukt mit vielen Schwächen. Die Vorteile liegen auf der Hand und sind nicht in Abrede zu stellen. Um neben Hotspots wie der Metropole Ruhr oder dem Großraum Düsseldorf überhaupt wahrgenommen zu werden, tritt unser Wirtschaftsraum, die Venloer Freunde über eine Tochter miteingeschlossen, gemeinsam auf. Außerdem lassen sich so die horrenden Standmieten vertretbar stemmen.

Auf der anderen Seite gilt aber auch: mitgehangen, mitgefangen. Als der Neusser Landrat Petrauschke bei einer der völlig überflüssigen Talkrunden am Stand (es hören ohnehin nur die eigenen Leute zu) von Hartz-IV-Empfängern fabuliert, die ohnehin „jede Wohnung bezahlt bekommen“, egal wie teuer, ist bei den Kollegen, die wie fürs Klassenfoto aufgereiht dastehen, Fremdschämen angesagt.

Denn das ist ausnahmsweise deutlich zu hören, anders als so viele andere Beiträge, weil ständig die Mikrofon-Anlage versagt. Apropos eigene Leute: Die Krefelder Delegation auf der Expo Real ist zwölf Menschen stark. Wenn alle Partner ähnlich zahlreich angereist sind, verwundert es wenig, dass sich an den wenigen Stehtischen durchweg so viele Menschen tummeln, dass ein wirklich Interessierter sich aufwendig durchfragen muss, bis er seinen Ansprechpartner gefunden hat. Das schreckt ab.

Dabei gibt es durchaus Beispiele, wie Standortgemeinschaften eine bessere Struktur aufweisen und sich so wesentlich effektiver präsentieren. Die Metropole Ruhr etwa, obschon ungleich größer, hat in ihrer Rieseneinheit die einzelnen Städte verortet und gut sichtbar gekennzeichnet.

Die Bergischen, etwas kleiner, setzen auf weniger Menschen am Stand, was wesentlich aufgeräumter und sympathischer wirkt als das niederrheinische Gewusel. Eine Standortgemeinschaft zu bilden ist ja richtig, aber die Verantwortlichen sollten die dabei ohnehin schwierige Profilbildung nicht künstlich verhindern.