Konzerte und Kunst: Hier gibt’s mehr als nur eine neue Frisur
Wohnzimmerkonzerte und Kunst: Neben allem anderen verpasst Elif Manaz Besuchern der Pampelmuse auch neue Haarschnitte.
Krefeld. Ein Tisch und zwei Stühle stehen draußen vor dem Ladenlokal an der Lindenstraße 28. Für viel mehr ist kein Platz, aber das macht nichts, denn wo Möglichkeiten sind, nutzt die Inhaberin des Salons, Elif Manaz, diese auch. Die 31-Jährige macht nichts einfach nur, weil es immer so war. Sie stellt auf den Kopf und probiert aus.
Allerdings: Dass sie Friseurin werden möchte, stand für die Kurdin eigentlich schon immer fest: „Ich habe als Kind schon Haare geschnitten“, berichtet Manaz lachend, „da wusste ich zwar noch nicht, wie der Beruf heißt, aber ich wusste, dass ich ihn machen möchte. Haareschneiden war meine erste große Liebe.“
Nicht immer war klar, dass es genau so kommen sollte. Die Friseurin, die seit ihrem zweiten Lebensjahr in Krefeld wohnt, machte über Umwege ihre Fachoberschulreife. Eineinhalb Jahre hat sie mit ihrer Familie im Kirchenasyl verbracht. Eine Zeit, die sie geprägt hat, für die sie aber kein Mitleid will: „Ich finde es wesentlich spannender zu gucken, was ich jetzt mache und was mich dazu bewegt“, sagt Manaz.
Spannend ist das, was die 31-Jährige so auf die Füße stellt, allemal. Bevor sie ihren Friseursalon Pampelmuse eröffnete, arbeitete sie zwei Jahre mit Flüchtlingen und mit Schülern verschiedener Herkunft und sozialem Hintergrund, um Kunstprojekte zu realisieren. Kein Wunder, bezeichnet sie sich doch selbst „als Künstlerin und nicht als Dienstleisterin“.
Wen wundert es da, dass der Salon ganz anders aussieht als ein gewöhnlicher Friseursalon. Wer von außen durch das Schaufenster schaut, könnte im ersten Moment auch meinen, dass sich drinnen ein gemütliches Café befindet. Ein großes Sofa und eine kleine Küchenecke vermitteln den Eindruck eines heimeligen Wohnzimmers. Alles ist retro, bunt und eigen, dabei aber authentisch und voller Leidenschaft. Gewöhnlich? Kann jeder. Speziell und voller Lust auf das Leben, das kann Elif Manaz.
Deswegen ist ihr Salon auch viel mehr als das: „Er ist ein Begegnungsort“, sagt Manaz. Von Wohnzimmerkonzerten bis hin zu politischen Diskussionen, die Manaz gerne mit ihren Freunden und Bekannten veranstaltet, stehe er für alles offen. Genauso wie Manaz: „Ich lehne dogmatische Strukturen ab. Männerhaarschnitte günstiger zu machen, nur weil es immer so war? Kommt nicht in Frage!“
Neue Projekte (mit) zu entwickeln ist Manaz’ Ding. Deswegen war sie auch sofort mit Begeisterung dabei, als Markus Kosseck, Initiator des Lentz, sie im vergangenen Jahr fragte, ob sie sich ebenfalls dort engagieren möchte: „Ich bin ja direkt gegenüber auf der Lewerentzstraße groß geworden und sehe das ein bisschen als meinen Auftrag“, erzählt die 31-Jährige.
Mit dem Lentz will das ehrenamtliche Team um Kosseck die Menschen im Südviertel erreichen: „Wir sind eine Schnittstelle zwischen dem Viertel und wollen möglichst viele unterschiedliche Menschen anziehen“, erklärt Manaz das Konzept. Dafür gebe es regelmäßig Kulturveranstaltungen, deren Ziel es sei, „die Leute zu inspirieren“, so die Krefelderin.
Inspiration, auch so eine Sache, die zu Manaz täglich Brot gehört. Egal, ob im Friseursalon oder unter Freunden, die junge Frau liebt es, andere Menschen zu inspirieren, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen — und das am allerliebsten draußen: „Ich wünsche mir mehr Leben im öffentlichen Raum“, sagt die sympathische Friseurin. „Es ist doch Lebensqualität, draußen zu sein und neue Leute kennenzulernen, und außerdem kann die direkte Begegnung mit Menschen sehr viel bewegen.“
Für Manaz, die jeden freundlich grüßt, der vorbeifährt oder läuft, ist klar, dass ihre Zukunft erst mal in Krefeld spielen wird: „Ich habe zwischenzeitlich mal überlegt, nach Köln zu ziehen, habe mich aber dann dagegen entschieden. Hier kann man noch so viel mitbewirken und mitentwickeln.“ Ein Ziel bedeutet der Krefelderin, die nach ihrer Ausbildung auch ihren Meister gemacht hat, besonders viel: Sie möchte ausbilden. „Das, was ich jetzt mache, darauf bin ich nicht stolz“, sagt Manaz bescheiden und fügt dann mit einem Lächeln hinzu, „aber wenn ich jemanden ausbilden und meinen Auftrag weiter geben könnte, das wäre toll.“