Damwild Schnellerer Abschied als geplant
Krefeld · Das junge Damwild war es aus seinem Gehege am Schroersdyk ausgebrochen. Anschließend wurde es in ein Wildgatter gebracht.
„Bambi ist ausgebrochen“, ertönte es aus dem Telefonhörer von Horst Kirschbaum am vergangenen Freitagmorgen. Ein Mitarbeiter des KBK war am anderen Ende der Leitung. Das mittlerweile 50 Kilogramm schwere Hirschkalb war über Absperrungen und Gitter am Schroersdyk gesprungen und stand auf der Straße. Sofort machte sich der 82-jährige Tierliebhaber und Ziehvater von Bambi auf den Weg. „Eigentlich sollte Bambi im Dezember ins Wildgatter am Hülser Berg gebracht werden, doch damit konnten wir jetzt nicht warten“, erklärt der Senior. In einem im Juli geführten Gespräch, die WZ berichtete, erklärte er, dass Damwild eigentlich erst nach einem dreiviertel Jahr ins Gatter kommt, doch Bambi habe sich vortrefflich entwickelt, sodass man es schon früher zum Hülser Berg bringen wollte. Schließlich sei zum einen die Gefahr zu groß geworden, dass Unfälle passieren, wenn es sich auf der Straße befindet, zum anderen habe sich das junge Damwild auch nach Gleichgesinnten gesehnt.
Abschied musste schnell vonstattengehen
Bambi war zuvor, nachdem es anfänglich in Gesellschaft von einem Hasen war, in den letzten Monaten in einer Schafherde, um sozialisiert zu bleiben. Der Abschied am Hülser Berg sei Kirschbaum alles andere als leicht gefallen. Abschiede seien immer schwer, aber bei Bambi sei ihm dieser besonders schwergefallen. „Bambi ist unglaublich personenbezogen und hat sich mit der Zeit auch anderen Menschen genähert, aber nur in meiner Begleitung“, erzählt Kirschbaum in einem traurigen Ton. Auch für das Hirschkalb war die Situation befremdlich. So habe sich das junge Damwild „zuerst überhaupt nicht wohlgefühlt“ und wollte aus dem „Gatter herauskommen“. Kirschbaum beobachtete dabei das Verhalten aus sicherer Entfernung im Auto. Die Trennung von dem Wild müsse laut dem erfahrenen Tierzüchter schnell vonstattengehen. „Ich darf den Kontakt nicht mehr halten, da Bambi sich nun angleichen und mich vergessen muss, um vollends selbstständig zu werden“, so der 82-Jährige. Bereits nach vier bis Wochen habe das junge Hirschkalb seinen Ziehvater vergessen, da dann die Bindung zu den Gleichgesinnten hergestellt sei. Dann könne er es wieder besuchen kommen. Würde er vorher noch den Kontakt halten, könnte es geschehen, dass Bambi zum Schroersdyk zurückkehrt, da Damwild über einen „sehr ausgeprägten Orientierungssinn“ verfüge.
Die Überlegung, Bambi dauerhaft bei den anderen Tieren am Schroersdyk zu lassen, sei bei Kirschbaum indes nicht aufgekommen. „Wenn der hiergeblieben wäre, wäre das einfach nicht artgerecht gewesen. Außerdem hätte Bambi nicht mehr ausgewildert werden können“, erzählt der Tierliebhaber. Mitunter hätte es auch gefährlich für Kirschbaum selber werden können, da Damwild keinen Respekt vor Menschen habe und diese auch durchaus hätte angreifen können. Glücklicherweise habe sich Bambi aber schnell am Hülser Berg zurechtgefunden, sodass Kirschbaum die Entscheidung in keinster Weise bereute. Bereits am Freitagmittag habe ihm ein Mitarbeiter des KBK berichtet, dass Bambi sich in der Gesellschaft des anderen Damwildes aufhielt.
In dem circa zwei Hektar großen Gatter am Hülser Berg habe es jetzt die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln, um in den nächsten Jahren neuer Platzhirsch zu werden. Dabei sei die Gegenwart zu den Hirschkühen und dem alten Platzhirsch enorm wichtig. Dominanzkämpfe, wie sie in der Tierwelt bei anderen Lebewesen üblich sind, seien bei Damwild eher seltener. „Die kommen schon mal vor, aber in der Regel tritt der alte Platzhirsch mit der Zeit automatisch zurück“, so Kirschbaum. Mittlerweile sei der aktuelle Platzhirsch bereits 15 Jahre alt und habe noch durchaus „fünf Jahre vor sich“. Bis Bambi jedoch so weit ist, seinen Platz einzunehmen, würde es noch etwas dauern, wie lange hänge von seinem Dominanzverhalten ab. Schließlich gelte es noch bis zu einem Jahr als Kalb, ehe man es als Junghirsch bezeichnen könne. Die Entwicklung befinde sich jetzt auch erst einmal bis zum Frühjahr im Stillstand, ehe sie dann im März herum „explodieren“ würde und es in Richtung „Erwachsensein“ geht.
Elementar für die Entwicklung und das Ansehen innerhalb des Damwildes sei dabei das Geweih, welches bei dieser Wildtierart aufgrund der Form als Schaufeln bezeichnet wird. Bis zum zehnten Lebensjahr würden sich diese immer weiterentwickeln und größer werden, bis sie sich dann langsam wieder zurückbilden. Wichtig seien die Schaufeln, insbesondere bei der Brunst, in der die weiblichen Tiere sich mit den Männchen paaren. So würden Größere mehr Eindruck bei den Hirschkühen schinden. Noch verfüge Bambi aber über Knöpfe, die leicht zu erfühlen sind, aber noch nicht so herausstechen. Im Frühjahr würden diese sich dann zu sogenannten Stangen entwickeln. Erst wenn die ersten Geweihspitzen kommen, würde man von einem Junghirsch sprechen, dessen Geweih Jahr für Jahr größer wird.