Corona-Maßnahmen Jetzt 35 Corona-Fälle in Krefeld: Stadt schließt Museen und Bäder

Krefeld · Das Diagnosezentrum hat seine Arbeit aufgenommen. Insgesamt sind bisher 152 Abstriche durchgeführt worden.

Seit vergangenem Freitag können auch in Krefeld Abstriche bei Coronaverdachtsfällen in einem Diagnosezentrum vorgenommen werden.

Foto: dpa/Felix Kästle

Am neuen zentralen Diagnose-Zentrum für Corona-Tests an der Schwertstraße 80 ist am Freitag um kurz vor 10 Uhr nichts los: Ein einzelner Mann geht vor dem ehemaligen Kindergarten auf und ab und hält das Handy ans Ohr, ein Auto des Roten Kreuzes und ein weiterer Wagen parken auf dem Radweg davor. Auf dem Gelände der Tankstelle gegenüber steht ein Fahrzeug des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD). Besagter Mann beendet seinen Anruf – auf Nachfrage erfährt unsere Zeitung von dem 35-Jährigen, dass er versucht habe, unter Telefon 8619700 kurzfristig einen Termin zu bekommen. Die Nummer steht auf einem Zettel, der in einem Fenster hängt – ohne vorherigen Anruf kommt niemand ins Gebäude. Erreicht hat der Mann keinen. „Es geht niemand ans Telefon. Ich habe keine Symptome, aber Verwandte in Risikogruppen. Daher möchte ich mich vorsichtshalber testen lassen“, sagt er.

Kann sich überhaupt jeder zu einem Abstrich im Diagnosezentrum melden? Nein. Die besagte Rufnummer soll nur von denjenigen genutzt werden, die Krankheitssymptome haben und in einem Risikogebiet waren und deshalb abklären möchten, ob sie einen Termin benötigen. Das Zentrum wird montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr besetzt sein, samstags von 8 bis 12 Uhr.

Wie viele Menschen haben sich dort schon angemeldet? Und wie viele sind bislang getestet worden? Insgesamt wurden bisher in Krefeld 152 Abstriche durchgeführt, 74 sind noch offen, der Rest war negativ. Wie viele Personen sich für einen Test angemeldet haben, steht erst am Samstag fest. Der KOD sei „wegen der Ansammlung einer größeren Personenzahl“ vor Eröffnung des Diagnosezentrums vor Ort gewesen. Die Personen zerstreuten sich dann schnell. Der KOD behalte das Diagnosezentrum im Blick.

Wie viele Infizierte gibt es derzeit in Krefeld?  Mittlerweile gibt es 35 Personen, die sich in Krefeld mit dem Virus infiziert haben. Es wurden 33 Quarantäne-Anordnungen (häuslich) vom Gesundheitsamt getroffen, fünf Personen bleiben freiwillig zu Hause.

Gibt es Pläne, weitere städtische Einrichtungen zu schließen? Alle Kultureinrichtungen in Krefeld bleiben ab Montag, 16. März, vorläufig bis einschließlich Sonntag, 19. April, geschlossen. Neben den Kunstmuseen Krefeld, dem Museum Burg Linn und dem Deutschen Textilmuseum sind von der Schließung das Kresch-Theater mit allen seinen Aufführungen, die NS-Dokumentationsstelle, das Stadtarchiv, die beiden Bühnen der Fabrik Heeder, die Volkshochschule sowie die Musikschule betroffen. Die Mediothek am Theaterplatz schließt ebenso ab Montag, 16. März. Zudem sind alle städtischen Veranstaltungen bis zum 19. April abgesagt. Die städtischen Jugendeinrichtungen werden ebenso ab Montag geschlossen. Die Betreuung „Krefelder Ferien“ in den Osterferien muss abgesagt werden. Bäder, Bezirkssportanlagen und Sporthallen sowie Eishallen werden ab Montag bis zum Sonntag nach Ostern, 19. April geschlossen.


Zwei Helios-Mitarbeiter und drei im Maria-Hilf sind unter den Corona-Infizierten. Wie schätzt das Gesundheitsamt die Gefährdungslage ein? Die Betroffenen befinden sich in häuslicher Isolation. Die Kontaktpersonen konnten eingegrenzt werden, weitere Maßnahmen wurden mit dem Gesundheitsamt abgesprochen. Die Helios-Mitarbeiter hatten keinen direkten Patientenkontakt, eine betroffene Mitarbeiterin im Maria-Hilf war gar nicht im Dienst. „Weitere Maßnahmen sind aus medizinischer Sicht in dem Zusammenhang nicht erforderlich, auch wenn der Arbeitgeber ein Krankenhaus ist“, so die Stadt.

In welchem Alter befinden sich die Infizierten? Bei den ersten vier Fällen in Krefeld – drei Männer, eine Frau – hatte das Gesundheitsamt von einem Alter „um die 50“ gesprochen. Genauere Altersangaben macht die Stadt derzeit mit Verweis auf den Datenschutz nicht. Alle positiv Getesteten seien mittleren Alters, es seien weder Kinder noch Senioren betroffen.

Kann die Stadt eine Betreuung von Kindern sicherstellen, deren Eltern berufstätig sind? Alle Schulen in Krefeld werden ab Montag bis zum Beginn der Osterferien geschlossen. Damit die Eltern Gelegenheit haben, sich auf diese Situation einzustellen, können sie aber bis einschließlich Dienstag, 17. März, aus eigener Entscheidung ihre Kinder zur Schule schicken. Diese stellen an diesen beiden Tagen während der Unterrichtszeit eine Betreuung sicher. Für die Zeit ab Mittwoch, 18. März, soll ein Not-Betreuungsangebot für Eltern, die in kritischen Infrastrukturen arbeiten, erstellt werden. Dies sind beispielsweise Ärzte, Pflegepersonal und weiteres Personal, das notwendig ist, um intensivpflichtige Menschen zu behandeln, Eltern, die in Bereichen der öffentlichen Ordnung oder anderer wichtiger Infrastruktur arbeiten. Hierzu sind noch nähere Vorgaben des Landes erforderlich. Die Stadt hat entschieden, die städtischen Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen analog zu diesem Verfahren zu schließen. Demnach sind Schulen und städtische Kindergärten bis zum Ende der Osterferien geschlossen.

An wen können sich Bürger mit Fragen wenden? Die Stadt schaltet ab Montag, 16. März, ein zusätzliches Infotelefon im Zusammenhang mit dem Coronavirus mit der Rufnummer 02151 862222. Es ist zu den üblichen Sprechzeiten der Verwaltung montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr, montags bis mittwochs nachmittags von 14 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr erreichbar. Telefonische Informationen erhalten Betroffene außerdem über die rund um die Uhr erreichbare Rufnummer 116 117 vom Patientenservice der Kassenärztlichen Vereinigung. Das Land Nordrhein-Westfalen hat ein Bürgertelefon geschaltet von montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr. Es hat die Rufnummer 0211/ 91191001.

Wie ist die Lage an den Krankenhäuser? Im Krankenhaus Maria-Hilf gilt ab sofort ein Besuchsverbot. Das Haus stellt zusätzliche intensivmedizinische beziehungsweise beatmungsmedizinische Kapazitäten auch für Patienten aus anderen Regionen zur Verfügung. Die Geschäftsleitung des Malteser Krankenhaus St. Josefshospital hat sich entschieden, die Cafeteria ab Montag nur noch für Mitarbeiter zu öffnen. Zusätzlich werden Eltern gebeten, auch ihre Kinder nicht mehr zu Besuchszwecken mit ins Krankenhaus zu bringen. Ein Besucher pro Tag und pro Patient sind erlaubt. Darüber hinaus soll ab der kommenden Woche rund um die Uhr ein Wachdienst vor dem Krankenhaus postiert werden. Das Helios ruft dazu auf, Besuche einzuschränken. Besucher mit Erkältungssymptomen haben keinen Zutritt. Das Handyverbot in den allgemein zugänglichen Bereichen ist aufgehoben.

Gibt es weitere Absagen? Der Krefelder Trödelmarkt „Kitsch, Kunst & Co.“ am Samstag, 28. März, fällt aus. Alle, die bereits Jahreskarten für einen Stand an den geplanten fünf Terminen in diesem Jahr erworben haben, erhalten eine anteilige Erstattung.