Wirtschaft Alltagsbegleiter entlasten Angehörige

Krefeld · An 16 Standorten gibt es das Unternehmen „Alltagsbegleiter“ — jetzt auch in Krefeld.

Marie-Luise Tusch ist eine der Krefelder Alltagsbegleiterinnen.

Foto: Andreas Bischof

Die Mutter sehnt sich nach ein wenig Freizeit. Seit der Geburt ihres geistig und körperlich behinderten Sohnes vor 22 Jahren ist sie rund um die Uhr für ihn da. Der Pflegedienst kommt zwar regelmäßig, doch das reicht für sie nicht, sie fühlt sich überfordert. Die Frau gehört jetzt zu den ersten Kunden des neu gegründeten Unternehmens „Alltagsbegleiter“ und hat nun Hilfe. „Der Bedarf ist groß, wir haben viele Anfragen, er geht durch alle Generationen“, berichtet Bernhard Smykalla, Inhaber in Krefeld. „Die Pflegedienste können sich nicht um alles kümmern. Oft sollen oder wollen die Senioren nicht ins Heim, aber Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, stoßen oft an ihre Belastungsgrenzen.“

Hier stehen nun die Alltagsbegleiter parat.  Smykalla: „Wir sind Zuhörer und Gesprächspartner, bieten Unterstützung bei täglichen Erledigungen wie Einkaufen, Botengängen, Arztbesuchen oder Gerichtsterminen, wir kochen und unterstützen gegebenenfalls bei der Nahrungsaufnahme oder sind bei Freizeit-Unternehmungen wie Spaziergängen, Museumsbesuchen oder Ähnlichem dabei.“

Die Alltagsbegleiter unterstützen demente Kunden, aber auch Familien, Kinder und Jugendliche als Integrationshelfer, als Begleiter in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten. „Dafür steht eine Fachkraft zur Verfügung.“ Es werden auch Hilfeleistungen rund ums Haus, in Keller, Balkon, Garten oder Garage angeboten. Doch: „Wir sind keine Putzkolonne und wir pflegen auch nicht. Die Einsatzzeit ist von montags bis freitags.“

Die Mutter kann zum Friseur gehen oder Freizeit genießen

Im Fall des 22-Jährigen heißt es für die Alltagsbegleiter jetzt, mit ihm über den PC zu kommunizieren, da er nicht sprechen kann. Seine Gewohnheiten und Vorlieben müssen beachtet und ausgetestet werden, sei es Zeitung vorlesen, Gesellschaftsspiele versuchen oder gemeinsam einen Film gucken. „Dann hat die Mutter Zeit, in Ruhe den Friseur zu besuchen oder einige Stunden Freizeit zu genießen. Wir werden den jungen Mann hüten und ein wenig fordern.“

Smykalla erläutert, dass die Alltagsbegleiter ein zertifizierter Anbieter von Entlastungsleistungen sind. Das bedeutet: „Ab Pflegegrad I zahlen die Krankenkassen für die Hilfe. 3,2 Milliarden Euro stehen dafür zur Verfügung. Es wurde bisher lediglich eine Milliarde abgerufen. Viele Kunden wissen nichts von dieser Regelung.“ Wer keine Pflegestufe hat, zahle zwischen 30 und 35 Euro je Stunde. Der Anbieter sei anerkannt von der Stadt Krefeld und dem Land NRW.

In Fischeln besteht jetzt der 14. von geplanten 16 Standorten der Alltagsbegleiter in Deutschland. „Unser Ziel ist es, uns zu etablieren, indem wir die Qualität transportieren. Der erste Erfolg nach den vielen Anfragen ist bereits sichtbar: „Nachdem wir bisher in Krefeld und Viersen tätig sind, kommt nun Meerbusch dazu.“ 

Smykalla, der gebürtiger Fischelner ist, berichtet von einem seiner ersten Fälle: „Zu unseren ersten Kundinnen gehörte eine 89-jährige Frau, die angab, noch ,alles` alleine zu schaffen. Doch der Sohn setzte sich durch und hat uns beauftragt. Jetzt ist die Seniorin glücklich, dass wir mit ihr die Blumenkästen bepflanzen, eine Geburtstagskarte und eine Mikrowelle kaufen und sie zur Freundin begleiten.“