Quote klettert in Krefeld auf 11,7 Prozent Coronakrise hat Arbeitsmarkt auch im Juli fest im Griff

Krefeld · Die Coronakrise hat den Arbeitsmarkt auch im Juli fest im Griff. Dort sind derzeit 14 345 Frauen und Männer ohne reguläre Beschäftigung. Das entspricht einer Quote von 11,7 Prozent. Aber bei den Ausbildungsstellen sind noch 1294 offen.

Erläuterungen zum Arbeitsmarkt und zu den Perspektiven bei der Ausbildung (von links): Katharina Schütze (Firma Lorenzen), Bettina Rademacher-Bensing (Arbeitsagentur), Detlev Krause und Sven Wefers (beide Firma Lorenzen).

Foto: Bischof/Andreas Bischof

Erfreulich sind sie nicht, die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt in der Region. Zwar nimmt die negative Dynamik ab. Aber das Geschehen steht auch im Juli deutlich Zeichen der Coronakrise.

Besonders trübe ist die Lage in Krefeld. Dort sind derzeit 14 345 Frauen und Männer ohne reguläre Beschäftigung. Das entspricht einer Quote von 11,7 Prozent. Zwölf Monate zuvor waren es noch 10,3 Prozent. „Nach Jahren des Aufschwungs hat Corona in Krefeld eine Erfolgsgeschichte beendet“, sagte Bettina Rademacher-Bensing, Chefin der Krefelder Arbeitsagentur. Richtig ist aus ihrer Sicht aber auch, dass die Arbeitslosigkeit nicht mehr so stark zunimmt wie in den Monaten zuvor. „Wir hoffen, dass diese Trendwende bald zu niedrigeren Zahlen führt.“ Im Kreis Viersen (siehe Kasten) betrug die Quote im Juli 6,5 Prozent, ebenfalls deutlich mehr als ein Jahr zuvor.

Wie stark die Pandemie wirkt, zeigt die Entwicklung der Kurzarbeit. Im April nahmen in Krefeld und im Kreis Viersen 3827 Unternehmen dieses Mittel, Lohnzahlungen ohne Entlassung zu sparen, in Anspruch. Betroffen waren davon mehr als 50 000 Beschäftigte. Seit Mai melden deutlich weniger Firmen Kurzarbeit an, allerdings kommen jeden Monat neue Betriebe hinzu.

Positive Signale gibt es vom Ausbildungsmarkt. Aktuell sind nach Kenntnis der Arbeitsagentur in der Region noch 1082 Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle. Dieser Nachfrage steht ein Angebot von 1294 offenen Ausbildungsstellen gegenüber. „Die Zahlen zeigen: Der Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt hat sich coronabedingt nach hinten verschoben“, erläuterte Rademacher-Bensing. „Es geht noch was bei den Lehrstellen, für die jungen Leute ist das nicht zwingend ein verlorenes Jahr.“

Tatsächlich sind auf dem Lehrstellenmarkt viele Dinge in Bewegung. Die Ausbildung muss nicht unbedingt im August oder September beginnen. Mit dem Einverständnis der Kammern ist die Eintragung von Lehrverträgen noch bis zum Ende des Jahres möglich. Wer zwischen Lehre und Studium schwankt oder nicht den passenden Ausbildungsbetrieb gefunden hat, kann sich bei der Arbeitsagentur unter Telefon 02151/92-2200 beraten lassen.

Lorenzen Gebäudetechnik: Vorbild in Sachen Ausbildung

Geradezu vorbildlich scheinen die Bedingungen in Sachen Ausbildung bei der Firma Lorenzen Gebäudetechnik an der Uerdinger Straße. Deshalb überrascht es nicht, dass sich die Arbeitsagentur diesen Betrieb ausgesucht hatte, um die Juli-Zahlen vorzustellen und den Lehrstellenmarkt zu beleuchten.

Mit etwa 150 Mitarbeitern (davon 35 Auszubildende) gehört Lorenzen zu den großen Handwerksbetrieben im Bereich Heizungs-, Sanitär-, Lüftungs- und Kältetechnik. Neben dem Stammhaus in Krefeld gibt es Partnerbetriebe in Dresden und Dinslaken sowie eine Filiale in Bonn.

„Corona hat uns nicht geschadet. Auf den Baustellen gibt es viel zu tun. Damit konnten wir den Rückgang bei der Wartung von Anlagen ausgleichen. Kurzarbeit war kein Thema“, berichtete Geschäftsführer Detlev Krause.

In der Regel bietet Lorenzen pro Jahr zehn Lehrstellen an. Im vergangenen Jahr konnten aber nur fünf davon besetzt werden, „weil der Ausbildung zum Anlagenmechaniker das nicht so positive Image des Klempners anhängt“, wie Sven Wefers erläuterte, der sich bei Lorenzen wie seine Kollegin Katharina Schütze um die Lehrlinge kümmert. Die Firma entschied sich, in den Sozialen Netzwerken aktiv zu werden, um dort für sich und die Ausbildung zu werben. Mit Erfolg. Neun von zehn Lehrstellen sind besetzt.

Reger Austausch zwischen
Betrieb und Berufsschule

Schütze erzählt, dass zu einer guten Ausbildung auch der rege Austausch zwischen Betrieb und Berufsschule gehöre. „Wenn unsere Leute dort Probleme haben, bekommen wir das schnell mit und können gezielt helfen.“ Dass die Lehrlinge nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung übernommen werden, ist bei Lorenzen nach eigener Aussage normal. „Bei uns geht das noch: Arbeiten von der Lehre bis zur Rente“, so Wefers.

Geschäftsführer Krause betonte, wie wichtig es sei, für Nachwuchs bei den Fachkräften zu sorgen. „Nur mit Hilfe zuverlässiger und geschulter Mitarbeiter erreichen wir die Qualität, die von unseren Kunden gefordert wird. Nur wenn wir selbst ausbilden, können wir die Stärken unserer Nachwuchskräfte früh erkennen und fördern.“ Ausbildung sei mehr als die Vermittlung von Fachwissen. Es gehe auch um die Entwicklung einer persönlichen Beziehung und um gegenseitiges Vertrauen.