Deutsche Bahn sucht Planer Krefeld bekommt einen neuen Bahnhof am Obergplatz
Krefeld · Die Ausschreibung für die Arbeiten läuft. Der Bürgerverein Grönland kritisiert den geplanten Standort auch mit Verweis auf den Nahverkehrsplan der Stadt Krefeld.
Nördlich der St. Töniser Straße soll es in naher Zukunft einen Haltepunkt für den Niers-Express (RE10) geben. Die Deutsche Bahn plant im Rahmen ihrer Kapazitätsoffensive Bahnhöfe einen neuen Haltepunkt, der den Namen „Krefeld – Obergplatz“ trägt. Er soll alle Vorgaben zur Barrierefreiheit, Verbesserung der Aufenthaltsqualität, Wetterschutz, Kundeninformation und Kundenservice erfüllen. Die Ausschreibung für die Arbeiten läuft. Ziel der Bahn ist es, im zweiten Quartal dieses Jahres ein Planungsbüro verpflichten zu können.
Konkret geht es um den Neubau von zwei Außenbahnsteigen mit einer Bahnsteignutzlänge von jeweils 185 Metern und einer Bahnsteighöhe von 76 Zentimetern. Ursprünglich waren die Bahnsteige mit einer Länge von nur 165 Metern geplant. Weil der RE10 ab Dezember 2027 aber mit neuen Fahrzeugen und einem alternativen Antriebskonzept (Strom) eingesetzt werden soll, müssen die Bahnsteige länger werden. Darüber hinaus sieht die Ausschreibung den Bau von zwei Aufzügen zur barrierefreien Erschließung der Bahnsteige sowie vier Wetterschutzhäuschen und eine LED-Beleuchtungsanlage vor. Wann mit dem Bau begonnen wird, steht noch nicht fest. Hierzu heißt es von der Deutschen Bahn in der Ausschreibung: „Vom Auftragnehmer ist innerhalb von zwei Wochen nach Auftragserteilung ein detaillierter Projekttermin- und Arbeitsplan vorzulegen und in einem Termin dem Auftraggeber zu erläutern und abzustimmen.“
Anwohner befürchten „First Class Einblicke“ in ihre Häuser
Über das Potenzial der möglichen Bahn-Haltestelle Oberbergplatz wird seit Jahren in Krefeld diskutiert. Im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans der Stadt hatte im September 2021 das Gutachterbüro PTV Transport Consult GmbH aus Karlsruhe eben jenes Potenzial untersucht und war zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen. Das Büro PTV sah bei einem solchen Bahnhof für den Krefelder Westen die Vorteile einer besseren Verknüpfung von Regionalverkehr und Straßenbahnen, deutlich kürzere Reisezeiten für Fahrten innerhalb von Krefeld oder auf regionalen Verbindungen für Ein- und Auspendler. Zu klären sei, so die Gutachter damals, aber noch die Standortfrage.
Die ist es auch, die den Bürgerverein Grönland auf den Plan treten lässt. In einem Facebook-Beitrag heißt es ironisch: „Liebe Grönländer, welche Nachricht zuerst, die gute oder die schlechte? Die Gute ist, Grönland bekommt seinen eigenen Bahnhof am Oberbergplatz!“ Die schlechte Nachricht sei, dass die Deutsche Bahn den Haltepunkt nördlich zwischen St. Töniser Straße und Peter-Lauten-Straße bauen will, obwohl im vom Krefelder Stadtrat beschlossenen Nahverkehrsplan ein Haltepunkt südlich der St. Töniser Straße präferiert werde. Die Konsequenz: „Statt im Bereich reiner Gewerbegrundstücke liegt er dann inmitten der Wohnbebauung“, erklärt Rolf-Bernd Hechler. Der zweite Vorsitzende des Bürgervereins und Ratsherr verweist zudem auf die Ausschreibung, die vorsehe, eine Park-and-Ride-Anlage auf die Pferdewiese am Bahndamm zu errichten. Diese sei bislang vom Bürgerverein für das Martinsfeuer genutzt worden.
Hechler setzt sich seit jeher für einen Haltepunkt im südlichen Teil der St. Töniser Straße ein. Dort sieht er insbesondere einen Vorteil: „Bei der Variante hätte der Parkplatz der Stadtwerke Krefeld von den Pendlern genutzt werden können.“ Ein weiterer Nachteil einer Umsetzung des Haltepunkts wie von der DB geplant sei, dass der Parkdruck im Wohngebiet zunehmen wird, weil mehrere Eigentumsgaragen abgerissen werden müssten. So stelle sich für viele Anwohner schon jetzt die Frage, ob es dafür Ausgleichsflächen geben wird.
Der wohl entscheidendste Kritikpunkt der Anwohner ist aber wohl, dass der geplante Bahnsteig zu nah an den Häusern gebaut wird. Von „First Class Einblicken“ in die Häuser der Eigentümer ist in den Kommentaren die Rede. Kurioserweise ist die Wohnbebauung, die in den 1990er Jahren an der Peter-Lauten-Straße entstand, in den Planskizzen der Deutschen Bahn gar nicht vorhanden. Hechler: „Jeder private Bauherr ist verpflichtet, seinen Lageplan auf der Grundlage einer aktuellen Flurkarte zu erstellen. Die Deutsche Bahn hat da offensichtlich Narrenfreiheit.“