Unterkunft Die ersten Flüchtlinge sind im alten Studentenwohnheim eingezogen

Krefeld · Die Stadt Krefeld hat die Immobilie an der Gladbacher Straße/ Obergath für 15 Jahre angemietet. Bis zu 170 Menschen können hier untergebracht werden.

Das Studentenwohnheim an der Gladbacher Straße/ Obergath dient jetzt als Flüchtlingsunterkunft.

Foto: Dirk Jochmann

Die Stadt verschafft sich Luft bei der Unterbringung geflüchteter Menschen in Krefeld. Für Entlastung sorgt das ehemalige Studierendenwohnheim an der Gladbacher Straße/Obergath, das Platz für bis zu 170 Flüchtlinge bietet. Ursprünglich sollten dort schon im Februar die Ersten in das frühere Wohnheim einziehen, das geschieht aber erst seit Anfang dieser Woche. 19 Personen kamen in sechs Wohnungen unter, laut Stadt handelt es sich vorrangig um Familien und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. In den nächsten Wochen sollen nun sukzessive weitere Wohnungen bezogen werden.

Stadt hat das alte Wohnheim für 15 Jahre angemietet

Die Verwaltung kann das Gebäude für 15 Jahre als Unterkunft nutzen. „Die langfristige Anmietung dieses großflächigen Wohnraums ermöglicht uns zum einen eine gewisse Planungssicherheit und wirkt sich andererseits unmittelbar entlastend auf die Aufnahmekapazität aus“, sagt Stadtdirektor Markus Schön, „mit diesem Objekt und der in Aussicht stehenden Eröffnung der Landesunterkunft in Forstwald sind wir bei der Unterbringung geflüchteter Menschen für dieses Jahr gut aufgestellt.“

Rund 2100 Geflüchtete bringt die Stadt Krefeld derzeit in Wohnungen, Gemeinschaftsunterkünften und Hotels unter. Der Komplex an der Gladbacher Straße führt laut Stadt dazu, dass bis Ende Juni die immer wieder erforderlich gewesene kurzfristige Nutzung von Hotels beendet werden kann. Dringend benötigt werde das frühere Studentenwohnheim auch wegen des baulich schlechten Zustands der alten Gemeinschaftsunterkunft Siemesdyk, die in den kommenden Jahren ersetzt werden soll. Aufgrund der zunehmend auftretenden Probleme werden dort mittelfristig immer mehr Wohnabschnitte voraussichtlich nicht mehr zur Verfügung stehen, heißt es von der Stadt. Darüber hinaus würden für die Sanierung der Unterkünfte Westparkstraße und Wehrhahnweg Ausweichkapazitäten in den Bauphasen benötigt. „Durch die neue Unterkunft können wir Plätze kompensieren, ohne auf absehbare Zeit erneut auf Turnhallen oder andere Notlösungen ausweichen zu müssen“, sagt Andreas Pamp, der Fachbereichsleiter Migration und Integration.

Das ehemalige Studierendenheim biete mit dem Apartment-Charakter gut geeignete Flächen-Zuschnitte und gewährleiste ein hohes Maß an Privatsphäre. „Diese hohe Unterbringungsqualität ist der Grundstein für eine gelingende Integration“, sagt Pamp. Das Gebäude ist in drei Wohnblöcke aufgeteilt. Die Wohneinheiten bestehen aus zwei bis drei Schlafräumen, einer Küche, einem Bad und einer Toilette. Sie ermöglichen laut Stadt eine flexible Belegung mit Einzelpersonen oder Familien. Daneben gehören Gewerbeflächen im Erdgeschoss zum Objekt, die künftig als Büro- und Beratungsräume für die Unterbringungsbetreuung und Sozialarbeit genutzt werden sollen. Auch ein Raum für Schulungen und Angebote der Quartiersarbeit soll entstehen. In vielen Fällen konnte das gut erhaltene Inventar in den Apartments übernommen werden.

Bei Anwohnern im Südbezirk und in der Bezirksvertretung hatte es Anfang des Jahres bei der Vorstellung der Pläne mit dem alten Wohnheim durchaus Kritik gegeben. Bezirksvorsteherin Gisela Brendle-Vierke (SPD) merkte an, dass der sozial ohnehin belastete Südbezirk mit dem Flüchtlingsheim über Gebühr herausgefordert werde. Sie bat um Unterstützung, vor allem im Hinblick auf Freizeitangebote für die Jugendlichen. Denn Markus Schön hatte in der BV-Sitzung eingeräumt, dass an der Gladbacher Straße wahrscheinlich zum großen Teil jüngere männliche Flüchtlinge untergebracht würden.

Zum Sommer sollen in der von der Bezirksregierung Düsseldorf geplanten Zentralen Unterbringungseinrichtung auf dem früheren Kasernengelände in Forstwald bis zu 400 Geflüchtete unterkommen. A.S.