Krefeld Krefeld bibbert vor Kälte

Wohnungslose, aber auch Arbeiter an den Bahnschranken zittern dieser Tage. Suppe und Tee sind bei Minustemperaturen willkommen.

Krefeld: Krefeld bibbert vor Kälte
Foto: DJ

Krefeld. Wer kennt’s nicht: Im Auto oder mit dem Rad vor einer geschlossenen Bahnschranke zu warten, ist mitunter nervig — stundenlang am Bahnübergang zu stehen und ihn jedes Mal, bevor ein Zug einfährt, zu sichern, dieser Tage vor allem eines: bitterkalt. Tauschen möchte mit Satilmis O. und seinem Kollegen sicher kaum jemand. Schon seit Weihnachten sind die beiden Mitarbeiter eines Recklinghausener Dienstleisters in Acht-Stunden-Schichten rund um die Uhr im Auftrag der Deutschen Bahn mit Absperrband am Gleisübergang an der Forstwaldstraße im Einsatz — eine technische Störung macht’s nötig.

„Klar, ich kann mir viel Schöneres vorstellen, als hier bei minus sechs Grad in der Kälte rumzustehen“, sagt der 34-Jährige, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, „aber das ist halt mein Job.“ Mit einer dicken Mütze auf dem Kopf, warmen Socken an den Füßen, einer Thermohose, Jeans und der signalfarbenen Abblendhose bekleidet, seien die Minustemperaturen aber auszuhalten. Bei blauem Himmel und Sonnenschein sowieso — „Hauptsache es ist trocken, dann ist die Kälte halb so schlimm“, sagt der 34-Jährige.

Mitleidige Blicke ernten die beiden in eisigen Tagen wie diesen trotzdem. „Die stehen hier ständig in der Kälte und interessant ist es ja auch nicht“, drückt eine vorbeikommende Passantin ihr Bedauern aus. Nicht nur das: Zu Weihnachten hätten ihnen Anwohner Plätzchen vorbeigebracht, WZ-Leserin Beate Pricken schlägt gar vor: „Vielleicht können unsere Mitbürger diese Alltagshelden mit Tee und heißer Suppe unterstützen.“

Wohlwollen, über das sich Satilmis O. und sein Kollege besonders an frostigen Tagen freuen, sie lenken aber auch ein: „Wenn nicht hier, dann ständen wir an einem anderen Bahnübergang in der Kälte oder würden auf den Gleisen Bauarbeiten absichern.“

So wie einige ihrer Kollegen, die gestern die Bahnübergänge am Bellenweg, Hückelsmay und der Oberbenrader Straße überwachten. Auch hier sind die Schranken von der technischen Störung betroffen. Eine Anwohnerin der Oberbenrader Straße spricht von „Verhältnissen wie im Eisenbahn-Mittelalter“ und erinnert an die ersten Eisenbahnjahre, als ein Mann mit roter Fahne vor dem Zug herging, um die Passanten zu warnen. Die „bedauernswerte Mitarbeiter“ an der Schranke, nehmen’s gelassen — und machen sich im Auto mit heißem Kaffee und Tee aus der Thermoskanne zwischen zwei Zügen warme Gedanken. Sieben, vielleicht acht sind das pro Stunde, etwa 60 am Tag, zählen sie auf und zwischen 15 und 20 nachts.

Im Betonschalthaus am Bahnübergang Bellenweg sind Detlef Winkelhoch, Bezirksleiter der Leit- und Sicherungstechnik bei der Bahn, und seine Mitarbeiter damit beschäftigt, die technische Störung an den Bahnschranken durch einen neuen Schaltintervall zu beheben. „Bei der Durchfahrt bestimmter Züge gibt es eine schlechte elektromagnetische Verträglichkeit“, erklärt Winkelhoch das Problem. Die Folge: „Die Schranken schließen zu häufig.“

Er hat aber auch gute Nachrichten: „Das Problem am Bellenweg und Hückelsmay haben wir behoben.“ Hier wurden die Mitarbeiter mit den Absperrbändern bereits gestern am frühen Nachmittag abgezogen. An den Bahnübergängen an Forstwald- und Oberbenrader Straße müssen sie noch ein wenig weiter frieren — „bis Montag oder Dienstag voraussichtlich“.