Neue Analyse zeigt Wohnungsmangel Warum Krefeld 420 neue Wohnungen pro Jahr benötigt

Krefeld · Das Forschungs-Institut Pestel hat den regionalen Markt analysiert und einen erheblichen Mangel festgestellt. 5150 leerstehende Wohnungen können zudem nicht genutzt werden, weil sie schlicht unbewohnbar sind.

Krefeld braucht dringend neue Wohnungen. Das bestätigt einmal mehr eine neue Studie.

Krefeld braucht dringend neue Wohnungen. Das bestätigt einmal mehr eine neue Studie.

Foto: dpa/Jan Woitas

Bis 2028 müssen in Krefeld jährlich 420 Wohnungen neu gebaut werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Pestel-Institut aus Hannover in einer jetzt vorgestellten Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt. Demnach gibt es in Krefeld bereits jetzt ein hohes Defizit, 960 Wohnungen fehlten in der Stadt, erklärt Institutsleiter Matthias Günther. Mit den Neubauten könne man dieses Defizit auffangen und gleichzeitig dafür sorgen, dass abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach ersetzt werden. „Hier geht es insbesondere um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt.“

Große Hoffnungen, dass die ermittelte Anzahl an Neubauten tatsächlich erreicht wird, hegt Günther allerdings nicht. Denn laut seiner Analyse gab es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres lediglich für 33 neue Wohnungen eine Baugenehmigung. In 2023 seien es im gleichen Zeitraum 194 gewesen. „Damit ist die Bereitschaft, in Krefeld neuen Wohnraum zu schaffen, innerhalb von nur einem Jahr um 83 Prozent zurückgegangen“, bilanziert Günther.

Auch die Vielzahl leerstehender Wohnungen – laut aktuellem Zensus 5140 Stück – könnten die Situation auf dem Wohnungsmarkt nicht entschärfen, heißt es in der Analyse des Pestel-Instituts. Denn mit 2420 Wohnungen stünde ein Großteil davon schon länger als ein Jahr leer. Zudem seien es oft Wohnungen, „die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett saniert werden“, so Günther. Das sei aufwendig und teuer.

Scharfe Kritik am Bund von Verbänden und Gewerkschaften

Gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (DBD), der Auftraggeber der jüngsten Regional-Analyse war, kritisieren die Wissenschaftler des Pestel-Instituts auch die Bundesregierung für den für das Jahr 2025 aufgestellten Haushalt. Darin fehlten dringend notwendige Fördermittel für den Wohnungsneubau – allen voran für den sozialen Wohnungsbau. Bis 2028 wolle die Bundesregierung Sozialwohnungen mit weniger als 22 Milliarden Euro fördern. „Das reicht hinten und vorne nicht. Und es ist ein willkürlich gegriffener Zeitraum, um eine vermeintlich hohe Milliardensumme in den Raum zu stellen“, kritisiert DBD-Chefin Katharina Metzger. „Der soziale Wohnungsbau wird bei dieser Bundesregierung auch weiter auf der Strecke bleiben.“

Kritik am fehlenden Wohnungsneubau hatte es zuletzt immer wieder auch von mehreren Gewerkschaften gegeben. Bereits Anfang des Jahres hatte die IG BAU dem Bund ein „Missmanagement bei der Unterstützung fürs Wohnen“ vorgeworfen und gleichzeitig mehr Sozialwohnungen in Krefeld gefordert. Bund und Länder hätten den sozialen Wohnungsbau seit Jahrzehnten massiv vernachlässigt.

Ähnlich hatte jüngst der Deutsche Gewerkschaftsbund in Krefeld argumentiert. Bund, Länder und Kommunen müssten wieder stärker ihre Verantwortung als Anbieter von preiswertem, öffentlichem Wohnraum annehmen. Potenzielle Investoren sollten stärker auf das Gemeinwohl verpflichtet werden.

Im Krefelder Rathaus ist der Wohnungsmangel längst bekannt. Denn auch im Regionalplan wird auf das drängende Problem hingewiesen, wenngleich es dort heißt, dass bis 2040 insgesamt sogar 11 300 neue Wohnungen benötigt werden. Um den konkreten Bedarf zu erfassen, hatte die Stadt vor Kurzem den Fachbereich Wohnen gegründet. Zu dessen ersten Aufgaben gehört eine Bedarfsplanung für die Stadt Krefeld mit Partnern aus Wohlfahrtsverbänden, Wohnungswirtschaft und Mieterverbänden.

Und die Stadt wird auch selbst tätig: Innerhalb der nächsten fünf Jahre will sie mindestens zwei Baugebiete Am Badezentrum Bockum und am Buscher Holzweg realisieren. Am Badezentrum Bockum sind bis zu vier Mehrfamilienhäuser vorgesehen, am Buscher Holzweg soll voraussichtlich ab 2026 ein kleines Neubaugebiet entstehen – mit Platz für acht Einfamilien- und vier Mehrfamilienhäuser.