Die Rücktrittforderung der MIT gegen Parteichef Blondin bezeichnet Wilfrid Fabel als „hirnrissig“ Fabel: Die CDU greift die Themen der Leute nicht auf

Krefeld · Die Rücktrittforderung der MIT gegen Parteichef Blondin bezeichnet Wilfrid Fabel als „hirnrissig“. Der aktuelle Streit schade der Partei mehr als dass er ihr nützt.

Wilfrid Fabel im Gespräch mit WZ-Mitarbeiter Stephan Esser.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Über drei Jahrzehnte hat er die Politik in Krefeld maßgeblich beeinflusst, manche meinen sogar bestimmt. Jetzt fremdelt Wilfrid Fabel mit seiner Partei. Das geht so weit, dass er auf dem letzten Parteitag vor über einem Monat in die Bütt gegangen war und mahnend den Finger gehoben hatte. Ginge das so weiter mit der CDU in Krefeld, „haben wir bald weniger Prozent als die Grünen“, sagte er jetzt unserer Zeitung. Er müsse aber aufpassen, wenn er sich in der Öffentlichkeit melde. Dann hieße es schnell, die alten Säcke nörgeln nur und können nicht loslassen. Fabel: „Zu unserer Zeit standen wir aber jeden Tag in der Zeitung.“

Mit einer Fabel-typischen Spitze begegnet er der Frage, wie er denn den jüngsten Zwist innerhalb seiner Partei um die Rücktrittsforderung an Parteichef Marc Blondin seitens der MIT (Mittelstandsvereinigung) bewerte?

Fabel: „Ich könnte fragen, welche Partei?“ Dann wird der Grand senor deutlich: „Als Vereinigung einen Parteivorsitzenden öffentlich zum Rücktritt aufzufordern, da denke ich, das können sie wörtlich schreiben – hirnrissiger geht es nicht mehr.“ Man könne jemanden nicht wollen, dann stelle man einen Gegenkandidaten auf. Bezeichnenderweise sei der, der sich gemeldet habe, nicht einmal von der Vereinigung nominiert worden. „Der hat sich selbst aufgestellt als Bewerber.“ In der Form habe es das in Krefeld bisher noch nie gegeben. „Ich finde das auch nicht gut. Wenn die den Parteivorsitz weg haben möchten, ist es ihr gutes Recht, das zu machen. Aber diese Form schadet nur der Partei insgesamt. Und wer das will, hat es erreicht.“

CDU habe kein Gespür mehr
für die relevanten Themen

Für Fabel greift die CDU in Krefeld keine Themen auf, die Krefelderinnen und Krefelder auf den Nägeln brennen. „Ich muss etwas auf den Tisch legen, was die Bürger interessiert und was die Verwaltung nicht anpackt. Das Gespür muss ich haben.“ Ob für die Bürger und Bürgerinnen beispielsweise das Drogenhilfezentrum ein Hauptinteresse ist, wage er zu bezweifeln. „Ich persönlich hätte auch nicht 14 Millionen Euro fürs Affenhaus ausgegeben, die Hälfte hätte auch gereicht. Wo bin ich in einer Gesellschaft, wenn ich für Affen 14 Millionen übrig habe, egal wo das Geld herkommt – bei den vielen Problemen, die wir haben. Ich würde natürlich was für die Affen tun. Aber bei 14 Millionen für Affen fehlt mir in der Sozialbetrachtung jegliches Verständnis. Das wird dann noch als Erfolg gefeiert und von niemandem kritisch aufgegriffen. Im Neubau an der Sollbrüggenschule gibt es für die Kinder keine Toilette. Eine Toilette für Lehrer gibt es, aber keine für Kinder.“

Fabel plädiert dafür, dass sich die Partei egal wo, mit Sachthemen beschäftigt. „Krefeld ist ja die Stadt der Schlaglöcher. Der Kommunalbetrieb hat jetzt eine Fachfrau für Schlaglöcher eingestellt. Eine hervorragende Entscheidung, weil die Frau kann sich in der Stadt fortbilden. Ich sehe in Krefeld nur Baustellen und keine wird offenbar fertig.“ Warum sei man nicht in der Lage, den Prozess anders zu gestalten, um mal zu Ende zu kommen. „Den Schaden, den wir damit insgesamt verursachen, auch für Geschäftsleute, ist deutlich größer als die möglichen Mehrkosten. Es wird nicht darüber nachgedacht, was alles gleichzeitig gemacht wird. Wenn sie privat so arbeiten würden, wären sie pleite.“