Aufführung Corona spielt gleich doppelt mit

Krefeld · Montessori-Gesamtschüler zeigen Theaterstück in ganz eigener Version.

Die Hauptrolle der Antonia spielt Maja Kiehne.

Foto: Andreas Bischof/Andeas Bischof Tel.+49(0)1712850

Aller guten Dinge sind drei – so halten es die Mitglieder des Literaturkurses der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule und bearbeiten das Stück „Heute wird nicht bezahlt“ von Dario Fo derzeit in der dritten Auflage. Nachdem sie die Satire gelesen hatten, schrieben sie sie für die traditionell seit 30 Jahren stattfindende Theateraufführung um. Dann ließ Corona den Vorhang zwei Wochen vor der Premiere in 2020 fallen. Jetzt kommt die neue Version vor drei Kameras auf die Bühne. Die Pandemie spielt nun doppelt mit, denn die Handlung ist in Italien verortet. 

„Wir haben das Stück nun zum zweiten Mal für uns umgeschrieben“, berichten Maja Kiehne und Matthias Akyel und beziehen in das „wir“ die Mitschüler ein. Die genannten Abiturienten verkörpern die beiden Hauptdarsteller, das Ehepaar Antonia und Giovanni. Kiehne: „Bei uns hat die Geschichte größeren italienischen Einfluss, kommen die Arbeiter nicht aufgrund der sprunghaft angestiegenen Lebensmittelpreise seit Einführung des Euros und der geplanten Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent in finanzielle Nöte, sondern ganz aktuell wegen der dort stark herrschenden Pandemie.“

Corona im italienischen Mailand bringt die Freundinnen Antonia und Margherita mit vielen anderen Frauen dazu, sämtliche Supermärkte zu plündern und ihre Einkäufe nach Hause zu tragen, denn: „Bezahlt wird nicht“. Die Schüler hamstern natürlich Toilettenpapier, Pasta und auch Grappa. Es geht insgesamt um die Problematik der Ungerechtigkeit der Welt. Jedoch schildern die jungen Leute weniger die kommunistische Propaganda, sondern erzählen, dass die untere Schicht aus anderen Gründen nichts verdient. „Den Arbeitern wird wegen Corona gekündigt, denn die Firma wird bei uns nach Asien verlegt.“ Die vitalen, einfallsreichen und voll im Leben stehenden Figuren des Stücks ringen mit den mitunter recht heimtückischen Zufällen des Lebens.

Bislang probten die Schüler
nur per Videoschalte

Matthias Akyel spielt den Hauptdarsteller Giovanni.

Foto: Andreas Bischof/Andeas Bischof Tel.+49(0)1712850

Die jungen Schauspieler ringen auch mit den heutigen Begebenheiten, denn die Proben gestalten sich derzeit schwierig. Raimund Schücker-Hermanns, der Jahrgangsstufen-Leiter Literaturkurs, berichtet: „Wegen der Kontaktschwierigkeiten wirken mit 22 Schülerinnen und Schülern derzeit nur 50 Prozent der bisherigen Teilnehmer mit. Es gibt keinen Bühnenbau, nur schwarze Vorhänge, und die Proben erfolgten online, per Videoschalte.“ Erst jetzt sei die Hauptprobe angesetzt, natürlich mit Maske und Abstand in der Aula für den Feinschliff. Matthias Akyel sagt: „Da wir das Stück im vergangenen Jahr bereits bis zur Generalprobe vorangetrieben hatten, war das nicht problematisch. Jetzt kamen zwar die Neuen im Kurs aus der zwölften Jahrgangsstufe hinzu. Auch das hat gut geklappt.“ Die Interaktion sei prima. Es sei gut, auch die jüngeren Schüler kennenzulernen. Dennoch findet er: „Theater auf Distanz ist komisch.“

Es gehe nicht immer nur so ernst zu, im Schüler-Stück, wie es klingt. „So zieht sich der Bestatter mit seinem schwarzen Sarg, der für die vielen italienischen Corona-Toten steht, wie ein roter Faden durch die Handlung“, berichtet Schücker-Hermanns. „Er trägt eine Maske mit aufgemaltem Kreuz. Die der Prostituierten schmückt ein Kussmund. Es gibt auch den Carabinieri, der die Hände samt weißer Handschuhe desinfiziert. Oftmals schreiben wir auch während der Probe um.“ Manch satter italienischer Fluch kommt über die Lippen. Beispiel: „Santo cielo! – Himmelherrgott.“ Die jungen Leute haben sich bewusst für Dario Fo entschieden. Shakespeare sollte es nicht schon wieder sein.