Spezial zur Kölner Straße in Krefeld Das macht ein Bademeister in der Corona-Krise
Krefeld · Was macht ein Bademeister, wenn keine Gäste zum Schwimmen kommen? Robin Galler, der im Fischelner Bad arbeitet, erklärt es.
Eigentlich würden ja jetzt am Vormittag die Schüler ins Fischelner Bad am Stadtpark kommen. Sie würden ihre Bahnen ziehen, immer unter den wachsamen Augen des Sportlehrers am Beckenrand. Und auch Robin Galler wäre nicht weit. Als lizenziertem Schwimmmeister obliegt ihm die oberste Aufsicht auf alles Treiben im Wasser.
Doch derzeit ist alles anders, auch für den 35-jährigen Moerser, der seiner gewohnten Tätigkeit seit sechs Wochen nicht mehr nachgehen kann. Das Bad ist seit Mitte März für Besucher geschlossen. Das Becken ist seitdem leer. Galler ist aktuell ein Schwimmmeister ohne Schwimmer und ohne Wasser. „Das ist schon eine sehr ungewohnte Situation für uns“, sagt er. Damit meint er auch seine drei Kollegen im Fischelner Bad an der Kölner Straße. Er ist einer von zwei Bademeistern. Dazu kommen noch zwei Badewärterinnen. Zu viert schiebt man nun tagein, tagaus eine Schicht, die morgens um 7 Uhr beginnt und um 15.30 Uhr endet.
Vor der Corona-Krise hatte man sich jeweils zu zweit noch zwei Schichten geteilt. Der Dienst begann dann um 5.30 Uhr, wenn die Frühsportler schon ins Becken stiegen. Um 22 Uhr am Abend gingen erst die Lichter aus, wenn die Vereine nach Hause fuhren. Statt die Besucher im Wasser zu überwachen, wird nun eben geputzt und gereinigt. Tag für Tag. Für jede Kachel ist jetzt Zeit. „Jetzt steht die Grundreinigung an. Es gibt im Schwimmbad immer etwas zu tun. Wir können jetzt auch Reparaturen erledigen, die sonst nur passieren könnten, wenn keine Gäste da sind“, sagt Robin Galler. Mit dem Thema Kurzarbeit seien er und seine Kollegen allerdings noch nicht konfrontiert worden.
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Seit zwei Jahren arbeitet er als Bademeister im Fischelner Bad, seit fünf Jahren wieder für die Stadt Krefeld. 2004 wurde er Schwimmmeister. Danach bewarb er sich mit 18 bei der Stadt und begann die Ausbildung. In seiner Jugend war er Leistungsschwimmer beim SV Bayer Uerdingen. „Mein Leben besteht aus Schwimmbädern“, sagt Galler. Das leere Bad, das leere Becken. Statt auf Wasser blickt man nun in ein zwei Meter tiefes, gekacheltes Loch. Das sei schon alles „etwas komisch“, so der 35-Jährige: „Es fehlen uns die Besucher und der Kontakt. Wir sind ein sehr familiäres Bad. Mit den Leuten kommen wir immer gut klar.“ Derzeit laufen Wartungsarbeiten am Hubboden des 25-Meter-Beckens. Dies übernimmt jedoch eine Fachfirma. Federn werden gefettet. Es wird überprüft, ob der Boden gleichmäßig angehoben werden kann, ob die Zwischenabstände und die Motorleistung stimmen.
Seinen Urlaub für dieses Jahr hat er schon gehabt. Mit seiner Frau war er in Mexiko, auf der Yucatan-Halbinsel. Als er am 18. März wieder an den Niederrhein zurückkehrte, war die Welt eine andere. Die Pandemie und die politischen Maßregeln griffen schon um sich. Die Überstunden sind abgefeiert, der Resturlaub weg.
Immerhin das: Früher musste Galler an jedem zweiten Wochenende im Bad arbeiten. Jetzt hat er samstags und sonntags mehr Freizeit mit seiner Frau. „Jetzt können wir spazieren gehen. Aber es gibt ja immer noch die Kontaktsperre.“ Das Wasser und er – Robin Galler würde wohl gerne bald wieder den Putzlappen gegen die Trillerpfeife des Bademeisters tauschen.