Lungenkrankheit Krefeld diskutiert über Tuberkulose

Die Erklärungen der Stadtverwaltung fallen täglich wortreicher aus. Warten auf versprochene Liste Anfang nächster Woche.

Lungenfacharzt Michael Schroers hat darauf hingewiesen, dass es einige TBC-Fälle in Krefeld geben soll.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Krefeld diskutiert nach der WZ-Recherche über die Erfahrungen des Lungenfacharztes Michael Schroers über das Angstthema Tuberkulose. Schroers steht mit gutem Ruf und Namen für die Feststellung, bei einer ganzen Reihe von Flüchtlingen die gefährliche Lungenkrankheit festgestellt zu haben. Dagegen steht die Haltung der Stadtverwaltung Krefeld, die nur zwei Fälle offener TBC verzeichnet haben will. Die Erklärungen der Stadt zu diesem Dilemma fallen jeden Tag wortreicher aus, ohne jedoch mehr Licht in die Angelegenheit zu bringen.

So war am Freitag schon die Rede von mehreren Fällen in „einer Gruppe von Personen“, die dem Vernehmen untereinander Kontakt habe, was die Situation nicht eben entschärfen konnte. Im Gegenteil. Auf wz.de/krefeld tobt eine muntere Diskussion mit wilden Spekulationen, auf der WZ-Facebookseite erst Recht.

„Das Gesundheitsamt scheut, die notwendigen und kostenaufwendigen Entscheidungen einer fachlich korrekten Behandlung, wie beschrieben! Mit Sicherheit wird dem Gesundheitsamt auch Druck gemacht, die notwendigen Kosten maximal-möglichst zu reduzieren. Dies widerspricht natürlich der maximal-notwendigen und fachlich korrekten Behandlung der einzelnen Menschen“, schreibt etwa Sebastian Schrodt. Und Lilo Rook ist sauer: „Unglaublich, dass die Stadt nicht einmal weiß wie viele Fälle es gibt.“

Derweil wird die Politik aktiv. Gemächlich. Mindestens die Sozialdemokraten fordern Aufklärung, dies allerdings im Sozialausschuss am 28. Januar.

Wer den Ausführungen des Lungenfacharztes folgt, für den ist das eine lange Zeit. Er sagt: „Es gibt mit Sicherheit mehr als zwei Fälle.“ Außerdem glaubt Schroers, dass erkrankte Flüchtlinge in den Krankenhäusern nicht lange genug behandelt werden, um eine Infektionsgefahr für die Bevölkerung komplett auszuschließen.

Immerhin will die Stadt Anfang nächster Woche eine Liste mit allen verzeichneten TBC-Fällen in Krefeld vorlegen. Mindestens solange steht Aussage gegen Aussage. Die Stadt bekräftigt erneut: „Es sind in den Flüchtlingsunterkünften bisher insgesamt zwei Fälle von offener TBC verzeichnet.“

Die in der WZ thematisierten „anderslautenden Aussagen eines niedergelassenen Lungenfacharztes sind insofern unrichtig oder beziehen sich nicht auf in der Stadt Krefeld lebende Flüchtlinge“.

37 Fälle habe es insgesamt gegeben, allein zehn davon in besagter „Gruppe von Personen“. Es handelt sich dabei wohl um Obdachlose, aber die habe man nicht stigmatisieren wollen. Im Übrigen begleite man Erkrankte bis zu einem halben Jahr. Wenn alles ein großes Missverständnis ist, sollte es rasch aufgeklärt werden.