Kirche Abbrüche und Neuaufbauten bei den Katholiken

Krefeld · Zum Neujahrsempfang hatte sich das Büro der Region einen „Mutmacher“ aus Essen eingeladen.

 Beim Neujahrsempfang der Katholischen Region Krefeld (v.l.): Regionalvikar Dr. Thorsten Obst, Pastoralreferentin Elisabeth Vratz, Generalvikar Klaus Pfeffer und der Vorsitzende des Katholikenrats, Hans-Joachim Hofer.

Beim Neujahrsempfang der Katholischen Region Krefeld (v.l.): Regionalvikar Dr. Thorsten Obst, Pastoralreferentin Elisabeth Vratz, Generalvikar Klaus Pfeffer und der Vorsitzende des Katholikenrats, Hans-Joachim Hofer.

Foto: Andreas Bischof

Die Stimmung bei den Krefelder Katholiken ist schlecht. Die Zahl der Mitglieder geht zurück, auch die der Priester. Die Kirchen werden leerer und der Nachwuchs fehlt. So wundert es nicht, dass das Büro der Region Krefeld/Meerbusch zum Neujahrsempfang den Generalvikar Klaus Pfeffer eingeladen hatte. Sozusagen als Mutmacher, der am Sonntag in der Pax-Christi-Gemeinde eine Rede über „Abbrüche und Aufbrüche in einer krisengeschüttelten Kirche“ hielt.

Der Mann aus dem Bistum Essen, das die Abwärts-Entwicklung schon länger durchlebt und gegenzusteuern versucht, sollte den Krefeldern Ideen geben, so wünschte es sich der Krefelder Regionalvikar Thorsten Obst, der große Veränderungen kommen sieht, wie auch Hans-Joachim Hofer, Vorsitzender des Katholikenrates. Laut Obst wird die Zahl der aktiven Priester von derzeit 290 in den nächsten fünf Jahren altersbedingt rapide sinken. Ein dramatischer Wegfall, der ausgeglichen werden muss.

Die Kirche steckt in
einer heftigen Krise

Pfeffer schraubte die Erwartungen an ihn herunter: „Wir kochen auch nur mit Wasser.“ Auch in seinem Bistum sei oft die Rede von Abbruch und Auflösung der katholischen Gemeinden. Der Vikar sprach von einer „heftigen Krise“, in der sich die Kirche befinde. Er nahm Bezug auf den kanadischen Philosophen Charles Taylor, der von einem „säkularen Zeitalter“ gesprochen habe.

In seiner Heimat im Sauerland sei es für Pfeffer als Kind noch klar gewesen, katholisch zu sein und diesen Glauben zu leben. Das sei heute völlig anders. Der Generalvikar sagte, man müsse weg kommen von der Selbstverständlichkeit der Kirche, dass man den Glauben anerzogen bekommt. „Wir müssen erklären, warum es die christliche Kirche heute gibt. Wir müssen die Menschen dafür begeistern. Das ist ein Verstehensprozess. Wir müssen damit leben, dass wir eine Gemeinschaft von vielen in diesem Land sind.“

Als Zukunftsvisionen nannte er mehrere Aspekte: Das christliche Leben brauche Glaubenserfahrung, die berührt. Die Kirche müsse vielfältig und verschieden sein, wie es auch die Gesellschaft ist. Diese müsse den Blick auch auf das haben, was um sie herum passiert. Die Kirche sollte auch experimentieren können. Die Christen sollten sich zudem ihren Auftrag durch Gott vergegenwärtigen. „Was wollen wir den Mitmenschen weitergeben?“, fragte Pfeffer. Zudem sei die Nähe zu den Mitmenschen sehr wichtig. Das Christsein bestehe eben nicht nur aus dem Apparat Kirche. Von Bedeutung sei es, mehr Offenheit für die Interessen junger Menschen in der Arbeit zu haben.

Pastoralreferentin Elisabeth Vratz lobte die Rede als „ermutigend“. Pfeffer habe in einer „Zeit des Abbruchs den Blick auf den Aufbruch gelenkt“. Im März soll der Rat der Gemeinschaft der Gemeinden zu einem Gedankenaustausch zusammentreffen. „Wir stehen noch am Anfang des Prozesses“, sagte Regionalvikar Obst. Hofer: „Wir wollen uns verändern. Es wird Abbrüche und Neuaufbau geben. Die Gemeinden werden sich in Größe und Ort verändern.“ Der Vorsitzende des Katholikenrates zeigte sich entschlossen: „Ich bin optimistisch, dass wir Laien auch einiges in der Kirche tragen können.“