Solidarität mit den Schwächsten Elli Kreul bekommt Stadtsiegel
Krefeld · 1992 gründete die heute 57-Jährige die Emmaus-Gemeinschaft. Bis heute ist die Arbeit darin für sie nicht nur ein Job, sondern eine Herzensangelegenheit.
Solidarität mit den Schwächsten; Menschen finden ein Dach über dem Kopf; Leben und Arbeiten in der Gemeinschaft, um sich selbst wieder aufzurichten – das sind die Grundsätze der Emmaus-Gemeinschaft, der Elli Kreul seit 1992 in Krefeld Leben einflößt. Nach dem Abitur ging sie für vier Jahre nach Frankreich, lernte dort schnell Abbé Pierre, die von ihm 1949 gegründete internationale Organisation Emmaus und ihr Ansinnen kennen: Armut und Ausgrenzung nicht durch Almosen, sondern durch tätige Hilfe zur Selbsthilfe zu bekämpfen. „Es war sofort um mich geschehen“, erzählt sie rückblickend. Eine solche Gemeinschaft wollte sie auch in Krefeld aufbauen. Mit viel Tatkraft, Überzeugung und Unterstützung hat sie das auch getan – und lebt bis heute nach dem Vorbild von Abbé Pierre. Dafür erhält sie am Montag, 3. Juli, um 16.30 Uhr im Historischen Ratssaal des Rathauses, das Stadtsiegel der Stadt Krefeld verliehen.
Zu Beginn gab es in Deutschland viele Widerstände zu überbrücken
Was die Umsetzung ihres Vorhabens tatsächlich bedeutete, habe sie 1992 noch nicht geahnt, erzählt die heute 57-Jährige bei einem Kaffee im Gemeinschaftszimmer der Emmaus-Gemeinschaft an der Peter-Lauten-Straße 19. Während in Frankreich es viel Unterstützung für die Emmaus-Gemeinschaften gab und Abbé Pierre zu den drei beliebtesten Franzosen in der Republik zählte, gab es in Deutschland viele Widerstände zu überbrücken. Neben dem sozial-humanitären Schwerpunkt der Arbeit kamen Vereinsgründung und -führung, Betriebsführung, Finanzen, Versicherungsschutz vielfältigster Art und vieles mehr hinzu. Kreul übernahm die Funktion der Geschäftsführerin.
Während ihr damaliger Freund und Partner nach vier Jahren Krefeld wieder zurück nach Frankreich ging, blieb Elli Kreul. „Das war und ist für mich kein Beruf, sondern eine Berufung“, sagt sie. Ans Aufhören denke sie nicht, selbst wenn sie langsam merkt, dass sie etwas längere Ruhezeiten inzwischen für sich braucht. Kein Wunder, wenn sie einen Blick in ihren vollen Terminkalender wirft.
Beim Aufbau der Krefelder Gemeinschaft hatten ihr damals die Vorgänger geholfen, die von 1986 bis 1991 den Emmaus-Gedanken in Krefeld hatten aufleben lassen, ebenso wie die damalige SPD-Sozialpolitikerin Eva Staudacher.
Da die Emmaus-Gemeinschaft sich selber wie auch ihr Engagement finanziert, bedurfte es einer Halle, in der sie einen Second-Hand-Markt aufbauen konnte. Was dort heute an der Peter-Lauten-Straße angeboten wird, stammt unter anderem aus Wohnungsauflösungen. Die Produkte daraus verkauft der Verein zur eigenen Finanzierung und bietet damit gleichzeitig Menschen wieder eine sinnvolle Beschäftigung, die auf dem ersten Arbeitsmarkt als Langzeitarbeitslose oder gar zeitweilig Wohnungslose gar keine Chance haben. Derzeit leben sechs von ihnen mit Elli Kreul in der Wohngemeinschaft; sechs Menschen hat die Gemeinschaft außerdem eingestellt und ihnen damit eine neue Lebens- und Arbeitsperspektive eröffnet. Damit sind die Emmaus-Grundsätze Leben und Arbeiten erfüllt.
Die anderen beiden Grundsätze Teilen und Überzeugen werden mit dem Tagestreff „Die Brücke“ an der Tannenstraße und Unterstützung für andere Emmaus-Gemeinschaften (unter anderem in Rumänien und Uruguay) gelebt. „Im Tagestreff der heutigen alten Samtweberei bieten wir den Besuchern an fünf Tagen einen warmen Aufenthalt und Begegnung an, zweimal in der Woche gibt’s warmen Mittagstisch“, erzählt Elli Kreul. Sie wünschte sich einige Krefelder als Paten, die die Besucher bei ihren Behördengängen unterstützen. Denn Ziel ist es eben auch, ausgegrenzte und benachteiligte Menschen zu befähigen, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Deshalb freut sich Elli Kreul auch über die Auszeichnung: „Mit geht es um die Idee von Emmaus und darum, mehr Aufmerksamkeit für den Verein zu bekommen.“