Pumpen Feuchte Keller sorgen für Ärger im Krefelder Nordbezirk
Schon lange ist klar, dass steigendes Grundwasser bei etlichen Krefelder Haushalten für Probleme sorgen kann. Nun wird die Sache massiv. Anwohner und Stadt reden viel – nur eine Lösung scheint fern.
Der Estrich ist schon nass, langsam zieht die Feuchtigkeit die Wände hoch. Im Keller von Alexander Koerver zeigt sich das Bild, vor dem sich hunderte Haushalte im Nordbezirk fürchten. Das Problem ist steigendes Grundwasser, das sich in die Häuser drückt. Seit Anfang April wird dies massiv. Zuvor waren Koerver und seine Nachbarn vor dem Wasser geschützt.
Bis zum Ersten des Monats hat die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) nämlich Grundwasser-Pumpen am Rislerdyk betrieben. Mit den Geräten schützte das Unternehmen seit vielen Jahren 47 eigene Häuser im Umkreis – und nebenbei auch den Rest der Nachbarschaft. Nun hat die LEG ihre Immobilien abgedichtet und die Pumpen erstmal abgestellt. Das Wasser wird nicht mehr in die Niepkuhlen abgeleitet. Seitdem ist das Grundwasser um zirka 30 Zentimeter gestiegen, erste Keller werden feucht.
„Bei mir kann das Grundwasser 80 bis 100 Zentimeter steigen“, sagt Koerver, der direkt gegenüber der sanierten LEG-Häuser lebt. Der Bausachverständige eilte bereits zur Hilfe. Demnach muss auch Koervers Keller abgedichtet werden. Kosten: Etwa 20 000 Euro. Ärgerlich, findet Koerver. Denn das Problem hätte vermieden werden können. Seit etlichen Monaten ist bekannt, dass die LEG ihre Pumpen nicht mehr lange betreiben möchte. Koerver und andere Anwohner hätten sich in dieser neuen Situation mehr Hilfe von der Stadt gewünscht. „Es ist unmöglich, wie die Stadt das verschludert hat“, sagt Koerver.
Tatsächlich ist für Außenstehende zunächst kaum erklärlich, wie es so weit kommen konnte. Die Anwohner wussten schließlich Bescheid. Ihr Sprachrohr, die Interessengemeinschaft (IG) Trockene Keller, wusste Bescheid. Auch die Stadt wusste Bescheid. Seit zweieinhalb Jahren debattieren die IG, die Verwaltung und Politiker das Pumpen-Problem in einer Arbeitsgruppe. Der Blick in die Sitzungsprotokolle zeigt: Es wurde viel geredet und wenig entschieden. Dabei machte die IG immer wieder deutlich, dass die Stadt endlich zu einer Lösung beitragen sollte. Noch Ende März schrieben die Bürgervertreter einen Brief an Oberbürgermeister Frank Meyer. Zu Gesprächen sei man jederzeit bereit, heißt es darin. Und: Das Problem bedürfe dringend einer Lösung.
Die Stadt hat Hilfe angeboten, aber keine Kostenübernahme
Die Stadt ihrerseits hat immer wieder Hilfsbereitschaft gezeigt. Helmut Döpcke, Vorstand des Kommunalbetriebs der Stadt, ist an den entscheidenden Gesprächen beteiligt. „Es ist klar, dass wir bei der Ausarbeitung technischer Möglichkeiten helfen werden“, sagt er. Doch die Stadt könne nicht alle weiteren Kosten tragen. Es wäre den meisten Krefeldern wohl schwer zu vermitteln, warum die Allgemeinheit für Pumpen und trockene Keller in einem Bezirk aufkommen soll. So wird der Ärger nun akut.
CDU-Ratsherr Walter Fasbender ist Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Trockene Keller. Gerade bekommt er viele Mails und Anrufe von Nachbarn, denen das Grundwasser zu schaffen macht. Eine echte Perspektive für ihr Problem kann er nicht bieten. Ob, wann und welche Lösung es gibt? Das weiß er nicht. Kurzfristig könne man auf einen trockenen Sommer hoffen, sagt Fasbender.
Dass die LEG für andere Häuser doch noch mal ihre Pumpen anschmeißt, sei nicht zu erwarten. Vertragsabsprachen der LEG sprechen offenbar dagegen. Zudem will das Unternehmen die dauerhaften Kosten für die Pumpen endlich los werden und sehen, ob die neue Abdichtung funktioniert. Wenn die Nachbarn ähnliche Arbeiten wie die LEG an ihren Häusern durchführen würden, würde das lange dauern. Zudem würden für viele Hausbesitzer wohl Kosten in je sechsstelliger Höhe anfallen.
Also muss wohl eine neue Pumpenlösung her. Was dabei technisch und finanziell optimal ist, muss noch bestimmt werden. Wichtig für so eine Empfehlung wäre eine Datengrundlage. Das heißt: Man bräuchte bauliche Details einzelner Häuser, um zu sehen, wer wie vom Grundwasser betroffen ist. Eine erste Erhebung der Stadt sollte das herausfinden. Das Problem: Nur wenige Bürger beteiligten sich. Andere machten ungenaue Angaben. „Das war nicht sehr befriedigend“, sagt IG-Mann Fasbender. So ging wertvolle Zeit verloren. Nun soll ein zweiter Anlauf zeitnah Klarheit bringen. „Die Bürger müssen dabei mitwirken“, sagt Döpcke vom Kommunalbetrieb.
Auf ausreichender Datengrundlage kann die beste Lösung erarbeitet werden. Zwei Varianten waren bereits im vergangenen Jahr im Gespräch. Entweder das Pumpensystem der LEG kommt in neue Trägerschaft oder eine neue Anlage wird errichtet. Kurz vor Ostern trafen sich alle Beteiligten noch mal bei Oberbürgermeister Meyer. Dabei kam eine weitere Idee auf. Womöglich reichen auch kleinteilige Pump- und Drainage-Lösungen für einzelne Grundstücke. Sagen kann man das erst, wenn es Daten zu den einzelnen Immobilien gibt.
Die kleiner Variante könnte womöglich Ärger lindern, da Kosten Grundstücken und ihren Eigentümern klarer zuzurechnen wären. Bei den großen Lösungen mit zentralen Pumpsystemen wollte bislang niemand Verantwortung übernehmen. Denn damit sind Kosten und Haftungsverpflichtungen verbunden. Diesen Service einzelnen Immobilieneigentümern zu gewähren, ist für die Stadt wohl kaum möglich. Die Stadtwerke haben sich zwischenzeitlich als technischer Dienstleister bei der Grundwasserabsenkung angeboten. Allerdings, ohne jegliche Pflichten zu übernehmen.
Die Interessensgemeinschaft will als Organisation nur Kommunikator sein – keinesfalls aber Betreiber und Finanzier. Blieben die Anwohner, die für den Bestand des eigenen Kellers aufkommen könnten. Da will sich, so ist zu hören, kaum jemand bewegen. Getreu der Devise: Der Nachbar wird’s schon richten. Denn die Kosten könnten enorm werden. So hat es eine Modellrechnung aus dem Oktober gezeigt. Würden sich 300 Haushalte an einer Pumpengemeinschaft beteiligen lägen die jährlichen Betriebskosten zwischen 616 bis 866 Euro pro Mitglied. Kosten für die Erstanschaffung der Technik stecken da noch nicht drin.