Volkshochschule „Wir können nicht alles auf E-Learning umstellen“

Krefeld · INTERVIEW Inge Röhnelt, Direktorin der Volkshochschule Krefeld, erklärt, wie ihre Einrichtung mit der Corona-Krise umgeht.

Inge Röhnelt ist die Leiterin der Volkshochschule in Krefeld.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Frau Röhnelt, wie gespannt haben Sie die Pressekonferenz der Bundeskanzlerin am Mittwoch verfolgt?

Inge Röhnelt: Wir haben schon am PC gesessen und die leichte Verzögerung machte einen auch kribbelig. (lacht) Letztendlich bin ich über die Entscheidungen nicht überrascht, sondern froh, dass vernünftige und einheitliche Entscheidungen gefällt wurden.

Sind Sie enttäuscht, dass die Volkshochschulen vorerst bis zum 3. Mai weiter geschlossen bleiben?

Röhnelt: Es geht immer um Abwägung und das Beobachten der Zahlen. Wichtig ist, dass die Teilnehmer sich nicht in der VHS infizieren können. Ich bin mit der Entscheidung zufrieden, wir müssen uns eben in Geduld üben. Der Rückgang bei den Infektionszahlen ist in jedem Fall als Erfolg zu sehen. In der Woche vor dem 3. Mai wird es dann wohl weitere Regelungen geben.

Was kann die VHS ihren Schülern derzeit bieten?

Röhnelt: Für uns ist das eine schwierige Zeit. Wir versuchen, online etwas zu bieten, beispielsweise mit Clips zu Rückengymnastik oder schönen Orten in Krefeld und Umgebung. In Kürze bieten wir unsere ersten beiden Webinare (siehe Kasten, Anm.d.Red.) zu Themen, die gerade in der Corona-Zeit interessant sein könnten. Aber eigentlich widerspricht es unserem Leitbild. Vom Grundsatz her wollen wir als Volkshochschule auch im digitalen Zeitalter ein Ort der Bildung und Begegnung sein, mit sozialen Kontakten. Es ist auch gar nicht möglich, nun den gesamten Apparat auf E-Learning umzustellen. Punktuell versuchen wir natürlich trotzdem, etwas auf die Beine zu stellen, zum Beispiel im Integrations-Bereich für die Deutsch-Lerner. Wenn man da mehrere Wochen lang auf der Stelle tritt, wirft es einen lerntechnisch schon sehr zurück.

Wie sieht dieses Angebot aus?

Röhnelt: Es ist ein Pilotprojekt, technisch sehr herausfordernd. Ein kleines Angebot, das aber einen ungeheuren Aufwand bedeutet. Wenige Dozenten sind dazu in der VHS anwesend und halten per Chat den Kontakt zu den Kursteilnehmern. Dazu rufen wir aber aktuell jeden Teilnehmer individuell an und erklären ihm, wie er das Angebot aufrufen kann – teilweise auf Arabisch oder Russisch. Bis wir so etwas interaktiv für all unsere Kurse anbieten könnten, wäre die Corona-Zeit wahrscheinlich vorbei. Wir hoffen dennoch, dass all unsere Kursteilnehmer uns wohlgesonnen bleiben, auch wenn wir nicht im großen Stil Onlineangebote machen können.

Wie könnte eine Wiederaufnahme des Unterrichts an der VHS aussehen?

Röhnelt: Wünschenswert wäre, wenn man uns wie in den Schulen mit kleinen Kursen starten lässt, wo die Leute den Sicherheitsabstand einhalten können.

Wie sieht es mit den Entgelten für Kurse aus, die derzeit unterbrochen sind?

Röhnelt: Am Kursende wird scharf abgerechnet, und Entgelte für nicht durchgeführten Unterricht werden erstattet beziehungsweise nicht eingezogen. Aber die Abrechnung machen wir erst am Ende, da wir ja noch nicht wissen, was nicht vielleicht noch an Unterricht stattfinden kann.

Was passiert in der Zwischenzeit an der VHS?

Röhnelt: Die Verwaltung läuft auch in der Corona-Zeit weiter. Wir sind mitten in der Planungsphase für das kommende Semester ab September. Wir hoffen natürlich, dass die Einschränkungen bis dahin aufgehoben sind und die Teilnehmer uns wieder besuchen können wie zuvor. Wir erproben auch E-Learning-Angebote für den Unterricht, wir renovieren, schaffen neue Geräte an und bereiten Angebote vor wie „VHS vor Ort“, bei dem wir verstärkt in die Stadtteile gehen.