Friedenskirche 150 Jahre: Jubiläum für Krefelds größte evangelische Kirche

Cracau · Die Gemeinde feiert gemeinsam mit allen im Quartier „ihre“ Friedenskirche.

Marc-Albrecht Harms (l.), Günter Krenz und Brigitte Koll präsentieren das Jubiläums-Programm.

Foto: wz/Andreas Bischof

„Die Friedenskirche ist für mich ein Kindheitserlebnis“, sagt Brigitte Koll. „Ich wuchs praktisch mit der evangelischen Kirche auf und früher kamen wir jeden Sonntag mit der Familie zum Luisenplatz, um die Fortschritte beim Wiederaufbau der Kirche zu sehen. Ich liebe die Friedenskirche also auch als Gebäude, nicht nur ihre Menschen.“ Koll ist heute aktives Mitglied der Gemeinde – und eine von vielen, die sich auf das außergewöhnliche Jubiläum freuen, welches im September für die Friedenskirche ansteht: Dann wird das Gotteshaus 150 Jahre alt.

1874 wurde es als evangelische Fest- und Stadtkirche eingeweiht, das Gebäude erlebte zwei Weltkriege und ist immer noch Krefelds größte evangelische Kirche. „Sie wurde während des deutsch-französischen Krieges erbaut und genau am 9. September 1874 eingeweiht – aber man hatte schon Jahrzehnte zuvor angefangen, nach einem Ort für eine neue Kirche zu suchen“, erklärt Presbyteriumsvorsitzender Günter Krenz. „Die Gemeinde war gewachsen – und Geld war auch da.“

Für die drei Glocken spendete Kaiser Wilhelm Geschützbronze. Zwei Glocken mussten während des Ersten Weltkriegs jedoch wieder an die Metallsammelstelle abgegeben werden. Im Oktober 1923 wurden zwei neue Glocken eingeweiht – doch auch diese wurden 1942 während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. Die dritte Glocke wurde nach der Zerstörung der Kirche im Juni 1943 aus den Trümmern geborgen, war aber nicht mehr zu gebrauchen. Erst ab 1957 läuteten wieder drei neue Glocken im Turm – diesmal aus Stahl und nicht mehr für Kriegsgerät einzuschmelzen.

Die Kirche selbst war zu Beginn eine Feier- und Festkirche und wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Gemeindekirche. Da bekam sie auch einen kleinen Konfirmandensaal. Vor rund 25 Jahren kam das Gemeindehaus hinzu, das seither ein wichtiger Anlaufpunkt nicht nur für die Gemeinde, sondern für das Quartier insgesamt geworden ist.

Nicht nur evangelische Besucher bei Festen und im Jugendtreff

„Das offene Konzept der City-Kirche ist uns wichtig“, sagt Marc-Albrecht Harms, seit 2021 Pfarrer der Friedenskirche. Jeden zweiten Mittwoch gebe es ein kostenloses Frühstück, donnerstags ein Café mit Mittagstisch. „Und seit rund 25 Jahren haben wir die Veranstaltungsreihe Kulturpunkt mit gut 50 Events pro Jahr.“ Ob Gospelchor oder Kabarett, Weihnachtsoratorium oder prominente Referenten: Das Programm ist breit gefächert – und ehrenamtlichem Engagement zu verdanken. „Das macht unsere Gemeinde auch aus, dass sich so viele ehrenamtlich einbringen“, sagt Harms. Alleine könne er als Pfarrer mit einem Vollzeit-Küster, einem Hausmeister und einer Musikerin mit je halber Stelle nicht schaffen. „Viele finden auch bei uns ein zweites zu Hause, etwa wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden.“

Wichtiger Bestandteil der Friedenskirche ist auch das Jugendhaus im Innenhof. „Unsere Kinder- und Jugendarbeit gibt es ebenfalls bereits sehr lange, und das nicht nur für die evangelischen Kinder, sondern für alle im Quartier“, sagt der Pfarrer. Die Bevölkerung im Viertel habe sich sehr verändert in den letzten Jahrzehnten. „Jeden Tag kommen rund 40 bis 45 Kinder und Jugendliche zu uns, davon sind vielleicht eine Handvoll evangelisch. Dennoch sehen alle die Kirche als ‚ihre Friedenskirche’.“ Ähnlich sehe es auch bei den Gemeindefesten aus: Da seien die wenigsten Gemeindemitglieder, „aber dennoch bringen sie sich ein, backen Kuchen, kommen vorbei“, so Harms.

Das wird wohl auch im September so sein: Gefeiert wird das große Jubiläum der Friedenskirche mit einem Festgottesdienst am 22. September und im gesamten kommenden Monat mit einigen besonderen Veranstaltungen. Den Abschluss macht das Gemeindefest am Sonntag, 29. September (siehe Info-Kasten). Viel Wissenswertes zu 150 Jahren Friedenskirche erfährt man aus der gut 100-seitigen Festschrift, die gegen eine Spende von fünf Euro zu haben ist.