Promenade Ärger um Sperrungen für Rad-Trasse
Krefeld · Jürgen Hengst, Ratsmitglied der SPD, will keine voreiligen Maßnahmen umgesetzt sehen, bevor die Promenade komplett fertig ist.
Noch kein Meter der Krefelder Promenade ist freigegeben, geschweige denn fertiggestellt. Doch die Diskussion um den Radschnellweg und seiner Auswirkungen, der in Zukunft Uerdingen mit Forstwald quer durch das Stadtgebiet verbinden wird, hat längst begonnen. In einer Vorlage, die die Verwaltung im Bauauschuss eigentlich am Mittwoch vorlegen wollte, empfahl sie dauerhafte Straßensperrungen der Maybach- und Glindholzstraße, just da, wo sich die Wege mit der Straßenbahnlinie 044 in Oppum kreuzen. Die Krefelder Promenade soll künftig in diesem Stück parallel zu den Gleisen verlaufen. Autos und Lkw sollen den Radfahrern dann nicht mehr in die Quere kommen. Der Verkehr würde sich auf die Buddestraße verlagern. Die Frage ist offen, wer an dieser Stelle künftig Vorrang genießen soll. Die Radfahrer oder die Autofahrer? Es drohen Staus. Kein schönes Szenario.
Verwaltung zieht Vorlage
für den Bauauschuss zurück
Anwohner beschwerten sich schon über die Pläne der Sperrungen. Die CDU ließ Handzettel verteilen. Die Bürger sollten ihrem Protest Ausdruck verleihen gegen das Vorhaben. Nun aber habe die Verwaltung die Vorlage vorerst wieder zurückgenommen, wie Jürgen Hengst, Ratsmitglied der SPD, am Dienstag mitteilte und den Schritt auch begrüßte: „Erst wenn die gesamte Trasse der Krefelder Promenade fertiggestellt ist, macht es Sinn, über Schließungen und Querungen zu reden.“ Noch gebe es für solche Veränderungen keine Mehrheit, so Hengst.
Die Abschnitte 8, 9, 10 und 11 der Promenade, ab der neuen Hauptfeuerwache bis zur Unterführung der A57 in Linn, sollen in diesem Jahr eingeweiht werden. Es wäre das erste Teilstück der groß angelegten Verkehrsader in Ost-West-Richtung für Radfahrer. Erst in fünf Jahren soll die gesamte Trasse fertig sein. Bis dahin ist noch eine Menge zu tun. Vor allem die Abschnitte 5, 6 und 7 in der Innenstadt, wenn die Strecke über Privatgelände der Deutschen Bahn und der Islamischen Gemeinde Krefeld führt. Bis alles so weit ist, wird noch einige Zeit ins Land ziehen.
Hengst: Die fertige Trasse
wird ein Zugewinn sein
„Wenn man solch ein Mobilitätsangebot macht, dann muss es auch eine echte Verbesserung sein. Wenn die Trasse einmal fertig ist, dann wird sie ein Zugewinn sein“, sagt der Sozialdemokrat Jürgen Hengst.
Das Thema Straßensperrungen ist nicht neu. Für die Innenstadt hatte auch die Klima-Initiative Fridays for Future solche gefordert, unterstützt von den Linken und den Grünen – und der Krefelder Politik mit Jürgen Hengst eine Liste vorgelegt, auf der die Fraktionen Ja oder Nein ankreuzen sollten. Aufgeführt waren mehrere vorgeschlagene Straßensperrungen, darunter die St. Anton-Straße, Rheinstraße oder sogar der Ostwall. Der SPD-Mann wies dieses Vorgehen nun zurück: „Ich begrüße die Initiative Fridays for Future. Aber so kann man das nicht machen. Wir können in demokratischen Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung jedoch gerne über jeden Vorschlag reden.“ Hengst setzte sich für einen Ansatz von „Maß und Mitte“ ein: „Die Interessen aller Bürger sind wichtig. Da müssen wir uns an die Spielregeln halten, bei den Fakten bleiben und nicht nur knackige Schlagwörter bringen.“
Eingriffe in den Verkehr gibt es schon an einigen Stellen in der Innenstadt. Doch auch hier zeigt sich, dass Sperrungen nicht so einfach zu realisieren sind. Eine Mehrheit im Rat gibt es dafür nicht. Auf der Rheinstraße zwischen Königstraße und Ostwall sollen Poller und Fahrradbügel künftig zwar Wildparker abhalten. Die Durchfahrt aber soll weiter möglich sein. Leute, die aus der Tiefgarage des Behnisch-Hauses fahren, sollen in Richtung Ostwall abbiegen können. Auch die Königstraße, ab Dreikönigenstraße bis zur Ausfahrt der Parkgarage am Behnisch-Haus, sollte nach dem Willen von Fridays for Future autofrei werden. Doch die Mehrheitsfraktionen stellten sich dagegen. An der Wiedenhofstraße an der Alten Kirche sei eine Sperrung aber immer noch ein Thema, so Hengst.
Auch bei Politikern der Bezirksvertreung Oppum-Linn sind die Pläne Thema. „Im vorigen Monat hörten wir zum ersten Mal, dass mehr als 20 000 Radler pro Tag den Radfernweg nutzen werden“, berichtet CDU-Sprecher Thilo Forkel. „Jetzt soll die Buddestraße eine Vorrangschaltung für den Radfernweg erhalten. „Das bedeutet: Wenn ein Radfahrer kommt, wird die Schranke den Verkehr anhalten, damit der Radler schnell und bequem die Buddestraße queren kann.“ Mit dieser Vorrangschaltung würde die Buddestraße noch mehr belastet.
Der CDU-Mann findet, dass durch diese geplanten Maßnahmen das Mobilitätskonzept der Stadt leiden wird. „Der Verkehr wird sich seinen Weg auch über die Untergath suchen und am Dießemer Bruch, an der einspurigen Unterführung, aus beiden Richtungen stecken bleiben.“ Vor der Sitzung des Ausschusses hat Forkel 2000 Handzettel im Ortsteil verteilt.
Helmut Späth, SPD-Sprecher in der BZV, sieht die Planungen in einem anderen Licht: „Die prognostizierten Zahlen geben die Anzahl der Radfahrer insgesamt auf der Strecke, bis ins Grenzland, an, nicht nur in Oppum.“ Außerdem sei die Sperrung der Glindholzstraße schon bei der Erörterung des Stadtteilkonzeptes 1992 beschlossene Sache gewesen. „Die Radpromenade ist eine gute Sache, die alle wollen, die nicht zerredet werden soll“, erklärt der Sozialdemokrat. Er schlägt vor, die Griesbacher Straße endlich zu öffnen. „Darüber kann der Verkehr problemlos ausweichen.“