Hilfe Alzheimer-Erkrankung soll nicht im Mittelpunkt stehen

Vor dem Welt-Alzheimertag am Samstag erzählt eine Angehörige, wie sie mit der Demenzerkrankung ihres Mannes umgeht – und dabei Hilfe erhält.

 Anna Schlünkes kümmert sich um ihren dementen Ehemann.

Foto: Andreas Bischof

Plötzlich stand ihr Mann Hans vor dem gewohnten Supermarkt und wusste nicht mehr, wie er das Geschäft betreten kann, wo die Türe ist. Bei einer Fahrt mit dem Auto kannte er den Weg zu den Bekannten nicht mehr und fuhr quer durch den Ort. Als ihr Partner immer öfter gewohnte Dinge nachfragte, wurde Anna Schlünkes aufmerksam, sie gingen zum Arzt. Die Diagnose: Schlünkes’ Mann ist demenzkrank in einem frühen Stadium.

„Es waren für mich Alarmsituationen“, berichtet die 69-Jährige bei einem Treffen vor dem Welt-Alzheimertag am Samstag, 21. September. „Mir ist klar geworden, was passiert. Zuerst hat uns der Arzt nicht ernst genommen. Erst der Neurologe überwies uns in das Gerontopsychiatrische Zentrum der Alexiander Krefeld, das wir nun ambulant besuchen. Medizinische Tests brachten die Gewissheit. Hier fühlen wir uns jetzt bestens behandelt und gut aufgehoben, zumal sich die Krankheit vor einem Jahr verschlimmerte. Die Defizite traten immer öfter auf.“

Anna Schlünkes hat die Familie und die Menschen ihrer Umgebung daraufhin unterrichtet, viele mit Telefonnummern versehen, für den Notfall. Doch es sei schwer für ihren 80-jährigen Mann über die Krankheit zu sprechen. „Er verdrängt sie. Ich musste diplomatisch sein, ihn zu Arztterminen begleiten, um zu erfahren, was der Arzt gesagt hatte.“ Zumal Hans Schlünkes auch Lungenkrank ist und zu Depressionen neigt. Dankbar sei sie heute, mit ihrem Mann an der Gedächtnissprechstunde im Alexianer-Zentrum teilnehmen zu können, fachgerechte Hilfe zu bekommen. Mittwochs findet zusätzliche der ‚Treff aktiv’ der Gerontopsychiatrie statt, der mit gemütlichem Kaffeetrinken beginnt, mit Lockerungs- und Gedächtnisübungen und einem Austausch zwischen den Angehörigen weitergeht und der mit einer ordentlichen Partie Skat für die Männer endet. „Letzteres fördert das Gedächtnis“, sagt Schlünkes und lächelt.

Sozialpädagogin: Familien
sind oft überfordert

Sozialpädagogin Katrin Krah koordiniert die Hilfsangebote im Alexianer-Zentrum. „Als erstes ist die Diagnostik wichtig“, erklärt sie. „Handelt es sich wirklich um eine Demenz oder sind ein Vitamin-B12-Mangel oder eine Schilddrüsendysfunktion Ursachen für die Verwirrtheit? Das stellt der Arzt fest. Wir begleiten dann die kranken Menschen, ohne die Angehörigen zu vergessen.“ Die Familie sei oft überfordert, weiß die Fachkraft. „Wir begleiten sie langfristig, führen Entspannungs-Möglichkeiten, psychologische Einzelgespräche oder Gruppen-Angebote durch.“ Da die Demenz fortschreite, ändere sich auch stets der Bedarf der Hilfsangebote. „Die Menschen dürfen nicht in eine Versorgungslücke kommen“, betont Krah.

Da es immer mehr Single-Haushalte gebe, „bieten wir auch an, Betreuungskräfte nach Hause zu entsenden, damit die Menschen so lange wie möglich selbstständig im eigenen Haus leben können. Die Kranken können auch mit GPS ausgestattet werden. Falls sie den Weg nach Hause nicht mehr finden, können sie geortet werden.“

Anna Schlünkes und ihr Mann wollen die Krankheit nicht zum Mittelpunkt ihres Lebens machen. „Wir möchten einen schönen gemeinsamen Lebensabend verbringen, nur eben auf eine andere Art. Bergwandern und Schwimmen wie früher sind nicht mehr möglich, wir gehen nun spazieren. Es hat mich Überzeugung und meinen Mann Überwindung gekostet, einen Rollator zu benutzen.“

Sie habe sich auf die Krankheit eingestellt, berichtet die 69-Jährige weiter. „Wir haben Kinder und Enkelkinder. Meine 43-jährige Tochter hilft mir. Es gibt Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Wir haben die wichtigen Vorsorgemaßnahmen getroffen.“ Es gebe viele Anregungen zur Freizeitgestaltung, sagt Anna Schlünkes noch. Und ab und zu gucken beide in die Fotoalben mit den Bildern der schönen Bergwanderungen.