Grafiker Heinz von der Way: Zwei Welten, zwei Ausstellungen

Im Stadtarchiv und in der Alten Post sind Werke von Heinz van der Way zu sehen. Der Grafiker war auch für viele Krefelder Firmen tätig.

 Heinz von der Way verdiente als Werbegrafiker Geld, um als Künstler arbeiten zu können.

Heinz von der Way verdiente als Werbegrafiker Geld, um als Künstler arbeiten zu können.

Foto: Stadtarchiv Krefeld

Dem Grafiker und Maler Heinz von der Way (1888-1973) widmen das Stadtarchiv und der Verein „Kunst und Krefeld“ eine gemeinsame Ausstellung. Im Stadtarchiv öffnet sie bereits am Freitag, 20. September, ab 19 Uhr, bei „Kunst und Krefeld“ in der Alten Post an der Steinstraße sind die Werke ab Sonntag, 22. September, ab 11.30 Uhr zu sehen. An der Girmesgath liegt der Schwerpunkt auf den grafischen Arbeiten und der Biografie von der Ways. In der Alten Post ist eine kleine Auswahl seiner Bilder zu sehen.

„Er hat viele Motive in Krefeld und am Niederrhein gemalt“, berichtet Christoph Tölke, Vorsitzender von „Kunst und Krefeld“. Seinen Lebensunterhalt verdiente der gebürtige Krefelder in erster Linie als Gebrauchsgrafiker mit Werbeanzeigen für Firmen und Unternehmen. „Mit diesem Konvolut aus seinem Nachlass können wir den Aspekt der Firmenwerbung in Krefeld gut abdecken“, sagt Archivleiter Olaf Richter. Das sei angesichts fehlender oder verlorengegangener Firmenarchive für die lokale Wirtschaftsgeschichte von besonderer Bedeutung.

Nachlass bietet eine
seltene historische Quelle

Der umfangreiche künstlerische Nachlass mit etwa 150 Ölgemälden, zahlreichen Aquarellen und grafischen Arbeiten sowie die persönlichen Unterlagen von Heinz von der Way, die 2018 als Schenkung an das Stadtarchiv gingen, ermöglicht eine detaillierte Darstellung eines außergewöhnlichen Künstlerlebens. Sehr akribisch hielt der Maler und Grafiker seine Biografie, Alltägliches, aber auch seine wirtschaftlichen Verhältnisse fest. Gerade die Angaben über seine Aufträge, Einkommen und Verkäufe bilden eine seltene historische Quelle.

Während der Inflationszeit 1923 habe er in seinem Atelier im Hansa-Haus beispielsweise ein Bild verkauft und begab sich danach umgehend in die Stadt, um Lebensmittel für seine Familie zu kaufen. „Er hat von jetzt auf gleich gelebt. Am nächsten Tag war das Geld ja schon wieder viel weniger wert“, berichtet seine Enkelin Ursula Altenähr. Auch sein Auftragsbuch hat die Zeit überdauert. In diesem lässt sich nachvollziehen, dass er kontinuierlich von Firmen und Unternehmen mit Reklameanzeigen beauftragt wurde. „Als Grafiker Geld verdienen, um als Künstler arbeiten zu können“, sei seine Devise gewesen, erinnert sich die Enkelin.

Erfinder des Tropfens
in der Bierwerbung

Stadtarchiv-Mitarbeiter Andreas Münzer hat sich intensiv mit den vorhandenen Unterlagen und Dokumenten beschäftigt, die gut vier Archivkartons füllen. In der Ausstellung im Foyer des Stadtarchivs werden unter anderen Anzeigen für die Chemiefirma Stockhausen aus Krefeld präsentiert. Zudem erfahren die Besucher einiges über seine Werbearbeit für Brauereien. Neben der Krefelder Brauerei Rhenania entwarf er Motive und Anzeigen für Brauereien im Rheinland, in Hamburg und München sowie für den Brauerbund. Der abperlende „kalte Tropfen“ am Bierglas sei eine Erfindung von der Ways und steht als Synonym für ein frisch gezapftes Bier.

Sein künstlerisches Handwerk erlernte Heinz von der Way an der Werkkunstschule Krefeld. Dort unterrichtete ihn unter anderem Johan Thorn Prikker (1868-1932). Mit dem späteren Expressionisten Heinrich Campendonk (1889-1957) drückte er an der Petersstraße die Schulbank. Sein malerisches Werk stellte er nach dem Ersten Weltkrieg unter anderem im Kaiser-Wilhelm-Museum sowie anderen Städten im Rheinland aus. Werke von ihm befinden sich heute in verschiedenen Museen, unter anderem in Krefeld. „In der Zeit des Nationalsozialismus war er unauffällig“, berichtet Münzer. Er gehörte der NSDAP nicht an. Inwieweit seine langjährige Mitgliedschaft in einer Loge, von 1930 bis zum Verbot 1933 als Großmeister, in der NS-Zeit von Bedeutung war, ist offen. Nach jetzigem Wissensstand wurde er beruflich nicht eingeschränkt. Als Hilfspolizist musste der damals 55-Jährige noch seinen Dienst in Stadtteil Bockum antreten.