Künstler Die Natur im Atelier: Jerzy Chartowski öffnet seine Werkstatt
Der Uerdinger Künstler zeigt beim Suedgang Werke, die von seiner Vergangenheit, der Zukunft und vor allem von Tieren und Pflanzen inspiriert sind.
Jerzy Chartowski ist ein Phänomen und er ist nicht zu stoppen. Die Wörter sprudeln nur so aus ihm heraus. Er schafft es kaum, die Fülle seiner Gedanken und die daraus entstehenden Skizzen in Bildern zu verwirklichen, obwohl er pausenlos arbeitet. Er besitzt eine visionäre Gabe, die Inspirationen fliegen ihm nur so zu; oftmals in seinen Träumen, denen er in fantastischen Bildern Realität verschafft. Die Werke des gebürtigen Polen, der jetzt in Uerdingen lebt, können im November beim Suedgang besichtigt werden. Sein ganzes Haus ist eine Galerie. Dort arbeitet er auch.
„Ich wusste schon mit vier Jahren, was ich machen wollte“, sagt der 70-Jährige. „Ich war als Kind begeistert von der Natur, habe Fische gefangen, Pilze gesammelt und Pferde beobachtet. Auf einem kleinen Block konnte ich schon bald Skizzen oder kleine Aquarelle fertigen. So wurde mein Talent schnell erkannt.“ Bereits als Grundschüler stellte er im Kulturzentrum seiner Heimatstadt Slupsk aus. Mit dabei: Das Porträt seiner Großmutter und die Pferde, deren Kraft und Schönheit ihn bis heute begeistern. Ab 1970 studierte Chartowski an der Hochschule für Bildende Künste in Danzig und Krakau Malerei, Zeichnung und Grafikdesign. Schon bald erkannten die Dozenten, dass sie ihm nichts mehr beibringen konnten und schlugen vor, dass er seinerseits unterrichten sollte. Das tat er von 1977 bis 1980 auch.
Als der Künstler 1981 nach Deutschland kam, wurde er schnell in etablierte Künstlerkreise aufgenommen. Es folgten Ausstellungen und Projekte unter anderen mit Günter Grass, Herman van Veen und Joseph Beuys. Freunde brachten Jerzy Chartowski und seine Frau Danuta dann aus Oberkassel nach Uerdingen, wieder in Rheinnähe. Das war ihnen wichtig.
„Jeder Tag bringt mir etwas Neues“, erklärt Chartowski, der schon das englische Wort „art“ (zu deutsch Kunst) in seinem Namen trägt. „Den Jahreszeiten, von denen meine liebste der Herbst ist, das Wetter und vor allem meinen Träumen will ich Form geben in meinen Bildern, oftmals in Symbolen und Metaphern.“ Dabei ist der Künstler durchaus auch politisch. „Ich verarbeite in meinen Installationen beispielsweise den Kampf gegen die Umweltverschmutzung. Unsere Welt muss man schützen, Wasser ist unsere Möglichkeit zu überleben. Es ist das Leben.“ Ein Bild zeigt: Auf einem trockenen Blatt bringt Wasser eine grüne Stelle hervor. Auf einem anderen fallen Wassertropfen herab. Sie symbolisieren: Die Zeit vergeht, es gibt kein Zurück.
Auch hat er ein Haus aus Pflanzen in vielen Grüntönen auf seine Leinwand gemalt, eine Familie wohnt darin. Seine Frau Danuta, die ihm zur Seite steht und seine Muse ist, blickt aus dem Fenster. Sie ist auf vielen Bildern zu finden. Eine große, schlanke und barbusige Frau symbolisiert den Herbst mit vielen bunten Blättern. „Das bin ich aber nicht“, sagt Danuta Chartowski und lacht.
Der Betrachter kann sich an den Werken nicht satt sehen, es sind derart viele Details – oftmals auch witzige – darin verarbeitet. Es gibt bei jedem Blick etwas Neues zu entdecken. „Auch noch nach einem halben Jahr“, sagen Kunstliebhaber, die ein Bild von ihm besitzen. Es sind oft versteckte Friedenstauben, Engelchen, Gesichter, die eine neue Nuance in das Bild bringen. Und den Pferden ist Chartowski bis heute treu geblieben, oftmals als Zentauren, den Mischwesen aus Pferd und Mensch.