Gastronomie in Königshof Im Café Königshof wird weiter gekocht

Krefeld · 18 Männer und Frauen mit Behinderung bieten Kaffee und Speisen zum Mitnehmen an.

Das Café ist ein Projekt der Behindertenhilfe: (v.l.) Mitarbeiter Mario Stichter, Bereichsleiter Martin Hanke und Koch Florian Schmidt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Es war ein großer Zufall, dass Mario Stichler von einer Kollegin im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) von der Arbeit im Café Königshof hörte. Nach einer Ergotherapie in der Klinik ging der 45-Jährige dann auch über den Vorplatz dorthin, um Kaffee und Kuchen zu genießen und nach einem Arbeitsplatz zu fragen. Im HPZ sei er nicht mehr zurechtgekommen, berichtet der Mann mit einer geistigen Behinderung. Es sei für ihn alles zu schnell gegangen. Er hatte Glück und wurde genommen. Das ist zwei Jahre her und er fühlt sich wohl. Im Café arbeiten weitere 17 Menschen mit Behinderungen und es gibt noch Kapazitäten.

Jeder wird nach seinen Kompetenzen eingesetzt

Beim derzeitigen Lockdown bietet das Café – es gehört zur Behindertenhilfe der St. Augustinus gGmbH, dem Betreiber der Klinik Königshof – weiterhin Speisen und Getränke für kleines Geld zum Mitnehmen an. Florian Schmidt ist dort Koch, aber noch viel mehr. Zuvor war er im Ziegenpeter am Rheinpark in Duisburg tätig. „Auch dort haben Menschen mit und ohne Behinderung daran gearbeitet, eine Atmosphäre zu schaffen, in denen sich die Gäste wohlfühlen. Ich kenne mich mit der Arbeit aus. Außerdem habe ich es bei Azubis gelernt, sofort festzustellen, was sie können.“ Bei den Menschen mit Handicap, den Klienten, ist es genauso.

18 Männer und Frauen im Alter zwischen 23 und 61 Jahren arbeiten im Café Königshof. Schmidt hat ihre individuellen Fähigkeiten festgestellt und ihnen ein passgenaues Angebot gemacht. „So haben sie eine Beschäftigung, die ihrem Tag Struktur gibt, erfahren Wertschätzung und verdienen noch etwas Geld.“

Manche von ihnen arbeiten morgens, andere mittags. Kuchen backen, Kartoffeln schälen oder Mitarbeit im Service, jeder wird nach seinen Kompetenzen eingesetzt. Mario Stichler spült derzeit vornehmlich. „Ich kann aber auch bedienen und behalten, was zwei Leute bestellen. Mehr schaffe ich noch nicht. Ich komme dreieinhalb Stunden von montags bis freitags. Es gefällt mir hier.“ Schmidt kennt die Vier-Stufen-Methodik, um die Behinderten zu fördern: „Vorarbeiten, Vormachen, Nachmachen und Vertiefen.“

Derzeit sei die Situation schwierig. Aber durch die Verkäufe „to go“ würde Geld eingenommen. Deshalb wünschten sich die Verantwortlichen, dass viele Besucher kommen würden. Denn das Café sei für alle Patienten, Besucher oder Angestellte und Menschen aus der Umgebung, die sich etwas Gutes abholen wollten, offen. „Das ist aber nicht die einzige Einnahmequelle. Die Klienten erhalten Eingliederungshilfe über den Landschaftsverband Rheinland, was einen großen Teil unserer Einnahmen ausmacht“, berichtet Martin Hanke, Bereichsleiter Tagesstruktur und Netzwerke. „Unser Ziel ist es, Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Hier trainieren sie Ausdauer und Belastungsfähigkeit“, sagt er.

Neben dem Café Königshof, das sich vor dem Haupteingang der Klinik, am Dreifaltigkeitskloster 16, befindet, können Menschen mit Behinderungen nach einer Probezeit auch noch mit anderen alltagstauglichen Anforderungen beschäftigt sein: „In der Fahrradwerkstatt, in der Hauswirtschaft oder beim Wäsche waschen“, erklärt Hanke.