Adventlicher Aktionstag Kunst zum Anfassen und Mitnehmen im KWM
Weben, Malen, Schmieden: Im Kaiser-Wilhelm-Museum zeigten Handwerker ihr Können und präsentierten traditionelle Techniken.
Selbst im Foyer des Kaiser-Wilhelm-Museums – üblicherweise nur ruhiger Startpunkt für den Gang durch die Ausstellungen – ist an diesem Samstag viel zu sehen. Im Parterre findet ein „adventlicher Aktionstag“ zur aktuellen Ausstellung „Folklore & Avantgarde“ statt. Die Besucher können unter anderem einer Porzellanmalerin bei ihrer hauchzarten Pinselführung über die Schulter schauen oder einer Goldschmiedin bei ihrer filigranen Arbeit. Kurzführungen in die laufende Ausstellung gibt es auch. Die Besucher sind sehr angetan vom musealen Angebot.
Goldschmiedin Gisa Elmer „schmiedet“ an diesem Tag ohne Feuer. „Das könnte in einem Museum schlecht ausgehen“, sagt sie und lächelt. Trotzdem ist es spannend, ihr bei dem filigranen Handwerk auf die Hände zu blicken. „Ich habe mir einen Ausschnitt des Ausstellungs-Bildes der Malerin Natalja Gontscharowa ‚Komposition mit Pferden und Sirin-Vögeln’ ausgesucht und fertige aus Silber einen Vogel, einen Ausschnitt des Gemäldes in Silber und Gold nach. Es wird eine Brosche.“
Die Besucher sind begeistert. „Die Ergebnisse sind toll“, findet Angela Dohmen. „Ich habe schon viele Goldschmiede-Kurse absolviert. Ich habe gedacht, hier mehr Hintergrund zu finden.“ Ohne Flammen ist das jedoch nicht gut möglich. „Dennoch habe ich viel erfahren. Das geschwärzte Silber mit den Perlen erfordert einen großen Aufwand.“ Ihre Eltern sind vom Design der Künstlerin beeindruckt, besonders von dem schlichten Ring mit Turmalin.
Besucher können schon Weihnachtsgeschenke erstehen
Museumsleiterin Katia Baudin freut sich über den regen Besuch: „Hier trifft – passend zur aktuellen Ausstellung und bei einem kleinen Weihnachtsmarkt – Avantgarde auf Volkskunst. Die Besucher können bei der Herstellung ihres möglichen Weihnachtsgeschenkes zusehen.“ Außerdem betont sie: „Unser Museum ist trotz der Baustelle vor der Türe geöffnet.“
Anja Dolezalek-Watson ist mit ihrem Kunsthandwerk, mit ihrer Arbeit im Museum genau richtig. „Ich entwerfe die Dekore selbst und brenne sie bei 800 Grad Celsius ein.“ Die Künstler brauchen hier viel Talent und eine vierjährige Ausbildung, damit die hauchzarte Malerei gelingt. Dolezalek-Watson versieht einen weißen Teller mit feinem Blumenmuster. Da ist eine ruhige Hand wichtig. „Jedes Teil ist ein Unikat“, sagt sie.
Die anwesenden Kinder haben Spaß bei Produktdesignerin Julia Timmer und ihrem Angebot. Polly (7) und Lori (10) wickeln auf leeren Tape-Rollen Armbänder aus Schnüren, Bändern und vielen anderen Dingen, die keiner mehr braucht und finden das „richtig gut“. Das sei Recycling auf moderne Weise, findet Baudin.
Mädchen und Jungen haben auch Spaß am Kinderwebstuhl der Fachleute aus dem Haus der Seidenkultur. Sie können sehen, wie aus der Kreuzung von Kette und Schuss ein Stoff entsteht. Dazu hat der gelernte Patroneur Günter Göbels alte Patronen, also Musterzeichnungen, von 1951 dabei.
Bettina Knura und ihr Sohn Moritz (14) hören den Erklärungen interessiert zu und finden die Mustervielfalt erstaunlich, die erdacht und nicht kopiert sei. „Es ist eine Herausforderung, die technisches und kreatives Verständnis verlangt“, ergänzt Göbels. Nebenan zeigt Manfred Weisters, wie ein Seidenfaden fachgerecht vom Kokon gewickelt wird. Auch das ist eine Kunst.