SPD-Vorsitz Norbert Walter-Borjans ist ein „Uerdinger Jung“
Krefeld · Der mögliche SPD-Vorsitzende hat am Fabritianum sein Abitur gemacht – und fuhr danach singend über den Marktplatz.
Wird ein gebürtiger Krefelder neuer Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands? Norbert Walter-Borjans, der sich gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken beworben hat, wurden im Vorfeld gute Chancen dazu eingeräumt. Am Freitag endete der Mitgliederentscheid, an dem sich rund 425 000 Parteimitglieder beteiligen konnten, am Samstag wird das Ergebnis feststehen. Ob Walter-Borjans, kurz Nowabo genannt, es geschafft hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Klar ist aber, dass der 67-Jährige im Uerdinger Krankenhaus geboren ist. Er ist also ein „Uerdinger Jung“ – zumindest der Geburtsurkunde von 1952 nach.
Tatsächlich stammt Norbert Walter-Borjans aus der 1910 gebildeten Gemeinde Lank-Latum, die heute zu Meerbusch gehört. Kurze Zeit war sie auch ein Teil von Krefeld, nachdem der Landtag 1974 die Auflösung der Stadt Meerbusch und die Eingliederung in die Seidenstadt beschlossen hatte. 1976 war es damit aber wieder vorbei.
Wie auch immer: Wurzeln von Nobert Walter-Borjans in Krefeld sind durchaus vorhanden. „Meine Eltern wohnten in Lank. Aber das war damals so, dass man ins Krankenhaus nach Uerdingen gefahren ist“, berichtete er 2010 bei einem Besuch in Krefeld. Die höhere Schule besuchte er ebenfalls in der Rheinstadt, am Fabritianum hat er 1971 sein Abitur gemacht. So etwas wie einen Abi-Streich gab es offenbar schon damals: „Nach dem Abi sind wir Schüler mit einem Bauernwagen, auf dem ein nicht gestimmtes Klavier stand, schief singend über den Uerdinger Marktplatz gefahren und haben das Reifezeugnis gefeiert“, erinnerte er sich im Juni 2017. Damals war er prominenter Gast bei der 213. Folge der Montagslesungen vor der ehemaligen Uerdinger Bücherei und las aus dem Buch „Raumpatrouille“ von Matthias Brandt.
Im Frühjahr des gleichen Jahres hatte Walter-Borjans auch einen Wahlkampfauftritt für die SPD im Gleumes. Und einige Jahre zuvor talkte er im Nordbahnhof, wo er sich bohrenden Fragen ausgesetzt sah. Er habe doch den gleichen Mathe-Lehrer wie der Krefelder FDP-Bundestagsabgeordnete und Haushaltsexperte Otto Fricke am Fabritianum gehabt. „Wer von Ihnen kann denn besser rechnen?“ Eine Antwort gab Walter-Borjans damals nicht.
Benedikt Winzen, kommissarischer SPD-Vorsitzender, betont: „Norbert Walter-Borjans hat einen starken Bezug zu Krefeld.“ Er sei ein „feiner Kerl“, dem er für die Wahl die Daumen drücke.
Walter-Borjans lebt schon lange in Köln. Die Krefelder Wurzeln hat er aber nicht vergessen: „Wenn die Kölner Haie gegen die Pinguine spielen, bin ich immer hin- und hergerissen“, verriet er vor Jahren.