Krefelder Denkmal Das Warten aufs Stadtbad-Konzept

Krefeld · Nachgehakt Machbarkeitsstudie für das Denkmal an der Neusser Straße wird es in diesem Jahr nicht mehr geben.

Das Alte Stadtbad an der Neusser Straße bietet viel Raum für Ideen für eine neue Nutzung.

Foto: Karsten Schnölzer - SOLIDGROUND

Im alten Stadtbad an der Neusser Straße haben viele Krefelder das Schwimmen gelernt. Doch damit ist es lange vorbei: Seit Anfang der 2000er Jahre steht das unter Denkmalschutz stehende Gebäude leer. Nach jahrelangem Verfall hat die Stadt das Schmuckstück 2018 wieder für sich entdeckt, eine Machbarkeitsstudie soll eine Antwort darauf geben, wie das riesige Ensemble genutzt werden kann. Doch die Ergebnisse lassen auf sich warten.

Im August hatte Oberbürgermeister Frank Meyer erklärt, in dem seit fast 20 Jahren leer stehenden Denkmal könne er sich ein Gründerzentrum gut vorstellen: „Das kann ein einzigartiger Ort werden, diese Chance dürfen wir nicht versemmeln.“ Die Machbarkeitsstudie sei fast fertig, im Herbst könne sie der Politik vorgelegt werden.

Doch der Zeitplan ist nicht zu halten: „Es gilt alle in der Studie genannten Bedarfszahlen durch die unterschiedlichen Fachbereiche noch mal auf Richtigkeit und Plausibilität zu prüfen. Außerdem möchte die Verwaltung die beauftragten drei Varianten priorisieren, bevor im Frühjahr die Politik einbezogen wird“, erklärt Dirk Senger vom Presseteam der Stadt auf Anfrage. Die weitere Beratung in den politischen Gremien sei im Frühjahr 2020 vorgesehen.

Blick auf Arbeitsplätze,
Wohnen und Freizeit

Drei alternative Nutzungskonzepte sollen dann vorgelegt werden. Es soll Antworten auf die Fragen geben, welche Nutzungsarten (unter anderem mit Blick auf Arbeitsplätze, Wohnen und Freizeit) in welche Bau- oder Grundstücksteile am besten passen und wie dieses funktional wie auch ökonomisch bewertet wird.

Auch die Wiederbelebung eines Schwimmbads in einem Gebäudeteil ist nicht vom Tisch. Aus Sicht von FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann wäre eine Nutzung als Hallen- oder als orientalisches Dampfbad denkbar. Letzteres passe auch gut in die türkische Community des Viertels. Doch man müsse auch über eine Stilllegung mancher Bereiche nachdenken. Denn auf dem mehr als 8000 Quadratmeter großen Areal gebe es viele kleine Bade-Zimmer, verwinkelte Gänge und Keller ohne Außenzugang.

„Uns fehlt die Phantasie, wie man das Stadtbad nutzen könnte“, sagt Heitmann. Die Machbarkeitsstudie könne hier hilfreich sein – wenn sie denn ganz konkrete Ergebnisse habe und nicht nur Optionen aufzeige. Leider seien Investoren in der Vergangenheit vor der großen Aufgabe zurückgeschreckt.

Laut Benedikt Winzen, Fraktionsvorsitzender der SPD, gebe es Gespräche mit Fördergebern, „wo wir über Millionenförderung sprechen“. Konkreter wird er nicht, Anfang 2020 könne voraussichtlich eine Grundsatzentscheidung über eine zukünftige Nutzung getroffen werden. „Mit Blick auf die Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie gilt hier deshalb: Am liebsten so schnell wie möglich, aber eben auch so fundiert wie möglich. Von der Nennung konkreter Zeitvorstellungen sehen wir daher ab.“

Der SPD-Politiker lobt das Engagement des Vereins „Freischwimmer“. Von der Stadt sei die ehrenamtliche Initiative mit 25 000 Euro bezuschusst worden, sie habe aber ein Vielfaches davon akquiriert. Für eine Zwischennutzung sei das Bad „in guten Händen“.

In der Tat haben die „Freischwimmer“ nicht nur kräftig aufgeräumt, Führungen organisiert und eine „Mach-Werk-Stadt“ in einem renovierten Schuppen eingerichtet, sondern auch Nutzungsideen entwickelt, für die schon Gelder gesammelt werden. Unter anderem soll das ehemalige Freibad zur „grünen Oase“ mit viel Aufenthaltsqualitat werden. Eine Seebühne im Schwimmbecken ist in Planung, die Koi-Karpfen im Kinderbecken schwimmen schon.

Ratsfrau Ingeborg Müllers (CDU) betont: „Die Gebäude an der Neusser Straße und das Freigelände an der Gerberstraße sind vielen Krefelder Bürgern wichtig. Aus diesem Grund ist es sehr negativ, dass die Machbarkeitsstudie noch nicht vorliegt.“ Das Engagement der „Freischwimmer“ habe es verdient, mit der Studie das weitere Vorgehen planen zu können. Dazu gehöre auch die Diskussion über Fördermittel oder sonstige Investitionen durch die Stadt, Unternehmen oder private Investoren.

Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Jürgen Wettingfeld ergänzt: „Im Februar hieß es vom Beigeordneten Linne, die Studie sei fertig und erste Ergebnisse würden besprochen. Im Juli hat der Rat einen Antrag beschlossen, dort ein Gründerzentrum zu errichten. Anfang September erklärte der Oberbürgermeister, sie befände sich in der Schlussfassung.“ Hier habe die CDU von der Verwaltung mehr erwartet.

Das Stadtbad bietet sich als „Ort für neue Ideen“ geradezu an. Ob das Gelände für Start-ups oder als Gründerzentrum nutzbar sei, müsse geprüft werden. Wichtig sei aber, „dass die Innenstadt viel mehr solcher Impulse braucht“. Für die CDU gehöre auch die Turnhalle an der Gerberstraße dazu. „Diese müssen wir als wichtigen Standort für das Quartier erhalten und sanieren.“